Uckermärker Veranstalter melden Alarmstufe Rot
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
„Die Veranstaltungsbranche steht auf der Roten Liste der akut vom Aussterben bedrohten Wirtschaftszweige. Wir brauchen deshalb ein leuchtendes Mahnmal und einen flammenden Appell zur Rettung. Wir benötigen echte Hilfe anstelle von Kreditprogrammen und fordern einen Dialog mit der Politik, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden.” Der Prenzlauer Silvio Grensing hat sich den Niedergang ringsum viele Wochen klaglos angeschaut. „Ich dachte ja immer noch, dass es irgendwie weiter geht. Aber im Moment bin ich wirklich am Ende mit meinem Optimismus”, gesteht der Familienvater im Gespräch mit dem Uckermark Kurier ein.
Der 50-Jährige gehört zu den Menschen, denen seit dem 10. März 2020 faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen worden ist.
Nicht wirtschaftlich
„Jegliche Art von Großveranstaltungen sind anfangs aufgrund der Coronakrise untersagt worden. Businessevents, Tagungen, Kongresse, Konzerte, Festivals und Theateraufführungen – überall dort, wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam etwas zu erleben oder sich auszutauschen, geht es langsam weiter, aber mit umfangreichen, behördlichen Auflagen. Selbst Messen und kleine Events, die wieder erlaubt sind, unterliegen strengen Hygienevorschriften. Das führt dazu, dass die Veranstaltungen nicht mehr wirtschaftlich durchführbar sind”, erklärt der Unternehmer.
Der Inhaber von SG Entertainment teilt die Auffassung, dass die Veranstaltungswirtschaft die nächsten 100 Tage nicht mehr übersteht, wenn sie nicht endlich eine Lobby bekommt. Der Kreisstädter hat sich deshalb entschieden, bei der Protestaktion „Night of Light” mitzuwirken. „Es machen über 700 Firmen in über 250 Städten mit” – erklärt Silvio Grensing mit Blick auf den 22. Juni. Ab 22 Uhr werden Gebäude und markante Objekte rot angestrahlt, um die Dramatik der jetzigen Situation zu symbolisieren.
Genehmigung eingeholt
In Prenzlau hat der renommierte DJ und Moderator dafür schon die Genehmigung der Stadtwerke eingeholt, die die Erlaubnis für die Lichtinstallation am Medienturm gegeben haben. „Mir schwebt auch vor, die Marienkirche einzubeziehen”, verrät der Technikexperte. Da stehe aber noch das Okay des Superintendenten aus. „Unser Ziel ist es, mit der Politik ins Gespräch darüber zu kommen, wie die milliardenschwere, extrem heterogene Veranstaltungswirtschaft vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet und damit der Erhalt von bundesweit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen gesichert werden kann.” Die Aktion richtet sich an die breite Öffentlichkeit, um auf die dramatische Lage aufmerksam zu machen.
Um bundesweit ein riesiges Lichtmonument erschaffen zu können, werden alle Betroffenen aufgerufen, in dieser Nacht ihre Locations und Firmensitze rot zu illuminieren.
Mitmacher gesucht
Der Alleinunterhalter denkt dabei an Event-Agenturen, Messegesellschaften und -bauer, Caterer, Tagungshotels, Künstler, Technikdienstleister, Dekofirmen und viele andere mehr. „Wir waren der erste Wirtschaftszweig, der von Corona getroffen wurde und der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten die Auswirkungen zu spüren bekommen wird. Seit Mitte März machen wir keine Umsätze mehr und können diesen Wegfall anders als Vertreter des produzierenden Gewerbes auch nicht mehr nachholen. Bitte sympathisiert euch mit uns!” Die Farbe Rot steht für die „Rote Liste” der aussterbenden Branchen, für Alarmstufe Rot, für den flammenden Appell und die Leidenschaft im Job. „Wir brennen für das, was wir tun.”