Tierschicksal
Verstoßenes Elchkind in Kleptow aufgenommen
Kleptow / Lesedauer: 4 min

Monika Strehlow
Wilma ist ein verstoßenes Kind aus dem Wildpark Schorfheide. Mit harten Tritten wurde sie von ihrer Elchmutter nach der Zwillingsentbindung traktiert. Nur dank des schnellen Eingreifens der Pfleger konnte die Kleine gerettet werden und kam zum Aufpäppeln zur Elch– und Rentierfarm in Kleptow.
Seit Anfang Mai genießt Wilma dort Narrenfreiheit. Wie fast alle Jungtiere, die bei Anke und Thomas Golz einziehen und mit der Flasche aufgezogen werden müssen. Selbst Münsterländer Dina und Rauhaardackel Jessy haben das staksige Elchkind ins Herz geschlossen. Und so kann sich Wilma sogar im Büro von Landwirt Golz frei bewegen — bis sie nach dem Entwöhnen zu ihren Art– und Altersgenossen ins Gehege kommt.
Nach Rostock umgezogen
Fünf Jungtiere leben mit ihr derzeit in der elfköpfigen Elchgruppe der Wildtierfarm. Zwei von ihnen stammen aus dem Rostocker Zoo, gezeugt von Börni, dem „Templiner“ Elch. Der hatte im September 2017 am Rand der Kurstadt mit seinem unerwarteten Spaziergang für Aufregung gesorgt. Unter Polizeieinsatz musste der junge Bulle damals eingefangen werden und wurde nach Kleptow gebracht. 2019 zog Börni, wie die Templiner „ihren“ Elch getauft hatten, dann in den Rostocker Zoo um. Korona wiederum kam vor drei Jahren in Kleptow zur Welt. Ihr Name erinnert an die widrigen Umstände der Pandemiezeit. Nach ihrem ersten Zwillingsnachwuchs im Vorjahr erwartet Thomas Golz, dass Korona in den nächsten Tagen zum zweiten Mal Nachwuchs zur Welt bringt. „Doch nicht alle Elche bleiben bei uns“, betont er, dass die Wildtierfarm kein Tierpark oder Zoo, sondern ein Landwirtschaftsunternehmen ist. „Im Herbst beginnen wir wieder mit dem Verkauf der Jungelche. Interessenten gibt es in ganz Europa. Die meisten Tiere sollen frisches Blut in andere Zuchtlinien bringen“, erklärt Golz, der jeden einzelnen Elch beim Namen nennen kann.

Auf Safari im Park
Neben den Elchen — die größte Hirschart auf der Nordhalbkugel der Erde — leben auch Bisons, Rothirsche, Wapiti und Rentiere auf der Golz–Farm. Insgesamt rund 140 Tiere fordern viel Elan und Kraft vom ganzen Team. Das ist einer der Gründe, warum die Einrichtung nicht ganzjährig Besucher empfängt. Bis auf wenige Aktionstage — etwa zum Herrentag oder zu Weihnachten — sind Elch, Bison und Co. nur zwei Monate im Sommer hautnah zu erleben. Diesmal beginnt die Saison am 20. Juni und klingt am 26. August aus. Dann kann es schon mal vorkommen, dass bis zu 2000 Gäste auf einmal über das ausgedehnte Gelände mit den weiträumigen Wildtiergehegen strömen. Auf einer Safaritour mit 50 Teilnehmern sind die lebenden Exemplare zum Streicheln nahe zu erleben. In dem kleinen Elchmuseum dagegen werden Braunbär, Wolf, Elch und andere Bewohner Skandinaviens in lebensnahen Szenen präsentiert.

Familienfreundliches Ausflugsziel
Offensichtlich gefällt den meisten das naturnahe Erlebnis für Jung und Alt. Nicht umsonst ist die Kleptower Wildtierfarm erneut deutschlandweit zu einem der gefragtesten Familienausflugsziele gekürt worden. Zum dritten Mal ermittelte das österreichische Internetportal www.familienausflug.info — Mitglied von „blue cherries network“, einem der größten Online–Werbenetzwerke — die beliebtesten familienfreundlichen Ausflugsziele in Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz. Grundlage waren nach Aussage des Portals zwölf Millionen Bewertungen ausgewählter Onlineportale sowie Familienbewertungen auf der eigenen Homepage, mit denen 12 000 Ausflugsziele erfasst worden seien. Im Land Brandenburg wurde 2023 der Dinosaurierpark Germendorf bei Oranienburg als Sieger ermittelt. Die Wildtierfarm Kleptow rangiert hinter dem Falkenhof Potsdam und Karls Erlebnis–Dorf Elstal auf Rang vier. 2022 hatte die Wildtierfarm auf Platz acht gelegen. Thomas Golz und seine Frau Anke sind überrascht von so viel Sympathie und freuen sich über die unerwartete Anerkennung. Es lohnt also, sich viel Zeit für Besucher zu nehmen. Allein für eine Wildsafari sind zwei Stunden einzuplanen. Auch der Imbiss im Besucherhaus wird aus eigener Kraft betrieben. Dennoch: Für Thomas Golz sind Sterne oder Pokale nicht so bedeutend. „Wichtig ist uns das Wohl der Tiere, und das jeden Tag aufs Neue.“