Hofbesitzer geschockt
Tragende Kühe kurz vorm Kalben vergiftet
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Die Besitzer von „Jette’s Hofladen“ sind derzeit beim Umbauen. Weil sich für ihr Lokalgeschäft in Templin im Zuge der geplanten Erweiterung keine Räume finden ließen, wurde das Projekt auf dem eigenen Hof in Angriff genommen. Da es dort ab Frühjahr 2022 auch weiterhin Burger, Salami, Schinken, Knacker und andere Spezialitäten geben soll, sind Jeannette Kirsch und ihre Mitstreiter dabei, eine eigene kleine Rinderzucht aufzubauen. Diese besteht aus seltenen, vom Aussterben bedrohten Rassen und soll besondere Fleischqualität garantieren.
Jetzt mussten die Unternehmer allerdings einen herben Tiefschlag hinnehmen. Auf ihrer Weide verendeten zwei tragende Kühe auf dramatische Weise. „Sie hätten jetzt im November/Dezember gekalbt“, erzählt Jeannette Kirsch betroffen. Die Vierbeiner sind tot, weil sie hochgiftige Eibe gefressen haben.
Giftige Pflanze abgekippt
„Es gibt in der Stadt zig Angebote, alles Mögliche kostenlos abzugeben, sogar Grün- und Heckenschnitt. Daher fragen wir uns: Warum um Herrgottswillen fährt jemand in den frühen Morgenstunden zu uns auf den Hof raus und kippt den Schnitt einer der giftigsten Zierpflanze in unserer Hemisphäre ab?“ Der Abfall wurde direkt bei der Mutterkuhherde über den Zaun geworfen und verteilt, nur 250 Meter entfernt von der Auffahrt.
Die europäische Eibe sei, so Kirsch, für alles Leben schon in geringer Menge tödlich. Das stehe auch bei der Beschreibung, wenn man sich so eine durchaus ansehnliche Pflanze für den heimischen Garten kaufe.
Emotionaler Schaden
„Wir finden es zutiefst traurig, dass es Menschen gibt, die ihren Müll, egal ob Kühlschränke oder eben hochgiftige Gartenabfälle, in die Natur kippen. Unser Nachbar hatte zum Glück dieses Jahr seine große Herde nicht auf der Nachbarwiese, sonst wäre der Schaden wohl in die zig Zehntausende gegangen. Um diesen emotionalen Schaden erst einmal zu verdauen, wird wohl noch eine ganze Weile ins Land ziehen, da wir tatenlos mitansehen mussten, wie die Kühe innerhalb von Minuten verendet sind und nicht im Ansatz wussten, was da gerade mit ihnen geschah.“
Jeannette Kirsch berichtet weiter, dass die Tiere gerade auf dem Weg zu ihnen waren, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen: „So wie jeden Tag, wenn wir auf den Hof kommen.“
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Der Rest der kleinen Herde suche bis heute noch immer den Platz auf, wo die Kühe verendet sind. „Wir sind uns sicher, dass sie trauern – ein Witwer (Bulle), zwei Waisen (Kälbchen) und eine Freundin (Kuh) sowie deren Kalb. Das alles nur, weil jemand seinen Müll nicht ordentlich entsorgt hat. Wir hoffen, dass derjenige das liest und mal darüber nachdenkt, was er angerichtet hat.“ Der wirtschaftliche Schaden werde nach Aussagen der Geschädigten erst in sechs Jahren wieder ausgeglichen sein. Die 48-Jährige warnt mit Blick auf die Adventszeit davor, das zugegeben wunderschöne Grün der Eibe für Gestecke zu nutzen. Schon zehn Nadeln reichten, um ein Säugetier zu vergiften, und es gebe kein Gegenmittel für dieses Nervengift. „Auch wenn unsere ‚Muttis‘ davon nicht mehr auferstehen, halten wir es für wichtig, aufzuklären.“ Polizei und Behörden sind informiert worden.