Gastkommentar

Warum Blackout, wenn es auch anders geht?

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

In der Rubrik Gastkommentar kommen im Uckermark Kurier Persönlichkeiten der Region zu aktuell brisanten Themen in unserer Gesellschaft zu Wort. Heute Dr. Helaman Krause, parteiloser Kommunalpolitiker im (Un)ruhestand.
Veröffentlicht:21.11.2022, 08:40
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Kurz vor der Adventszeit, in der uns allen ja ein Licht aufgehen sollte, erscheint die Schlagzeile „Deutschland bereitet sich auf einen möglichen Blackout vor“. In dem Artikel heißt es weiter, die Bundesregierung spielt Szenarien eines Blackout durch. Und ich dachte, sie hatte ihn schon: Den Blackout!

Leidenszeiten für den Suppenkasper

Kennen Sie die Geschichte vom Suppenkasper? Sie beginnt „Der Kasper, der war kerngesund, ein dicker Bub und kugelrund“. Aber dann kam er auf die Idee, seine Suppe nicht mehr essen zu wollen, zeterte jeden Tag ‚ich esse keine Suppe mehr‘, wurde immer dünner und war nach fünf Tagen tot. So kann’s gehen bei mangelnder Energiezufuhr. Da war auch ein Blackout im Spiel. An diese Geschichte denke ich immer, wenn ich das Wort Embargo höre und das Mantra „Wir wollen dein Öl und Gas nicht mehr“. Wer ist eigentlich wir? Da wird man ungefragt vereinnahmt oder mitgenommen, wie man heute sagt. Ich halte das für einen Missbrauch des assoziativen Plural, durch Politiker, die irrtümlich glauben, dass alle ihre Ansicht teilen.

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Blackout ist ja eigentlich nichts anderes als Stromsperre. Das kenne ich noch aus meiner Kinderzeit nach dem Krieg. Da saßen wir oft beim Abendbrot im Kerzenschein. Das war irgendwie auch ganz gemütlich, außerdem durfte ich die Kerzen anzünden und habe so frühzeitig den verantwortungsvollen Umgang mit Streichhölzern gelernt. Dauerte sie länger, wurde auch bei Kerzenlicht gespielt, hauptsächlich Mensch-ärgere-dich-nicht. Das Spiel mag ich heute noch. Da kann man zum Beispiel die grünen Figuren rausschmeißen oder die roten oder gelben usw., wenn die Würfel entsprechend fallen. Es kann einen aber auch selber treffen, wenn man unvorsichtig spielt.

Die Stromsperren damals waren vergleichsweise harmlos. Kühlschränke und Fernseher gab es nicht, die Eisenbahn fuhr mit Kohle und Dampf, und wer telefonieren wollte, musste zur Post oder zum Bahnhof gehen. Das ist heute ganz anders. Da verfällt der Joghurt im warmen Kühlschrank schneller, als man ihn auslöffeln kann. Züge, Straßenbahnen stehen still, wo der Blackout sie erwischt, und die Polizei macht sich schon mal fit, um Unruhen in der Bevölkerung zu deeskalieren und Plünderungen oder noch Schlimmeres zu verhindern. Die Feuerwehr hat Sorge, dass bei Strom- und Gasausfall manche in Erinnerung an ihre Pfadfinderzeit die Suppe auf offenem Feuer in der guten Stube warm machen, bei Kerzenlicht versteht sich. Aber der Supergau des Blackouts ist der Ausfall des Mobilfunknetzes.

Dann gibt es nicht einmal mehr einen Shitstorm....

Man stelle sich vor, die Verkehrsbehinderer und Kulturgutschänder können sich nicht mehr zum Ankleben verabreden und die finstere Welt retten. Die asozialen Medien tot, zappenduster, man wird nicht mal einen Shitstorm los gegen den, der das verzapft hat. Ja, an die Gründe für einen Blackout und die Folgen hätte man früher denken müssen, schon in der Schule, wenn Mathe, Physik und Chemie auf dem Stundenplan standen. Vielleicht würde man dann verstehen, dass es sehr gefährlich ist, Deutschland zum energetischen Suppenkasper zu machen, der bockig auf Atom-, Gas-, Öl- und Kohlekraftwerke verzichtet. Ich will nicht falsch verstanden werden, auch ich finde es schade, wenn Kohle, Öl und Gas verbrannt werden, um Strom zu erzeugen. Man kann Besseres daraus machen, hat schon mein Chemielehrer gesagt. Aber Atomkraft zum Beispiel ist völlig ok, wie alle Welt findet, sogar Greta, und ist außerdem völlig Kohlendioxid frei.

Wenn der an Atomkraftphobie leidende Suppenkasper auch noch Öl- und Gashahn, die vor seiner Haustür liegen, partout nicht öffnen will, aus Gründen, die immer mehr immer weniger verstehen und lieber bei Sonnenschein auf günstige Winde hofft, dann kann er auch zugrunde gehen an mangelnder Energiezufuhr. Und das wäre ein Superblackout!