Alternative Lebensweise
Zweifach-Mama schwört auf vegane Kost
Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Claudia Marsal
Fleisch, Wurst, Käse, Milch – bis vor ein paar Jahren stand das alles noch auf dem Speiseplan von Peggy Braun. Die ernährungstechnische Wende zur Veganerin leitete die Geburt ihres ersten Sohnes vor sieben Jahren ein, wie die Prenzlauerin rückblickend sagt. „Als ich Mutter wurde, begann ich plötzlich, mehr über Gesundheit und gesunde Lebensweise nachzudenken. Das kam irgendwie ganz automatisch in der Schwangerschaft. Langsam, aber stetig.“ Beschleunigt wurde dieser Prozess durch ein einschneidendes Erlebnis, welches ihr sechs Monate später den Tiefpunkt ihres Lebens brachte, wie sie resümiert. „Da wurde mein Großer nämlich sehr krank und musste in die Klinik. Ich saß während dieser Zeit völlig rat- und hilflos an seinem Bettchen, konnte ihm nicht helfen.“ In diesen schweren Wochen kreisten die Gedanken der heute 39-Jährigen noch mehr als sonst um das, was ihr am allerwichtigsten war: ihre Familie. „Ich sagte mir, dass ich für meinen Jungen jetzt ganz gesund und stark bleiben muss. Dass ich nicht selbst auch noch krank werden darf. Und ich begann zu überlegen, was dafür zu ändern ist“, setzt die gelernte Bürokauffrau hinzu.
Mehr Achtsamkeit
Nach und nach stellte sie ihre Gewohnheiten um. Achtsamkeit zu sich selbst bekam mehr Bedeutung. Sie bewegte sich mehr und arbeitete daran, besser Stress abzubauen. In der ersten Phase ernährte sie sich noch vegetarisch. Mittlerweile ist Peggy Braun aber erklärte Veganerin. „Ich verzichte konsequent auf alle tierischen Produkte, esse weder Fleisch noch Fisch und habe auch Eiern, Milch und Käse abgeschworen. Meine Mahlzeiten sind zu 98 Prozent pflanzenbasiert“, versichert die zuletzt als Assistentin der Geschäftsleitung eines Wohnungsunternehmens tätige Uckermärkerin.
Der Grund dafür ist schnell erklärt: Sie ist überzeugt, dass das Leid der Tiere, welches diese beim Schlachten durchleben, über deren Fleisch auf den Menschen übergeht. Peggy Braun ist es gewohnt, dass andere bei solchen Thesen skeptisch die Stirn runzeln, aber sie steht zu ihrer Überzeugung, dass diese Qualen nicht ungesühnt bleiben.
Viele Zivilisationskrankheiten seien außerdem auf Giftstoffe zurückzuführen, die der Mensch zusätzlich in den Kreislauf bringe, wie beispielsweise Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel, betont die Ernährungsexpertin. „Die Chemie kann nicht gesund sein, sondern macht müde, gestresst und antriebslos und im schlimmsten Fall eben auch schwer krank.“ 2020 hat sie sich aus eben diesen Überzeugungen heraus selbstständig gemacht – in der Branche, die ihr besonders am Herzen liegt. Das berufliche Rüstzeug eignete sie sich in einem Fernstudium an.
Firma gegründet
Seit April bietet Peggy Braun in der Uckermark nun ganzheitliche Ernährungs- und Gesundheitsberatung ausschließlich für Frauen an. Ihre Existenzgründung fiel unglücklicherweise mitten in die Coronakrise. Aber für ein Zurückrudern wäre es an diesem Punkt zu spät gewesen, bilanziert sie lachend. Also machte die zweifache Mutter das Beste aus der Situation und forciert seitdem die Onlinebetreuung. Dabei sieht sie sich nicht als Messias, der andere bekehren will, beeilt sich die Uckermärkerin zu versichern. „Letztlich muss ja jeder selbst entscheiden, wie weit er der Gesundheit zuliebe geht. Es gibt nicht das eine, richtige Konzept. Betrachtet werden müssen immer alle individuellen Komponenten und Umstände.“
Sie respektiere auch als Veganerin selbstverständlich den Wunsch, weiter Fleisch essen zu wollen. „Aber dann mahne ich immer, wenigstens auf die Qualität und Herkunft zu achten. Denn anderenfalls greift auch das Argument, dass man das in tierischen Produkten enthaltene Vitamin B 12 ja unbedingt braucht, nicht. Denn wenn die Tiere nur mit minderwertigem Futter schnell hochgemästet werden, hat ihr Fleisch das ja gar nicht als Inhaltsstoff.“
Kein Verbot
Gefragt, inwieweit ihre vegane Lebensweise den Alltag ihrer Familie beeinflusst, versichert Peggy Braun, dass sie auch hier niemandem etwas aufgezwungen habe, vor allem den Kindern nicht. „Ich kaufe zwar weder Fleisch noch Wurst, aber im Kindergarten und bei der Oma dürfen die Jungs das natürlich essen. Ich beobachte aber, dass sie häufig von selbst nach pflanzlichen Alternativen fragen, weil ihnen das gar nicht mehr so schmeckt.“ Ihr Mann hingegen habe sich ganz bewusst ihrem Ernährungsstil angeschlossen, setzt sie erfreut hinzu. Ihn habe sie nicht lange überzeugen müssen, „er hat einfach gemerkt, dass es ihm ohne besser geht.“
Und nur so könne das auch bei ihren Klienten gelingen, ist Peggy Braun sicher. Wenn bei ihnen der Leidensdruck durch Übergewicht, Verdauungsstörungen, chronische Erkrankungen, Nahrungsmittelintoleranzen, Allergien oder Problemen mit Haut oder Haar zu groß werde, seien viele bereit, neben der Schulmedizin noch andere Hilfen in Anspruch zu nehmen. Den Körper wieder durch ganzheitliche Betrachtung ins Gelichgewicht zu bringen, könne ein Lösungsansatz sein, um nachhaltig Besserung zu bringen. „Ich finde, dass das ein ganz spannendes Thema ist. Und ich freue mich, mit meinem Wissen anderen zur Seite stehen zu können.“