Furchtbarer Fund

Windrad schreddert Seeadler in der Uckermark

Blankenburg / Lesedauer: 3 min

Ein streng geschützter Seeadler ist nahe Blankenburg regelrecht zerfetzt worden. Jagdverbandschef Karl-Heinz Seedorf fürchtet weitere Opfer.
Veröffentlicht:19.07.2022, 15:26

Von:
  • Claudia Marsal
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Ein Traktorist hat in dieser Woche zwischen Blankenburg und Hohengüstow eine furchtbare Entdeckung gemacht. Der Mann fand auf dem Acker direkt unter einem Windrad einen geschredderten Seeadler. „Das Hinterteil und die Beine des majestätischen Vogels waren regelrecht zerfetzt worden”, berichtete tags darauf Karl-Heinz Seedorf dem Uckermark Kurier. Der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes war als Jagdpächter und engagierter Einwohner zeitnah von dem Fund unterrichtet worden und hatte die Szene dokumentiert. „Da blutet einem das Herz, wenn man so etwas sieht.” Immer wieder würden die geschützten Tiere den Windkraftanlagen zum Opfer fallen, beklagt der Blankenburger: „Das hier war nicht der erste tote Adler.”

Hohe Dunkelziffer

An mindestens einen weiteren Fund kann sich Seedorf erinnern. „Von der Dunkelziffer ganz zu schweigen. Meistens schleppen Füchse und Marderhunde die toten Vögel ja weg, ehe sie der Mensch zu sehen bekommt. Das hier war reiner Zufall.” Vor dem Hintergrund dieses sinnlosen Sterbens sieht der Uckermärker den weiter forcierten Ausbau erneuerbarer Energie in seinem Umfeld sehr kritisch.

„Wir haben hier überall kleine Seen, in denen die Vögel noch Nahrung finden, zum Beispiel die beiden kleinen Burgseen direkt unter den Windrädern. Nicht nur die Adler, auch die Große und die Kleine Rohrdommel sowie die Rohrweihe wurden hier lange Zeit gesichtet. Und selbst der seltene Schwarzstorch kam manchmal vorbei. Doch die verschwinden langsam. Wollen wir das alles wirklich opfern, indem wir die Gegend weiter mit Windrädern zupflastern. Unser Bereich hat doch schon so viele Anlagen verkraften müssen. Jetzt zeichnet sich ab, dass der Lebensraum der Wildtiere nochmals weiter zerstört wird.”

+++ Protest gegen Windkraft-Anlage – Bürgerinitiative Schwarz gibt sich kämpferisch +++

Er spielt damit auf den neuen Plan für die Ausweisung von Windeignungsgebieten an, der ab 1. August ausliegen soll. „Wir wissen schon, dass vorgesehen ist, den Blankenburger See restlos zu umbauen. Doch diesen Irrsinn werden wir nicht hinnehmen”, verweist Karl-Heinz Seedorf auf die neugegründete Bürgerinitiative, die eine maßvolle Erweiterung anmahnen soll. Die Gruppe hat sich vergangene Woche mit sieben Gründungsmitgliedern zusammengefunden und auf ihre Agenda gesetzt, mit dem Protest laut an die Öffentlichkeit zu gehen. Bereits am 6. August wollen die Initiatoren ihre Pläne erläutern. Dann sind die Einwohner ab 18 Uhr im Gemeindehaus zur ersten Bürgerversammlung eingeladen.

Mehr zum Thema: Tausend Meter Abstand sind der Bürgerinitiative zu wenig

„Wir müssen uns stark machen, sonst wird weiter über unsere Köpfe hinweg entschieden. Das gesunde Maß ist doch längst erreicht. Hier hat niemand etwas gegen erneuerbare Energien. Aber es kann doch nicht sein, dass die Uckermark zugebaut wird und wir hier gleichzeitig mit die höchsten Energiekosten haben. Das ist doch völlig absurd und darf nicht unwidersprochen hingenommen werden.”

Starke Windlobby

Dass Politiker wie Gauck parallel dazu die Bevölkerung darauf einschwören zu frieren und vielleicht auch noch im Dunkeln zu sitzen, hält er für ungeheuerlich. Makaber findet der 67-Jährige, dass sich die Grünen bis dato immer den Umwelt- und Naturschutz auf die Fahnen geschrieben hätten „und sich jetzt abducken und so tun, als seien die Windräder keine Gefahr für die Tierwelt. Alles wird den Interessen der Windlobby untergeordnet. Die wird immer reicher und wir Kleinen müssen bluten”, ärgert sich der Diplomingenier für Landtechnik.

Dass mit dem toten Seeadler will der Jäger an die ganz große Glocke hängen. „Ich habe das Tier vom Umweltamt des Landkreises abholen lassen und zeitgleich auch das Umweltamt in Potsdam informiert. Manchmal frage ich mich echt, ob die überhaupt noch wissen, was sie mit ihren Beschlüssen an der Basis anrichten. Normal ist das alles nicht mehr.”