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Zu hundert Prozent abhängig vom PCK Schwedt

Schwedt / Lesedauer: 3 min

Die Abhängigkeit regionaler Firmen vom Erfolg der Raffinerie in Schwedt wird am Beispiel der Holzkontor und Pelletierwerk GmbH deutlich.
Veröffentlicht:27.02.2023, 11:50

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Auf Gedeih und Verderb sind Unternehmen von der PCK–Raffinerie abhängig. Bei einem Besuch im Holzkontor und Pelletierwerk Schwedt haben sich Landrätin Karina Dörk (CDU) und Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD) ein Bild davon machen können. „Bei Strom und Dampf hängen wir zu 100 Prozent am PCK“, sagte Geschäftsführerin Sylwia Senczyszyn. „Ohne Strom geht hier kein Computer an, und ohne Dampf können wir nicht produzieren.“

Größter Kunde in Berlin

Beide Energiequellen kommen vom PCK. Als das Pelletierwerk 2006 gegründet wurde, war das die Standortentscheidung für Schwedt. Damals noch als reines Industriepelletswerk errichtet, stellt das Werk jetzt Premiumholz– und Industriepellets für den professionellen und privaten Verbrauch her. Industriepellets werden in Großfeuerungsanlagen eingesetzt in einem Umkreis von 200 bis 250 Kilometern. Das Heizkraftwerk Berlin ist einer der großen Industriekunden.

Die Unternehmervereinigung Uckermark organisiert viermal im Jahr solche Betriebsbesuche, um zu erfahren, wie die Geschäfte laufen. Meist sind die Landrätin und Bürgermeister mit dabei. Karina Dörk teilt die Sorge der Geschäftsführung um eine auskömmliche Produktion im Pelletierwerk. Es ist im März 2022 von der Lausitz Energie AG (LEAG) übernommen worden. Zu diesem Zeitpunkt war der Ukraine–Krieg gerade ausgebrochen.

Industriestandort Schwedt entscheidend

„Die LEAG will weg von der Braunkohle. Biomasse ist ein Thema für uns, es hat definitiv Potenzial“, sagte Geschäftsführer Kai–Uwe Schmiedel. „Für uns ist der Industriestandort Schwedt entscheidend, um Industriekunden zuverlässig zu bedienen. Wir haben Lieferverpflichtungen und müssen sie einhalten. Sonst gibt es hohen wirtschaftlichen Schaden.“ Karina Dörk wollte wissen, wie sich die knapp 60–prozentige Auslastung der PCK auf die Produktion im Pelletierwerk auswirkt. Sylwia Sen-
czyszyn erklärte: „Auch wenn PCK keine Volllast hat, wären wir in der Lage, durch sparsamen Dampfverbrauch noch eine Weile zu produzieren. Aber wir wollen in diesem Jahr unsere Kapazität fast verdoppeln.“ 2022 hat das Werk 47 000 Tonnen Pellets hergestellt. In diesem Jahr sind 85 000 Tonnen angestrebt. Das Werk will im Vier–Schicht–System arbeiten und zusätzliches Personal einstellen.

„Wir haben ein sehr turbulentes Jahr hinter uns, weil auf einmal jeder Holzpellets kaufen wollte, und zwar doppelt und dreifach so viel“, verdeutlicht Sylwia Senczyszyn die Situation auf dem Markt.

Die Besucher erfuhren außerdem, wie umweltfreundlich das Endprodukt ist. Die Pellets werden unter hohen Qualitätsstandards und zu 100 Prozent aus naturbelassenem Holz hergestellt. Sämtliche Nachhaltigkeitskriterien greifen hier. Ausgangsrohstoff sind Säge– und Hobelspäne aus Sägewerken und Spanplattenwerken, zum Beispiel aus dem Robeta–Werk in Milmersdorf. Jede Woche treffen mehrere LKW von Robeta in Schwedt ein.

„Biomasse soll lokal hergestellt und verbraucht werden. Brandenburg hat die Kapazität dazu“, ist Kai–Uwe Schmiedel überzeugt. Allerdings ist Deutschland ein Nachzügler auf diesem Gebiet. Skandinavien und Polen sind da viel weiter. In Deutschland gibt es zwei Hersteller von Industriepellets, einer davon produziert in Schwedt.

Mit dem Ukraine–Krieg haben sich die Handelsströme verändert. Holz aus Russland und Belorussland ist nicht mehr zu haben. Lieferanten kommen jetzt jeweils zur Hälfte aus Polen und Deutschland, darunter vom Brandenburgischen Forstservice. Es ist zu 100 Prozent zertifiziert.

Ausreichend Dampf zu haben, ist die Achillesferse für das Unternehmen. Er ist für die Trocknung des Holzes unabdingbar. Holz hat rund
40 Prozent Restfeuchte, die der Pellets liegt bei acht Prozent. „Strom kann uns vielleicht jemand anders liefern. Aber Dampf können wir nur aus dem PCK beziehen“, macht Sylwia Senczyszyn klar. Vor dem Rundgang durch das Pelletierwerk hatten Unternehmervereinigung und Landrätin bereits die Firma Tief– und Schüttguthandel Schwedt besucht.