Spaßvogel
Weihnachtsmann Ralf sitzt hinterm Buslenkrad
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Ralf Lyko ist ein Spaßvogel. Selbst den größten Stress auf Arbeit nimmt der 50-Jährige mit Humor. Dafür mögen ihn nicht nur seine Kollegen von der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG). Nein, das wissen auch die Passagiere zu schätzen. Er bringt jeden Morgen aufs Neue etwas Farbe in ihren tristen Pendleralltag. Stets mit an Bord hat der Busfahrer nicht nur seine begnadete Chorstimme, sondern auch sein Instrument. „Für den Fall, dass jemand Geburtstag hat und ich ihm auf dem Jagdhorn ein Ständchen bringen muss”, verrät der UVG-Angestellte, den sein Umfeld als Gute-Laune-Garant beschreibt, lachend.
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Am liebsten sind dem gebürtigen Mecklenburger Touren mit dem Reisebus: „Da herrscht vom ersten Moment an Stimmung; muss ja auch, schließlich ist man über Stunden zusammen”, versichert der Uckermärker. Er genießt es, wenn die Fahrgäste hinter ihm auf ihren Sitzen vor Vergnügen jauchzen. Jeden Tag einem Menschen eine kleine Freude bereiten – das ist sein Credo. Vor Heiligabend 2021 hatte der Nechliner allerdings etwas Bammel, wie er am Tag zuvor dem Uckermark Kurier verriet. In seinem Haus allein unterm Christbaum sitzen, diese Vorstellung schreckte ihn sehr. Kurzerhand bot Ralf Lyko deshalb seinem Chef an, den ungeliebten Dienst am 24. Dezember zu übernehmen: „Dafür konnte dann ein anderer Kollege bei seiner Familie bleiben. Auf mich wartete zu Hause ja niemand, so konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.”
Perücke bestellt
Die acht Stunden hinterm Lenkrad wollte der gelernte Landwirt allerdings nicht einfach so „abreißen”, wie er Donnerstag schon dem Uckermark Kurier verriet: „Ich habe mir für diesen Tag ein zünftiges Weihnachtsmannkostüm besorgt. Ein Teil ist schon da. Der Rest kommt hoffentlich noch pünktlich mit der Post.”
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Vor allem auf seine neue Perücke wartete der kinderlose Uckermärker schon sehnsüchtig. Auch kleine Leckereien für die Gäste will Ralf Lyko am Freitag in der Fahrerkabine platzieren. „Ich freue mich wirklich schon riesig auf diesen besonderen Dienst, der mich von Prenzlau nach Schwedt und zurück führen wird”, betonte Ralf Lyko vorab, als er fürs Pressefoto schon mal in seine Verkleidung schlüpfte. Der Busfahrer ahnt, dass die Einsamkeit an den Festtagen nicht nur sein Problem ist, sondern viele Menschen an Weihnachten darunter leiden.
Über 20 Jahre bei UVG
„Die, die zu mir in den Bus steigen, werden den Heiligabend 2021 aber so schnell nicht vergessen. Das verspreche ich.” Dass der 50-Jährige seit über 20 Jahren im Dienst der UVG steht, hat mit den Wirren der Wende zu tun. Denn eigentlich war er mal mit Leib und Seele Bauer. „Doch als 1990 die landwirtschaftlichen Strukturen der DDR zerbrachen, musste ich mich über Nacht umorientieren. Mein Vater fuhr zu dieser Zeit schon Bus in Husum. Doch nach zwei Jahren zog es mich in die Heimat zurück.” Nach Nechlin zum Opa, wo er eine schöne Kindheit verbracht hatte. In dessen Haus wohnt er bis heute, leider allein.