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Bauleute beschimpft

Sorry, „Kollega“!

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Unsere Redakteurin Claudia Marsal hat sich kürzlich für einen Landsmann geschämt und sich mit Kaffee und Toastbrot an einer Schadensbegrenzung versucht.
Veröffentlicht:21.11.2023, 05:03

Von:
  • Claudia Marsal
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Unser Dorf wird gerade fit gemacht für die Zukunft. Wir bekommen schnelles Internet. Seit einigen Wochen mühen sich polnische Bauarbeiter, die Glasfaserkabel in den Boden zu bringen. Das Wetter ist ihnen dabei nicht immer hold. Doch sie knien selbst bei strömendem Regen auf dem Gehweg, um die Steine aufzunehmen und später, wenn die Leitungen drin sind, wieder einzusetzen. Dem zolle ich größten Respekt. Sofort nach dem Hellwerden legen die Männer los. Und wenn es dunkel ist, behelfen sie sich mit Scheinwerfern. Selten so fleißige Bauleute gesehen. Trotzdem wurde ich dieser Tage Zeuge einer unschönen Szene.

Kurzzeitige Sperrung

Der Baufortschritt hatte an besagtem Morgen eine kurzzeitige Sperrung der Fahrbahn nötig gemacht, weil der Baggerfahrer sonst nicht den Graben hätte ausheben können. Kurz hinter meinem Haus ging es deshalb nicht weiter. Doch das war eigentlich kein Problem.

Denn die Straßen in meinem Heimatort bilden ein Viereck. Ergo kommt man mit einem kleinen Umweg auch von der anderen Seite an jedes Haus ran. Ein SUV-Fahrer wollte ‐ von mir auf diese Möglichkeit hingewiesen, das allerdings nicht akzeptieren. Wutentbrannt entstieg er seinem Auto und maulte den Trupp voll. Kurzfassung: „Kein Wunder, dass es nicht läuft, sind ja faule Polen“ ... Aha.

In Ermangelung deutscher Vokabeln bekamen die Arbeiter glücklicherweise nicht alles von seiner Schimpftirade mit.

Bagger weggefahren

Der Ausbruch schockierte sie aber dermaßen, dass sie mit viel Mühe den kleinen Bagger zur Seite fuhren und eigens für den uneinsichtigen Kraftfahrer eine Passage ermöglichten. Wie gesagt, es ging um maximal drei Minuten Umweg ...

Ich schämte mich für meinen Landsmann dermaßen, dass ich kurz darauf dem Bauarbeiter vor meiner Tür Kaffee und Schnittchen anbot. Der freute sich riesig und signalisierte mir mit Händen und Füßen, dass er in der Pause auch seine „Kollega“ mitbringen würde. Letztlich waren es sieben an der Zahl und mein Toastbrot schnell alle. Aber das war mir die Entschuldigung wert.