Sammlerliebe

Warum der Zollstock noch immer das „Maß aller Dinge“ ist

Meiersberg / Lesedauer: 3 min

Wer im Ochsen zu Meiersberg übernachten möchte, sollte sich zuvor informieren, wann die Zollstockbörse stattfindet. Sammler dieser Messinstrumente reservieren ihre Zimmer  nämlich lange im Voraus.
Veröffentlicht:04.06.2023, 18:26

Von:
  • Oliver Hauck
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Zur sechsten Zollstockbörse in Meiersberg kamen erneut Sammler von Nah und Fern. Manche von ihnen sind seit vielen Jahren befreundet und verbrachten das Wochenende zusammen bei Speis und Trank und... Tausch! Und die Auswahl war wie immer groß an Firmenaufdrucken, Farben und Material der Klappstöcke und Einheiten, die sie messen.

Einige haben mehr als 10 000 Zollstöcke

Während die Organisatoren Bernd und Gabi Hollandt im Ort wohnen und Wolfgang Reichelt es von Torgelow nicht weit hatte, waren andere aus Westfalen und Sachsen angereist. Auch ein echter Bürgermeister war dabei, denn so lautet Olafs Nachname. Der ist gelernter Tischler aus Greifswald und sammelt die hölzernen Klappmeter seit Jahrzehnten, wie die meisten seiner Sammlerfreunde. Manche von ihnen haben weit über 10000 davon zusammengebracht, obwohl sie sich bei den aufgedruckten Motiven auf bestimmte Länder und Firmen spezialisiert haben, um die Befüllung ihrer Häuser und Keller in Grenzen zu halten.

Kurios: Name Zollstock hat sich gehalten

Kurios ohnehin, dass sich der Name Zollstock hierzulande gehalten hat, obwohl man heutzutage Zentimeter misst. Das war aber nicht immer so. Olaf Bürgermeister sammelt Zollstöcke mit alten deutschen Maßen, wie Elle und Zoll, die ehemals je nach Stadt und Region anders ausfielen. Davon besitzt er über Hundert Stück. Das älteste misst Nürnberger Ellen und ist 230 Jahre alt.

Wolfgang Reichelt ist in seinem Leben weit gereist und sammelt seit 30 Jahren. Er besitzt über 25000 Klappstäbe, darunter erlesene Exemplare aus Elfenbein und Ebenholz und solche für Linkshänder. Nach Meiersberg hat er „nur“ seine Duplikate mitgebracht, die immerhin auch noch zwei laufende Meter des Tisches bedecken. Unter den 16000 Stücken, die Uwe Dokter aus Drebkau bei Cottbus sein Eigen nennt, haben einige Riesenformat.

Hier ist es mit einem Zollstock nicht getan, der wahre Sammler braucht alle, damit ein Bild wie bei diesem Tiger entsteht. (Foto: Oliver Hauck)

Es sind Vermessungs– und Nivellierstöcke, wie sie beim Straßenbau, vom Zoll oder der Polizei am Unfallort benötigt werden. Sven Taube und seine Frau sind aus der Nähe von Leipzig angereist, allerdings nicht allein wegen der Zollstöcke. Sie haben die Tauschbörse mit einem Besuch der Haffsail in Ueckermünde und einem Abstecher nach Usedom verbunden. Und das gleiche Zimmer im Ochsen ist für nächstes Jahr bereits reserviert, wie sie verraten. Peter und André hingegen gingen die Sache viel nüchterner an. Der Tagestrip aus Minden hat ihnen eine Ausbeute von 50 neuen Klappmetern beschert und unmittelbar danach ging es mit dem Auto zurück in die westfälische Heimat.

Zollstöcke zum Verschenken

Die Sammler, die in Meiersberg tauschten und fachsimpelten, sind überwiegend im Seniorenalter und haben in Punkto Zollstöcke eine gewisse Befriedigung erreicht. Und dennoch ... Einer war am Sonntag zur Börse gekommen, der geeignet scheint, die Sammelwut am Köcheln zu halten: Matthias Müller betreibt zusammen mit seinem Bruder Andreas in Chemnitz eine Firma für Werbemittel.

Wolfgang Reichelt und Olaf Bürgermeister begutachten Stöcke für alte deutsche Maße, wie Elle und Zoll. (Foto: Oliver Hauck)

Von Bierkrügen bis zu Kugelschreibern bedrucken sie so ziemlich alles, was sich werbewirksam verschenken lässt, eben auch Zollstöcke: Mehrere Dutzend davon, nebeneinander gelegt, zeigen Motive wie die Mona Lisa, den Pharao Tutenchamun oder einen tiefenentspannten Tiger. Wer sich dafür begeistern kann, könnte die Stückzahl von Wolfgang Reichelts Sammlung vielleicht noch übertreffen ...