Problem Schülerverkehr
Zuspätkommer werden hier nicht bestraft
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Vicky Blum hatte sich sehr auf ihren Ausbildungsstart gefreut. Das Mädchen aus Haßleben begann am Oberstufenzentrum (OSZ) eine Lehre zur Kauffrau für Bürokommunikation. Dass der Unterricht am Standort Prenzlau stattfand, war für die Haßlebenerin theoretisch kein Problem. Es fahren von ihrem Heimatort schließlich regelmäßig Busse in die Kreisstadt. Allerdings merkte die Azubine vom Dorf schnell, dass deren Takt nicht zu dem passte, was sie brauchte, um pünktlich beim Unterricht zu sein. Fährt sie mit dem ersten Bus nach Prenzlau, muss sie nach dem Umstieg am Busbahnhof in die Stadtlinie anschließend 40 Minuten vor der Schule in der Brüssower Allee warten, weil sie zu früh da ist. Wenn sie die nächstmögliche Verbindung nehmen würde, könnte sie es nicht rechtzeitig ins OSZ schaffen. Sie käme dann jeden Tag ein paar Minuten zu spät.
Warten im Kalten
Das betrübt ihre Mutter sehr, vor allem mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit. Im Winter bei Minusgraden fast eine dreiviertel Stunde vorm verschlossenen Schulhaus stehen – das wünscht sich wohl niemand. Unsere Leserin würde ihrer Tochter gern helfen, wohlwissend, dass dieses Dilemma nicht nur ihr Kind betrifft, sondern viele Lehrlinge vor diesem Dilemma stehen. Sie fragte öffentlich, ob die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft die Busse nicht anders takten könnte, so dass eine Stadtlinie kurz vor Unterrichtsbeginn am OSZ in Prenzlau ankommt.
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Doch was das anbelangt, werben die Verantwortlichen der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG) um Verständnis, dass das bei der Vielzahl an Strecken leider nicht überall passgenau möglich ist. Es werde immer Schüler geben, die auf ihre Anschlüsse oder später am Schulort auf den Unterrichtsbeginn etwas länger warten müssten, bedauerten die Zuständigen. Aber man bemühe sich laut UVG redlich, diese Zeiten zu minimieren. Jeder neue Fahrplan sei eine Riesenherausforderung für die Planer, hieß es auf Nachfrage des Uckermark Kurier bei der UVG-Zentrale.
Schule reagiert
Auch am OSZ ist das Problem der nicht zum Beginn des Unterrichts passenden Busankunftszeiten bekannt. Und zwar seit mehreren Jahren schon, wie Schulleiterin Christina Neitzel gegenüber der Presse einräumt: „Das wird zwischen UVG, Schulträger und Schule auch kommuniziert. Leider lässt sich hier aufgrund verschiedener Umstände zurzeit keine Abhilfe schaffen.” So weit, so gut – aber nein, an diesem Punkt kommt die überraschende Information: „Wir als Schule haben darauf reagiert und gewähren den betroffenen Schülern diese spätere Ankunftszeit, ohne dass es eine negative Auswirkung auf Fehlzeiten, Vermittlung des Unterrichtsstoffes oder Benotung hat.”
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Die betroffenen Jugendlichen müssen sich nur an ihre Klassenleitung wenden und bekommen dies auch so mitgeteilt, versichert die Leitung. Christina Neitzel sagt abschließend, sie wisse nicht, ob zwischenzeitlich schon eine Kommunikation zwischen Schüler und Klassenleitung stattgefunden habe. Der betroffene Schüler solle aber ruhig seine Sorgen und Nöte unter vier Augen der Klassenleitung mitteilen.