UMtanz e.V.

▶ Tanzprojekt in Templin berührt ernstes Thema (mit Video)

Templin / Lesedauer: 4 min

Tanzen, sich vor der Videokamera für einen Film bewegen und über die Ernährung der Zukunft nachdenken – das alles passiert bei einem Ferienprojekt.
Veröffentlicht:20.10.2020, 16:17
Aktualisiert:06.01.2022, 21:16

Von:
  • Author ImageSigrid Werner
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Die 13-jährige Elisa ist zufrieden mit ihrer Wahl der Ferienbeschäftigung in diesem Herbst: Im Grammsaal auf dem Templiner Waldhof war sie beim Tanzen in ihrem Element. Unter Anleitung der Solotänzerin und Choreografin Yeri Anarika bewegte sie sich gemeinsam mit neun weiteren Kindern und Jugendlichen zum Rhythmus der Musik und vor der Videokamera. In nur einer Woche drehte dort der UMtanz e.V. die Szenen für seinen nächsten Tanzfilm, der sich dieses Mal mit der Ernährung der Zukunft beschäftigt.


Recherchen auf dem Bauernhof

Seit 15 Jahren lädt der Verein Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren in den Ferien zu solchen Tanzfilmprojekten ein. In deren Mittelpunkt steht nicht nur die freie Bewegung zur Musik, sondern auch die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. „Wir haben nicht nur getanzt, sondern waren auf zwei Bauernhöfen, haben Interviews geführt und uns danach noch auf dem Feld bewegt“, schwärmt die 13-jährige Elisa von der ganz neuen Erfahrung. Denn auch das Thema interessierte sie: Die Kinder und Jugendlichen stellten sich vor, wie wohl in Zukunft die Lebensmittel der Menschen produziert werden, wenn vielleicht Dürre und Überschwemmungen den Getreide- und Gemüseanbau in der Natur noch schwieriger machen. Müssen die Lebensmittel dann vielleicht künstlich im Reagenzglas erzeugt werden? Diese Vision und die Gefühle, die die nachwachsende Generation damit verbindet, versuchten die Teilnehmer dieses Filmprojektes tänzerisch umzusetzen.

Lecker und gesund aus der Retorte?

Videokünstler Paul Rohlfs fing die Szenen mit der Kamera ein. Elisa wurde dabei klar: Sie würde gern weiter natürliche Nahrungsmittel verzehren. Dass das vielleicht einmal schwierig werden würde, habe sie auch in einem Dokumentarfilm „2040 – Wir retten die Welt“ erkannt. „Wenn wir nicht so viele Lebensmittel wegwerfen würden, bräuchten wir weniger industrielle Landwirtschaft“, so ihre Schlussfolgerung. Auch die 11-jährige Anntheres, seit 2015 bei den Ferienprojekten dabei, fragte sich, ob man chemisch tatsächlich genauso leckere und gesunde Lebensmittel erzeugen könnte und ob sie das wirklich wolle. Manche Riesentomate komme hier heute schon ziemlich künstlich vor. Und über die Zusammensetzung der beliebten Gummibärchen, die die Kinder in den Drehpausen vernaschten, mochte sie lieber gar nicht nachdenken. „Es ist auch interessant, was andere dazu für Meinungen haben“, sagte sie. Finja findet nicht nur die freie Bewegung inspirierend, sondern auch die Themen, denen sich die Teilnehmer in den Ferienworkshops widmen. Schnell eine Pille schlucken, statt Brokkoli zuzubereiten – das gehe vielleicht schneller, aber auch sie ziehe dann doch echte Lebensmittel vor. „Klimawandel, Ernährung – ich mag solche tiefgründigen Themen“, sagte die 12-Jährige, die sich seit 2016 die Tanzfilmprojekte in den Ferien nicht entgehen lässt.

Ausstrahlungskraft wächst

Bruno Renne, der inzwischen als technischer Leiter das Tanzprojekt begleitet, ist begeistert davon, wie sich die Tänzerinnen mit der Zeit entwickelt und an Ausstrahlung gewonnen haben. Melody bewegt sich mit einer Anmut und Ausdrucksstärke über das Tanzparkett, dass man ihr Alter kaum ahnt. „Das erste Mal war ich dabei, da war ich fünf“, erzählt die 7-Jährige stolz. Damals hatte sie nur eine kleine Rolle, jetzt dürfe sie richtig mittanzen. „Yeri bringt uns das alles irgendwie fast spielerisch, aber immer auch mit einer gewissen Konsequenz bei. Und dabei ist sie immer noch offen für unsere Ideen“, schwärmt Anntheres.

Ideen für Tanzunterricht

Die künstlerische Leiterin Yeri Anarika würde den Mädchen gern noch mehr Tanztechnik beibringen. „Aber dazu fehlt in dem Projekt dann doch die Zeit.“ Denn in einer Woche müssen nicht nur das in groben Zügen vorbereitete Drehbuch von den Kindern verinnerlicht, sondern die Filmszenen im Kasten sein. In den kommenden Winterferien soll dann Teil drei der Trilogie „Klimawandel-Ernährung-Die Zukunft beginnt“ gedreht werden. Auch dafür können sich Kinder und Jugendliche bereits anmelden. „Ich hoffe, dass wir den Film dann im Frühjahr im Multikulturellen Centrum Templin zeigen können“, sagt die Profitänzerin, die schon daran arbeitet, auch bezahlbaren Tanzunterricht für Kinder oder eine AG anbieten zu können. Das Tanzfilm-Projekt wird im Rahmen des Programms „Kultur macht stark“ des Bundes gefördert. Die entstandenen Filme werden auf der Plattform des UMtanz e.V. online gestellt.