Privatgrundstück

Ärger mit Vodafone – Torgelower kappt TV-Empfang von hunderten Anwohnern

Torgelow / Lesedauer: 3 min

Lange wusste ein Torgelower nicht, dass ein Kabel von Vodafone über sein Grundstück verläuft. Es sollte weg. Vodafone lehnte ab. Der Mann entschied sich für einen drastischen Weg.
Veröffentlicht:18.01.2023, 19:04
Aktualisiert:18.01.2023, 19:05

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Dass es so weit kommen musste und 304 Torgelower Haushalte zum Jahresbeginn für mehrere Tage ohne Fernsehen von Vodafone Kabel Deutschland dasaßen, das bedauert Gerd Scheunemann ausdrücklich. Doch er sah keine andere Möglichkeit mehr, als diesen Schritt zu gehen. Nach einer Kündigung des Vertrags zum 31. Dezember und einer Erinnerung schaltete er die Stromversorgung für einen Signalverstärker von Vodafone auf seinem Grundstück in der Ueckerstraße ab. In der Folge blieb das Fernsehbild in der Ueckerstraße, der Friedenstraße und einigen angrenzenden Bereichen ab 1. Januar schwarz.

Fernsehempfang funktioniert wieder

Gerd Scheunemann hatte genug von dem Ärger mit dem Unternehmen. Und er wollte auch keine Stromleitung von Vodafone mehr auf seinem Grundstück. Mittlerweile funktioniert der Fernsehempfang wieder. Vodafone wies zuerst eine eigene Schuld an dem Ausfall zurück. Pressesprecher Volker Petendorf nannte eine Firma, die sich innerhalb der Wohngebäude um das Kabelnetz kümmert. Doch dann fand das Unternehmen offenbar eine eigene Lösung und sorgte dafür, dass der Fernsehempfang wieder funktioniert, wie Petendorf berichtete. Wie, das ist nicht bekannt. Der Strom für den Signalverstärker soll jedenfalls nicht mehr von Gerd Scheunemanns Grundstück kommen.

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Der hat eine lange Odyssee hinter sich. „Ich wusste gar nicht, dass ein Stromkabel von Vodafone über mein Grundstück verläuft”, sagte er. Doch als er im Jahr 2021 Baumstümpfe an seinem Zaun an der Friedenstraße rodete, wurde ihm das schnell bewusst. Denn dabei muss er versehentlich ein Vodafone-Kabel durchtrennt haben. Schon damals hatten viele Torgelower keinen Fernsehempfang. Er forderte Vodafone auf, das Kabel und den Verstärker von seinem Grundstück zu entfernen, die offenbar schon in den 80er Jahren quer über sein Grundstück verlegt bzw. an seinem Haus aufgebaut worden waren.

Firmenkabel auf Privatgrundstücken unter Umständen erlaubt

Das lehnte Vodafone aber ab. Man verwies auf ein Nutzungsrecht auf Grundstücken von Privatpersonen nach Paragraph 76 Telekommunikationsgesetz und auf verschiedenste Gerichtsurteile. Das Verlegen eines Kabels und Betreten eines Grundstück sei demnach erlaubt, wenn das Grundstück und die Gebäude nicht unzumutbar durch die Maßnahme beeinträchtigt werden.

Das Unternehmen legte 2021 das neue Kabel erst offen über das Grundstück. Später sei es um das Grundstück herumgelegt worden, so Scheunemann. Es endete aber weiter im Verstärker am Haus. Gerd Scheunemann flatterte dann eine Zahlungsaufforderung ins Haus, die Reparatur des zerstörten Kabels zu bezahlen. Die 351,73 Euro überwies der Anwohner sogar, um seine Ruhe zu haben. Ansonsten blieb alles beim Alten. Das Unternehmen zahlte pünktlich die Stromkosten für den Verstärker. Der Schriftverkehr liegt dem Nordkurier vor.

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„Ich hatte immer wieder Kontakt mit anderen Stellen”, erzählte Scheunemann. Er habe lange gekämpft und viele E-Mails geschrieben. Nachdem er zum 1. Januar die Sicherung ausgeschaltet hat, sei dann alles sehr schnell gegangen, abgesehen von einigen Tagen ohne Fernsehempfang. Die Anwohner können mittlerweile wieder fernsehen. Vodafone-Sprecher Volker Petendorf kündigte an, dass auch der Verstärker bald vom Grundstück entfernt werden soll.

Verstehen kann Gerd Scheunemann das alles trotzdem nicht. Er hatte schon im November 2021 eine Bestätigung für seine Kündigung bekommen. Seitdem wäre lange Zeit gewesen, eine andere Lösung zu finden und die Kunden von dem Ausfall zu verschonen.