Keine Querungshilfe?

Warum Templin über Mittelinseln streitet

Templin / Lesedauer: 3 min

In der Innenstadt Templin geht es eng zu. Seit der aufgepflasterte Streifen befahren werden darf, fühlen sich Fußgänger beim Überqueren unsicher.
Veröffentlicht:16.09.2023, 10:07

Von:
  • Sigrid Werner
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Als einen Gefahrenschwerpunkt im Straßenverkehr in der Stadt Templin sehen der Templiner Polizeirevierleiter Lutz Wilke und sein Kollege Polizeioberkommissar Mark Böber regelwidriges Verhalten von Verkehrsteilnehmern beim Abbiegen und Überfahren von Mittelstreifen. Diese Einschätzung führte im jüngsten Bauausschuss der Templiner Stadtverordneten sofort zu einer Diskussion.

Mittelinseln gehören zur Fahrbahn

Dürfen Autofahrer in der Templiner Mühlenstraße nun die Mittelinseln überfahren oder nicht, wollte Julia Wiedenhaupt-Till (SPD) wissen. Michael Klette (FDP) berichtete, dass die Dekra Fahrschüler bei den Prüfungen Kandidaten habe durchfallen lassen, wenn sie zum Überholen ansetzten und dabei die Mittelstreifen überfuhren. Aber der Landesbetrieb Straßenwesen hat es dem Ordnungsamt der Stadt und auch der Polizei inzwischen schriftlich gegeben, was er schon im Aprils 2022 in einem Interview mit dem Uckermark Kurier bestätigt hatte: Die aufgepflasterten Mittelstreifen auf der L 23 in der Templiner Mühlenstraße gelten baulich als Fahrbahn. Sie dürfen damit nach jetzigem Stand beim Überholen überfahren werden. Man dürfe da als Fußgänger eigentlich auch nicht einfach stehen bleiben, benannte der Polizeirevierleiter die Konsequenzen. Wilke bestätigte auf Nachfrage von Nico Brückmann (SPD), dass damit Fußgänger, die auf dem gepflasterten Mittelstreifen auf ein Auto träfen und zu Schaden kämen, zu 50 Prozent Selbstverschulden in Kauf nähmen. Es sei denn, es werde etwas geändert und die Mittelinseln würden mit einer durchgezogenen weißen Linie umrandet, stellte der Polizeirevierleiter die Alternative dar. Doch dazu sieht der Landesbetrieb als Straßenbaulastträger offensichtlich keine Veranlassung.

Mittelinseln einst als „Querungshilfe“ verkauft

Lutz Wilke hätte das aus Gründen der Verkehrssicherheit auch gern anders und hielte eine eindeutige Kennzeichnung der Mittelinseln als Querungshilfe für sinnvoll. Die Vertreter der Stadtverwaltung wollen sich mit dem jetzigen Zustand auch noch nicht zufrieden geben. Schließlich seien den Stadtverordneten mit dem neuen Verkehrskonzept von 2012 im Zusammenhang mit dem Neubau der Ortsdurchfahrt der L 23 die Mittelinseln als „Querungshilfe für die Fußgänger“ verkauft worden. Das habe man im Landesbetrieb offensichtlich vergessen. Von jenen, die das dort einst planten und an der Entscheidung waren, sei heute niemand mehr da, sagte Marcus Thiedig von der Bauverwaltung. Man wolle die Unterlagen zusammenstellen, hieß es, um vielleicht den Landesbetrieb doch noch zum Umdenken zu motivieren. „Ein weißer Strich würde Abhilfe schaffen.“

Straßenverkehrsbehörde überlastet?

Dazu müsste der Landesbetrieb allerdings auch einen Antrag bei der Verkehrsbehörde des Landkreises stellen. Doch da passiere ja schon jahrelang kaum etwas, zeigte sich Bernd Ziemkendorf (UM Heide/WBv) riesig enttäuscht. Ob nun eine Tempolimit in seinem Ortsteil oder ein einfaches Sackgassenschild — die Reaktion von da sei gleich Null, angeblich wegen Überlastung. Er wünschte sich, die Kreistagsabgeordneten mögen beim Landkreis Druck machen. Wenn die Kreisbehörde nicht hinterherkomme, solle sie doch die Entscheidungskompetenz für städtische Straßen an die Kommune übertragen.