Ausbildung im Handwerk
„Wir brauchen schlaue Köpfe für innovative Berufe“
Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Cindy Mutschler
Sogar Mädchen interessierten sich bei der Lehrberufeschau am Mittwoch auf dem Gelände der Prenzlauer Oberschule Carl-Friedrich-Grabow für große Maschinen und moderne Technik. Ganz im Sinne des Hashtag FRAUENIMHANDWERK, mit dem die Mitarbeiterinnen der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) an diesem Tag auf ihren T-Shirts warben. Zahlreiche Schüler der Region hatten dort die Möglichkeit, sich für die Zukunft zu orientieren.
Meister und Gesellen der Steinhage Landtechnik GmbH erklärten beispielsweise den Umgang mit der elektrischen Kettensäge, die auch gleich von Schülern selbst in Betrieb genommen wurde. Auf das „Probesitzen“ im Traktor wollte so gut wie niemand verzichten. Die Freundinnen Emilia Biadacz und Annie Gest vom Prenzlauer Christa-und-Peter-Scherpf-Gymnasium hatten auf der Veranstaltung ihren Spaß. „Es war sehr interessant, auch mal handwerkliche Berufe genauer kennenzulernen. Cool fanden wir, das Schweißen mit der VR-Brille, und dass wir beim Optiker Berger einen kostenlosen Sehtest für den Führerschein machen durften“, sagten die 15-Jährigen.

Kostenfreie Betriebspräsentation
Das praktische Probieren können, so sagte Michaela Bergemann, Ausbildungsberaterin der Handwerkskammer für die Region Uckermark und Barnim, sei eine Bedingung für die Aussteller, denen auf der Lehrberufeschau eine kostenfreie Präsentationsfläche geboten wurde. „Um die Vielfalt des Handwerks besser kennenzulernen, ist das Mitmachen und Ausprobieren eine tolle Unterstützung um einen ersten Eindruck zu gewinnen“, sagte die Organisatorin.
Der Jugend von heute stehen scheinbar zahlreiche Türen offen. Doch nur wenige Zehntklässler haben bereits jetzt, zum Beginn des letzten Schuljahres, einen Plan, wie es nach der Schule weitergeht. Die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Uckermark Katrin Grothe weiß, dass die Handwerkskammer immer noch die Initiative ergreifen muss, um die ausreichend zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze zu besetzen. „Die Fachkräfte sind Mangelware und die meisten Betriebe sind händeringend auf der Suche nach Nachwuchs. Wir kämpfen nach wie vor mit den Vorurteilen, dass die Handwerksberufe unterbezahlt sind und keine großen Zukunftsaussichten bieten“, sagte Katrin Grothe und führte fort: „Die Realität sieht anders aus. Eine Ausbildung im Handwerk lohnt sich mehr denn je. Es gibt mittlerweile so viele innovative Berufe, für die wir sehr gute Schulabgänger brauchen.“

Zukunftssicheres Klimahandwerk
Ein Beispiel sei das Klimahandwerk. Viele helfende Hände werden erforderlich sein, um die große Aufgabe, die Umsetzung der Energiewende, zu meistern. Die Aussichten von Fachkräften sind zukunftssicherer denn je. Statt nach dem Schulabschluss einen akademischen Bildungsweg einzuschlagen, kann es sinnvoll sein, auch eine Berufsausbildung in Betracht zu ziehen, sind die Organisatoren überzeugt.
Ausbildung in Wohnortnähe
Das Handwerk lockt mit weiteren Vorteilen. Klaus Schreiber, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in Angermünde und Kreishandwerksmeister, erklärte: „Seit 1993 bilden wir Lehrlinge aus und geben damit jungen Leuten die Chance auf eine Ausbildung in Wohnortnähe. Sie können später immer noch in die weite Welt ziehen. Aber sie haben eine gute Grundausbildung, in der sie etwas Sinnvolles gelernt haben und wir ihnen das Gefühl geben konnten, dass sie gebraucht werden“.

Die Politik muss ran
Regionale Betriebe, wie beispielsweise die UVG, die Lau Klempner/Bedachungs GmbH, die Erste Prenzlauer Maler GmbH sowie die Adolf Siebeneicher GmbH gaben Informationen zu den Ausbildungsberufen und den möglichen Karrierechancen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern, Schulen und Betrieben müsse noch mehr vertieft werden, glaubt Katrin Grothe. Ihrer Meinung nach fehle es immer noch an Aufklärung und politischer Unterstützung. „Viele Eltern wissen gar nicht, was hinter den Berufsbezeichnungen steht und welche Möglichkeiten ihre Kinder auch im Handwerk haben. Eine Ausbildungspflicht macht für mich ebenso mehr Sinn, als junge Leute mit Bürgergeld zu versorgen.“