Neues Uckermark-Buch

Sympathie zu Menschen, die kämpfen müssen

Uckermark / Lesedauer: 3 min

In seinem Buch „Zwei Deutschland“ beschreibt Achim Graf eine Reise durch Regionen mit viel und wenig Arbeit. Die Uckermark ist eine davon. Der Autor porträtiert in Brandenburgs Nordosten unter anderem eine Eisverkäuferin und einen Künstler. Und das treffend.
Veröffentlicht:04.02.2016, 15:30
Aktualisiert:05.01.2022, 15:41

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Menschen von nebenan in einem Buch? Für Heino Zingelmann aus Angermünde ist das Porträt der Eisverkäuferin in Schwedt so treffend, dass er den Autor bittet, es den Gästen der Lesung im Buchhaus Schulz zu Gehör zu bringen.

„Du schreibst, was du hörst“

Dabei hat Achim Graf, der Autor des Buches „Zwei Deutschland“, auch den 55-jährigen am Mündesee sitzenden Künstler spontan befragt und dann beschrieben. „Wie komisch man sich vorkommt, wenn jemand anderes mein Leben erzählt vor anderen Leuten“, sinniert der vor sechs Jahren in Angermünde sesshaft Gewordene. „Du schreibst, was du hörst“, versichert Heino Zingelmann dem Autor schon zu Beginn der Lesung und stimmt so die Zuhörer darauf ein, was sie erwartet. Das Buch, das von stimmungsvollen Detailschilderungen bis hin zu statistischen Angaben versucht, Eindrücke vom Landkreis Eichstätt (Bayern) und aus der Uckermark in Reportagen und Porträts zu fassen, trifft auf allgemeines Interesse.

Da ist es auch nicht verwunderlich, wenn der aus dem Schwäbischen stammende und in Köln lebende Journalist gefragt wird, weshalb er sich denn bemüht habe, zum Thema Regionen mit viel und wenig Arbeit ein Buch zu schreiben. „Ich habe in Duisburg Sozialwissenschaften studiert und dabei erkannt, wie wichtig die Frage der Arbeit ist“, bekennt Achim Graf. „Es ist auch spannend, die Menschen kennen zu lernen und dabei festzustellen, dass, so verschieden die Regionen auch sind, es mehr Gemeinsamkeiten gibt, als man denkt“. Es können zwar nur „Schlaglichter“ sein, die in den zehn Tagen Reise durch die jeweilige Gegend erfasst werden, aber die landschaftliche Schönheit und die Verwurzelung der Menschen in ihrer Heimat seien deutlich spürbar gewesen. Dennoch habe er sich hier wohler gefühlt. „Menschen, die kämpfen müssen, in ihrer Biografie Brüche haben, liegen mir näher.“

Die kleinen Familienbetriebe fehlen in der Uckermark noch

Auch sein Leben hätte mit der Übernahme einer Schneiderei im Schwäbischen vorbestimmt sein können, jedoch entschied er sich dafür, mit seiner Ausbildung andere Wege zu gehen. Es ist unüblich für Lesungen, aber Achim Graf wagt vielleicht deshalb auch eine Frage ans Publikum „Haben Sie sich in meinen Beschreibungen wiedergefunden?“ Reinhard Roland aus Prenzlau meldet sich zu Wort als jemand, der „in beiden Welten unterwegs“ ist. Er bemerkt als Unternehmer die Unterschiede, fragt, woher die Arbeit eigentlich kommen soll und betont, dass im Westen Deutschlands die kleineren Familienbetriebe, an denen es hier noch fehle, für zahlreiche Arbeitsplätze sorgen würden.

Das Thema Arbeit und Menschen zieht sich durch das gesamte Buch. Der gelernte Schmied und die Lokaljournalistin, der Design-Unternehmer und die Eisverkäuferin, der Landrat und der Künstler kommen zu Wort. Und während in der einen Region der Grundsatz herrscht, sich selbst genug zu sein, tut sich in der anderen jede Menge.

Ob es nun Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer ist, der von der Landesgartenschau sagt „Sie war ein Erfolg, aber kein Sorgenkiller“ oder Regionalmanager Silvio Moritz, der „im schönsten Beraterdeutsch“ für die Uckermark als Marke spricht und wegen seiner optimistischen Ausstrahlung der Letzte im Buch ist: Den positiven Stimmungsumschwung in der Uckermark konnte Achim Graf nicht nur gut beschreiben, in der Buchlesung wird ihm dieser von den Zuhörern auch bestätigt.