Montagsspaziergang

Verschiedene Ängste im Prenzlauer Protest vereint

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Friedensverhandlungen statt noch mehr Waffen in Krisengebiete ist eine der Forderungen, die Menschen auch in Prenzlau erneut auf die Straße bringen.
Veröffentlicht:17.10.2022, 19:45
Aktualisiert:18.10.2022, 12:24

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Annette Rosinski hatte lange gezögert, bis sie selbst zu den Teilnehmern des Montagsspazierganges in Prenzlau zählte. Zu oft hörte sie, dass dieser doch von Parteien wie der AfD organisiert und vereinnahmt werde. Und vereinnahmt werden, dass will sie nicht – aber gehört werden mit ihren Ängsten und Sorgen, ihrer Ohnmacht und Wut auf das, was die Welt, auch ihre persönliche, derzeit ins Wanken bringt. „An den Verhandlungstisch – nur dort lässt sich ein Weg zum Frieden finden, nicht durch noch mehr Waffen”, ist sie überzeugt und zugleich von der aktuellen Regierung maßlos enttäuscht, als sie sich an diesem Montag zum zweiten Mal in den Protestzug einreiht: „Was haben wir erreicht, wenn Putin mit dem Rücken völlig an der Wand steht und die Situation gänzlich eskaliert?”

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Unzählige und gut dotierte Diplomaten gebe es doch auf Empfängen zur Genüge. Doch jetzt, wo diese ihr Verhandlungsgeschick beweisen könnten, sei es um diese „Maulhelden” recht still geworden, kritisiert eine weitere Teilnehmerin des Montagsspazierganges, der dieses Mal auf rund hundert Frauen und Männer angewachsen ist. Trommelschläge und Sprechchöre sind darin ebenso zu hören wie Fahnen mit unterschiedlichsten Botschaften zu sehen. Daniel Lemke als Veranstaltungsleiter betont, dass die „Spaziergänger” die Unzufriedenheit mit den Entscheidungen und dem Agieren der amtierenden Regierung eine. „Die Sanktionen gegen Russland, die einrichtungsbezogene Impfpflicht und die hohen Lebensmittel- und Energiepreise”, zählt er dazu. „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung”, tönt es dann auch gleich als Sprechchor, als der Zug sich vom Marktberg aus in Bewegung setzt. Unterwegs wird der Spruch der friedlichen Revolution 1989 „Wir sind das Volk” ebenso gerufen wie der Schlachtruf von Sportlern und Karnevalisten „Zicke zacke zicke zacke – hoi, hoi, hoi”. Den neugierig gewordenen Bürgern an Fenstern und Balkonen wird zugerufen: „Runter vom Sofa und auf die Straße!”. „Widerstand lässt sich nicht verbieten”, erhebt sich eine Stimme aus dem Protestzug.

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In diesem kursiert zudem ein Flugblatt, das den Prenzlauer Montagsspaziergang unter das Motto stellt „Es ist Zeit! Wir stehen auf! – Diese Regierung können wir uns nicht mehr leisten.” Forderungen wie „Diplomatie statt Krieg”, „Bezahlbare Energie”, „Vollständige Aufarbeitung der Regierungsentscheidungen der vergangenen 2,5 Jahre”, „Freie Impfentscheidung”, „Schutz der Kinder vor Masken und Testzwang” sind darauf formuliert. Und – neben einer Friedenstaube – als Schlusssatz kleingedruckt: „Wir distanzieren uns von rassistischem, faschistischem und antisemitistischem Gedankengut.”