Kritik an Behörden
Verletzter Schwan sorgt für mächtig Wirbel in Prenzlau
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Ein verletzter Schwan sorgte in den vergangenen Tagen in Prenzlau für Aufsehen. Am Dienstagvormittag wurde Stadtförster Jens Rackelmann über den kranken Schwan informiert und stimmte sich mit dem Veterinäramt des Landkreises ab, dass man die Situation beobachte und der Stadtförster am Mittwochvormittag vor Ort sein und sich den Schwan nochmals anschauen würde, erklärte Pressesprecherin Alexandra Martinot auf Nachfrage des Uckermark Kurier. (Hintergrund: Die Schwäne befinden sich aktuell in der Brutzeit. Schwäne brüten paarweise, also abwechselnd. Da es möglich ist, dass der Schwan zu einem Schwanenpaar gehört, sollte zunächst beobachtet werden, ob er trotz Erkrankung das Nest aufsucht.)
Doch ohne dies alles zu wissen, entdeckte Stefan Simon, aus Prenzlau stammend und heute beruflich Rettungssanitäter bei der Feuerwehr Lübeck, am Dienstagnachmittag den Schwan am Bootshaus des PSV Uckermark e. V. am Unteruckersee und wollte helfen. Doch er hatte bei den Behörden keinen Erfolg, denn er fand keinen kompetenten Ansprechpartner. „Das Tier konnte sich kaum bewegen, wenn man sich ihm näherte. Ich habe mit der Polizei und mit dem Veterinäramt des Landkreises telefoniert, aber niemand sah sich imstande, dem Tier zu helfen“, erzählte der enttäuschte Rettungssanitäter dem Uckermark Kurier am Mittwoch. Er sei an das Ordnungsamt der Stadt Prenzlau verwiesen worden. Dort habe er aber am Dienstagnachmittag niemanden mehr erreichen können, schilderte der Wahl–Lübecker.
Stadtjäger nicht erreichbar
Auch der Stadtjäger von Prenzlau, Stadtförster Jens Rackelmann, sei nicht erreichbar gewesen. „Am Dienstagabend wurde Herr Rackelmann nicht persönlich über den Fund des Tieres informiert. Augenscheinlich wurde ein Vertreter, der diese Aufgabe ehrenamtlich und ausschließlich für den Bereich des Waldes übernimmt, angerufen“, so Alexandra Martinot.

Mithilfe des Uckermark Kurier gelang es Stefan Simon dann, Kontakt zur Tierrettung Uckermark e. V. in Templin aufzunehmen. Obwohl er längst Feierabend hatte, fuhr Pascal Neumann nach Prenzlau, um das Tier abzuholen. Der Templiner Tierarzt Ingo Börner unterstützt den Verein bei seiner Arbeit und untersuchte den Schwan. „Zum Glück waren die Flügel in Ordnung, auch das Bein war nicht gebrochen. Wir vermuten, dass es aus der Pfanne gerutscht ist.“ Das Tier bleibt zur weiteren Behandlung bei Ingo Börner. Drei Stunden war der ehrenamtliche Tierretter im Einsatz.
400 Euro Arztkosten
Die Arztkosten würden sich mit Röntgen, Schmerzmitteln und Antibiotika auf mindestens 400 Euro plus Arbeitszeit und Fahrkosten belaufen. Zum Glück unterstützt Herr Börner den Verein und stellt keine Rechnung.
„Wir wären für den Schwan eigentlich nicht zuständig gewesen, sondern der Stadtjäger. Doch wir wollten das Tier nicht leiden lassen ...“, so Pascal Neumann.
Für die Hilfe durch die Tierrettung Uckermark, die in diesem Falle „eingesprungen“ ist, bedankt sich Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos). Aus Kulanzgründen hätte die Stadt die Kosten übernommen. Grundsätzlich weisen er und Rackelmann aber darauf hin, dass die Kosten der ärztlichen Behandlung von Wildtieren diejenigen zu tragen haben, die den Auftrag auslösen.
Kontakt: www.tierrettung–uckermark.com