Lockdown
Uckermärker Landwirtin setzt schwere „Klötze des Anstoßens“ ab
Nordwestuckermark / Lesedauer: 3 min

Heiko Schulze
Wer die Straße zwischen Prenzlau und Potzlow entlang fährt, kann die drei Betonklötzer, die seit dem Wochenende im Eingangsbereich von Röpersdorf (Gemeinde Nordwestuckermark) stehen, nicht übersehen. „An sich wollte ich diese direkt vor der Prenzlauer Marienkirche aufstellen, damit diese von vielen Passanten wahrgenommen werden, doch das wäre wohl kaum genehmigt worden“, schildert Viola Paulsen. Die Landwirtin aus Zollchow setzte diese viereinhalb Tonnen so auf eigenem Grundstück ab.
Sorge über Lockdown
Gewichtig sind auch die Sätze, die sie auf die Klötze des Anstoßes beziehungsweise Anstoßens geschrieben hat. Mit „Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden“ fand dort ein Zitat der linken Politikikone Rosa Luxemburg Platz. „Mit meiner Aktion will ich keine Parteien oder radikalen Kräfte unterstützen. Ich bin in großer Sorge darüber, was die bisherige Lockdown-Politik quer durch alle Bevölkerungsgruppen für Schäden anrichtet“, erklärt sie auf Nachfrage des Uckermark Kurier ihre Beweggründe. Dass sogar eine harmlose „Teelichter-Demo“ verboten werde, habe für sie das Fass zum Überlaufen gebracht: „Wir Landwirte können unsere Trecker auffahren lassen, um uns im Kampf um unsere Rechte Gehör zu verschaffen. Doch was können die vielen Menschen tun, die im Zuge des Lockdwon vereinsamen – Kinder wie Senioren, die um ihre beruflichen Existenzen bangen?“ Diese könnten wenig den aus ihrer Sicht sehr schmalspurig und einseitig gefassten Verbotsbeschlüssen der Regierenden – oft am Parlament vorbei – entgegen setzen.
So würden kritische Bürgerinnen und Bürger Gefahr laufen, von politischen Trittbrettfahren vereinnahmt zu werden. „Wir brauchen eine Politik, eine Dialogkultur, die den Lockdown nicht als ‚Totschlagargument‘ gegenüber anderen Vorschlägen einsetzt“, schildert Viola Paulsen. So möchte sie mit ihrer Aktion Bürger, Politiker und vor allem öffentlich-rechtliche Medien ermuntern, genauer hinter die Aussagen von Statistiken zu schauen und diese nicht einfach nur hinzunehmen. Virologen, Verbände und Vereinigungen, die eine andere Herangehensweise als das Bundeskanzleramt propagieren, seien in Entscheidungen einzubeziehen. „Eine Therapie darf nicht kranker machen, als die zu bekämpfenden Krankheit“, hat sie ebenfalls auf die Betonklötzer geschrieben, die sonst die Wände für ein Getreidelager bilden.
Sachliche Diskussion gewünscht
Für die nächste Zeit sollen sie Bausteine sein, um zu einer sachlichen und pragmatischen Diskussion zu finden, statt immer wieder die „Verbotskeule“ in Schwung zu bringen. Der bisherige Kurs führe zu sozialen Härten, zerstöre Existenzen und führe nicht selten zur sozialen Isolation, die mitunter unmenschlich sei. „Natürlich muss der Schutz der älteren Menschen, der Risikogruppen höchste Priorität besitzen. Doch dieses muss durch Maßnahmen geschehen, die nicht zugleich alle Altersgruppen, in denen es kaum bis gar keine schweren COVID-19-Krankheitsverläufe gibt, in Haftung nimmt, in Existenznot und finanzielle Engpässe treibt.“
Einzelhandelsunternehmen, Dienstleistungsbetriebe wären, bei Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln, keine „größeren Treiber der Pandemie“ als beispielsweise Lebensmitteldiscounter. Auch darüber, ob eine Maskenpflicht im Freien wirklich Sinn mache, müsse offen debattiert werden: „Die Menschen mitnehmen, ihnen Eigenverantwortung zutrauen, statt sie durch ständig neue Verbote zu zermürben oder gegen sich aufzubringen, darauf sollten Entscheidungsträger setzen.“