Gedenken
Wegbegleiter erinnern an Uckermärker Urgestein
Boitzenburg / Lesedauer: 3 min

Ivonne Hackbarth
Es gibt Menschen, die reißen eine große Lücke, wenn sie aus der Welt scheiden – weil sie eine starke Persönlichkeit haben, Tausendsassa sind, andere für sich einnehmen und begeistern können und sich einbringen. Eines dieser seltenen Exemplare war der einstige Boitzenburger Klostermüller Hans Benthin. Welch tiefe Spuren dieser weit über die Grenzen des Landkreises hinterlassen hat, das wurde einmal mehr als deutlich, als am Sonnabend Wegbegleiter und Freunde in Benthins ehemaliger Wirkungsstätte zusammenkamen, um des Uckermärker Urgesteins zu gedenken. Der 73-Jährige war im November 2021 überraschend gestorben. Die Coronaeinschränkungen im Spätherbst hatten keine Möglichkeit für ein gemeinsames Erinnern gelassen, das dem Unikat gerecht geworden wäre, sodass die Familie entschieden hatte, eine Zusammenkunft im Sommer zu organisieren.
Lesen Sie auch: Erinnerung an Boitzenburger Klostermüller bleibt
Auch wenn das Treffen, wie es sich Witwe Margitta Benthin und Tochter Anna-Constanze Benthin gewünscht hatten, tatsächlich ein sonniger Tag mit vielen fröhlichen Erinnerungen gemeinsamen Schaffens, interessanten Gesprächen, Anekdoten und Fachsimpeln wurde, war den Anwesenden selbst nach knapp neun Monaten die Bestürzung immer noch deutlich anzumerken. Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, ergriffen das Wort und zeichneten ein vielfarbiges Bild von den Talenten des Alleskönners. So beispielsweise Ex-Landrat Dr. Joachim Benthin, mit dem den Klostermüller eine langjährige Freundschaft verbunden hatte.
Frank Werner erinnerte im Namen der Berkholzer Radiofreunde an den „Hans Dampf in allen Gassen“. Der Templiner Achim Tank versprach, den Club, den Hans Benthin 2009 initiiert hatte und dessen 25 Mitstreiter verstreut über den Nordosten der Republik wohnen, ganz im Sinne seines Gründers zusammenzuhalten. „Hans Benthin war für mich nicht nur ein Schul- und Vereinskollege, sondern ein Mentor und Freund, von dem ich viel über Regionalgeschichte gelernt habe“, sagte Reinhard Timm, stellvertretender Vorsitzender des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau e.V., und plauderte später auch aus dem Nähkästchen.
Anekdoten machen die Runde
Natürlich machte so manche Anekdote die Runde, wobei schnell klar wurde, dass Benthins Auftritte als Zeremonienmeister des legendären Berkholzer Karnevalsvereins oder als „braver Soldat Schweijk“ unvergessen bleiben. Für Aufmunterung musikalischer Art sorgten Dirk Reichstein aus Kuhz und der Uckermärkische Männerchor Naugarten um Chorleiter Jürgen Stier. Die Herren trugen ihrem verstorbenen Sangesfreund zu Ehren „Märkische Heide“ und Max Lindows Uckermark-Lied vor.
Anna-Constanze Benthin war sehr gerührt, dass so viele Wegbegleiter ihres Vaters des Weg nach Boitzenburg gefunden hatten und ihn, den Lehrer, Maler, Schlosser, Historiker, Sänger, Sammler, Akkordeonspieler und Bodendenkmalpfleger, ehrten und versprachen, sein Vermächtnis in Ehren zu halten. „Es wäre so im Sinne meines Vaters gewesen, wenn das Mühlenensemble mit Mühle, Klosterruine und Gaststätte als Einheit bestehen bliebe. Das ist doch ein touristisches Pfund“, sagte die 41-Jährige in Richtung Gemeindeverwaltung, die das derzeit ungenutzte Gasthaus privatisieren will.
Mehr zum Thema: Alles auf Anfang für leeres Gasthaus in Boitzenburg
Anna-Constanze Benthin, die mit ihrer Familie in Sachsen lebt, hatte eine kleine Ausstellung mit Fotos und Erinnerungsstücken zusammengetragen. Im Raum mit dem blauen Ofen hatte Christa Bechert vom Heimatbund Ordner mit Zeitungsartikeln ausgelegt, auf einer Leinwand lief Reinhard Kasulkes Präsentation mit Fotos und Filmchen, und im Kleiezimmer der Mühle wurde das „Mukkefukk“-Interview mit Hans-Benthin gezeigt. Gastronom Volker Müller-Hagenbeck mit seiner Speisenfeuerwehr und viele Kuchenbäckerinnen hatten sich ans Werk gemacht, um die Verköstigung zu gewährleisten.
„Vielen Dank allen für den gelungenen Tag. Wie hätte mein Vater so schön gesagt: Es war mich een Vergniejen!“