Ahnenforschung

Wenn ein alter Herr seine Wurzeln sucht

Parmen / Lesedauer: 3 min

Beim Schränke-Ausmisten ist Günter Sohn auf alte Familiendokumente gestoßen. An diesem Punkt kam sein Enkel ins Spiel.
Veröffentlicht:07.01.2019, 18:22

Von:
  • Claudia Marsal
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Alten Menschen wird oft nachgesagt, dass sie sich von nichts trennen können. Im Hause Sohn gab es jüngst die umgekehrte Konstellation. Da schickte sich der 77-jährige Großvater nämlich an, die Schränke auszumisten. Doch da hatte er die Rechnung ohne seinen ältesten Enkel gemacht. Der 24-Jährige stoppte den Senior bei dem Versuch, alte Sachen in die Tonne zu schmeißen. „Mensch Opa, das ist doch unsere Familiengeschichte. Die heben wir lieber auf.“ An diese Worte seines Patrick erinnert sich Günter Sohn noch ganz genau.

Das Ganze liegt vielleicht ein halbes Jahr zurück, doch es hatte Folgen. Der pensionierte Zollbeamte begann ab diesem Tag nämlich, intensiv seiner Vergangenheit nachzuspüren. Er wälzte Dokumente und Fotoalben. Der heute im westfälischen Lienen beheimatete Familienvater beschäftigte sich wochenlang mit dem Stammbaum seiner Ahnen. Und dabei fand er heraus, dass zwei Generationen der Sohns in Parmen und Lübbenow gelebt haben. An diesem Punkt kam der Uckermark Kurier ins Spiel. Günter Sohn meldete sich in der Redaktion mit der Bitte, einen Aufruf zu starten. „Gesucht werden von mir die Vorfahren meiner Urgroßeltern, Karl Friederich Wilhelm Sohn und dessen Ehefrau Friederike Wilhelmine Blum“, teilte der gelernte Maschinenschlosser mit.

Familie in der Region verwurzelt

„Ich habe mir sagen lassen, dass dieser Nachname in der Region ein regelrechter Sammelbegriff ist“, setzt er lachend hinzu. Auch sein Großvater, Gustav Adolph August Sohn, sei am 31.  März 1874 in Parmen geboren. So wie am 13. Januar 1872 ebenfalls dessen Bruder Hermann Wilhelm August Sohn. Der Rentner ist fast sicher, dass in der Uckermark noch weitläufige Verwandte von ihm leben. „Vielleicht kennen ja einige Leute auch noch meinen Großvater. Er hat Schmied gelernt und den Beruf lange ausgeübt. Damals mussten die Eltern an den Lehrmeister ja noch ein so genanntes Lehrgeld bezahlen“, erinnert er sich zurück. Sein Urgroßvater Karl Friedrich Wilhelm Sohn sei zwar nur ein einfacher „Arbeitsmann“ gewesen. „Aber wenn er in der Lage war, dieses Lehrgeld aufzubringen, kann es ihm so schlecht nicht gegangen sein“, vermutet Günter Sohn.

Dass er selbst fernab der familiären Wurzeln aufgewachsen ist, hat mit den Wirren des Zweiten Weltkrieges zu tun. Sein Vater Alfred Sohn war als Soldat in Russland und Frankreich. Später geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde nach England gebracht. Von dort aus wollte er nicht mehr in die russische Besatzungszone zurück, sondern ging nach Lienen, wo ein Onkel als Konditormeister Fuß gefasst hatte. Günter Sohn war zu dieser Zeit noch mit seiner Mutter im Osten. Doch im zarten Alter von zwölf Jahren holte ihn der Vater nach Westfalen nach. Die Mutter des Jungen blieb zurück. Auf die Ungeheuerlichkeit einer solchen familiären Entscheidung angesprochen, sagt der Ruheständler, dass so etwas damals keine Seltenheit gewesen sei.

Appell an die Leser des Uckermark Kurier

Aus heutiger Sicht erscheine das vielleicht als ein Unding. „Aber nach dem Krieg war das völlig normal.“ Seine Wurzeln im Osten hat Günter Sohn aber weder vergessen noch vernachlässigt. Bereits in den 1960er Jahren nutzte er die Gelegenheit, als Besucher zurückzukehren. Vor allem an das Wiedersehen mit ehemaligen Klassenkameraden erinnert er sich gern. Heute nun sei er, so Günter Sohn, aufgrund gesundheitlicher Beschwerden als Haus gefesselt. So gern er die alten Stätten seiner Kindheit noch einmal sehen würde, ihm ist die Unmöglichkeit dessen bewusst. „Ich kann nicht mal mehr zehn Schritte laufen“, bedauert der zweifache Vater. Aber geistig sei er noch rege, setzt er hinzu. Deshalb seine Bitte an potenzielle Verwandte, sich an ihn zu wenden. „Zu erreichen bin ich unter der Telefonnummer 05483 756113 oder per E-Mail an [email protected].“