Sparkasse Uckermark

Sparkasse rückt nicht von Schließung kleiner Filialen ab

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Die Landrätin der Uckermark hatte angekündigt, noch einmal das Gespräch mit allen Beteiligten zu suchen. Das Ergebnis scheint ernüchternd. 
Veröffentlicht:05.06.2023, 13:03

Von:
  • Sigrid Werner
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Der Verwaltungsrat der Sparkasse Uckermark hat auf seiner Sitzung Ende Mai beschlossen, am Vorhaben festzuhalten, zum 1. Oktober dieses Jahres fünf kleinere Filialen vollständig zu schließen. Das hat die Landrätin und Verwaltungsratschefin Karina Dörk  am 1. Juni auf Nachfrage des Uckermark Kurier bestätigt. Betroffen sind die Geschäftsstellen in Boitzenburg, Gerswalde, Brüssow, Fürstenwerder und Greiffenberg.

Protestwelle gegen Schließabsicht

Schon nach der Ankündigung der Schließabsicht im März hatte es Proteste von Bürgern und Hauptverwaltungsbeamten der betroffenen Gemeinden gehagelt. Letztere waren vor vollendete Tatsachen gestellt worden und hatten aus der Zeitung von dem Vorhaben erfahren. In Brüssow protestierten rund 100 Kunden auf einer Kundgebung gegen die Schließung ihrer Filiale. Die Bürgermeister sehen die Sparkasse als öffentliche Institution in der Pflicht zur  Versorgung der Bevölkerung mit geld– und kreditwirtschaftlichen Leistungen und verfassten einen offenen Brief. Bis 2. Juni schlossen sich 601 Unterstützer der „Initiative gegen die beabsichtigte Schließung der Sparkassenfilialen“ der Gemeinden Boitzenburger Land und Nordwestuckermark, der Ämter Gerswalde und Brüssow sowie der Stadt Schwedt über eine „openPetition“ im Internet an. 45 Tage bleiben noch, um das Anliegen mit seiner Stimme mitzutragen.

Entscheidung nicht leicht gefallen

Angesichts dieser Protestwelle hatte die Landrätin als Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sparkasse Uckermark, des Aufsichtsgremiums der Institution, versprochen, noch einmal das Gespräch mit den Vertretern der betroffenen Gemeinden zu suchen. „Das Gespräch mit den Bürgermeistern und dem Sparkassenvorstand fand am 12. Mai statt“, sagte sie. Im Verwaltungsrat sei das Thema am 31. Mai noch einmal diskutiert worden. Auch sie selbst habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sei über diesen notwendigen Schritt auch nicht glücklich. „Da sind zwei Herzen in meiner Brust“, sagte sie.

Fragen der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit

Hintergrund seien neben der Zunahme der Online–Dienstleistungen der Sparkasse und des bargeldlosen Zahlungsverkehrs aber auch andere Fakten gewesen, die zu der Entscheidung führten, nicht mehr nur keine persönliche Beratung mehr vor Ort anzubieten, sondern auch keine Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals am Standort zu belassen. Selbst die Nutzung des SB–Bereiches weise auf dem Lande eine abnehmende Tendenz auf, hatte die Sparkasse schon im März argumentiert. Die durchschnittlichen Nutzung der Geldautomaten sei in den verbleibenden acht Geschäftsstellen viermal so hoch wie an den zu schließenden Standorten. Nicht nur Fragen der Wirtschaftlichkeit, sondern auch der Sicherheit spielten bei der Entscheidung offensichtlich eine Rolle. „Mit jedem Geldautomaten, der in der jüngsten Zeit gesprengt wird, zuletzt in Strasburg, steigen die Versicherungsprämien für die Automaten“, erklärte die Landrätin. Auch die Vorschriften der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) seien extrem gestiegen.

Sparkasse sucht nach individuellen Lösungen

„Ich wollte  diesen Schritt nicht noch zwei Jahre hinauszögern und mir nicht den Vorwurf gefallen lassen, ich hätte bis zur nächsten Wahl abgewartet“, so die CDU–Landrätin. Die Sparkasse habe versprochen, bis zum Oktober alle betroffenen Kunden anzuschreiben, um mit ihnen bei Bedarf individuell alternative Möglichkeiten zu klären, wie sie weiter Gelddienstleistungen wie Überweisungen und Daueraufträge veranlassen können oder zu Kontoauszügen kommen, ohne in die Städte zu fahren. So wolle die Sparkasse Uckermark zum Beispiel  frankierte Briefumschläge mit Überweisungsträgern zur Verfügung stellen.

Skepsis aus Handel zur Bargeldausgabe

Die Bargeldversorgung könnte perspektivisch über Geschäfte realisiert werden, wie das jetzt schon viele Kunden in Supermärkten in der Stadt nutze. Die Sparkasse wolle dazu mit den Landmärkten in Kontakt treten, um sie dafür zu gewinnen. Bei einem Testanruf bei einem Landhandel in Gerswalde hörte der Uckermark Kurier jedoch Zurückhaltung heraus. „Die Sparkasse sucht sich den einfachsten Weg und an uns bleiben die Arbeit und das Risiko hängen“, sagte der Betreiber. Ganz abgesehen davon, dass Umsätze und Bargeldaufkommen im Markt sehr begrenzt seien. Wenn die Sparkasse der Meinung sei, die meisten Menschen bezahlten schon bargeldlos, dann irre sie. Maximal 10 Prozent seines Umsatzes seien Kartenumsatz.