Vorsicht, Glosse!

Verspüren Veganer so etwas wie Fleischeslust?

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Der etwas gedankenlose Griff ins Wurstregal brachte ungewollt mehrere fleischlose Exemplare auf den Grill. Anlass für folgende Glosse von Heiko Schulze.
Veröffentlicht:26.05.2023, 13:27

Von:
  • Author ImageHeiko Schulze
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Jetzt ist es passiert: Beim Griff ins Regal, um den Einkaufskorb für eine Grillparty zu bestücken, wurden zwei Packungen mit veganen Bratwürsten erwischt. Der Irrtum fiel erst auf, als die Holzkohle bereits glühte. Nun habe ich persönlich überhaupt nichts gegen Mitmenschen, die sich vegetarisch, vegan oder als Frutarier ernähren wollen. Da halte ich es mit dem alten Fritz: Jeder sollte nach seiner Fasson selig — oder satt — werden.

Doch warum müssen die Lebensmittel dann wie echte Würste, Bouletten oder gar Hähnchenkeulen aussehen? Letztere wecken unweigerlich Erinnerungen an die Filmkomödie „Brust oder Keule“ mit dem unvergessenen Louis de Funés. Da wurde der blanke Hühnerknochen erst nachträglich mit „Fleisch ummantelt“. Mit gesunder Ernährung hatte das wahrscheinlich nichts zu tun, aber amüsiert haben wir uns in den Kinos damals köstlich.

Apropos Kost: Warum sind Veganer so inkonsequent und versuchen mit ihren Speisen die Formen und den Geschmack dessen nachzuempfinden, was sie doch so sehr ablehnen? Da werden beispielsweise Austernpilze oder Jackfruit zu einer fleischähnlichen Masse vermischt, aus der sich dann scheinbar knusprige Hühnerkeulen formen lassen.

Also verspüren die Fleischlosen doch noch klammheimlich so etwas wie Fleischeslust? Das wäre ziemlich inkonsequent und fast so, als würden Grillkohlen durch LED–Flackerlichter ersetzt oder echte Partner durch aufblasbare Puppen ...
Dabei könnten Fleischlose doch ihre Kreativität in ganz neuen Formen und Geschmacksrichtungen ausleben, damit sie Fleischeslustige nicht mehr in die Irre führen. Folgerichtig wäre zudem, dass die fleischlose Grillwurst aus dem Wurst– (laut Definition besteht diese aus zerkleinertem Muskelfleisch) -Regal verschwindet.

Bei fleischlosen Marzipanschweinen ist dieses ja schon immer so gewesen...

Unser Nachbar Frankreich macht es übrigens vor: Dort dürfen vegetarische Produkte seit dem 1.Oktober 2022 — als Plagiate zu ihren tierischen Originalen — nicht mehr als „Steak“ oder „Wurst“ betitelt werden. Manchmal wäre es also doch gut, wenn sich die EU–Staaten untereinander einig wären. Vor allem dann, wenn es um die (unsere) Wurst geht ...