Jubiläum

Was ein junges Dorf am Haff mit einem Prinzen zu tun hat

Leopoldshagen / Lesedauer: 5 min

Mit seinen 275 Jahren ist Leopoldshagen ein sehr junges Dorf. Es trägt den Namen eines Feldmarschalls und wird am Wochenende sein Jubiläum feiern. 
Veröffentlicht:09.06.2023, 17:06

Von:
  • Eckhard Kruse
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Wie viele Bäume in der Lindenallee stehen, das weiß selbst der Leopoldshagener Bürgermeister nicht. „Ich habe sie nie gezählt“, räumt Werner Hackbarth ein. Es dürften zwischen 200 und 300 in dem 1,8 Kilometer langen Dorf sein. Doch er weiß auch, welchen Schatz das Dorf mit dem fast durchgehenden Straßengrün hat. Die Allee spendet nicht nur Schatten, sondern macht Leopoldshagen auch zu einem Ort, in dem man sich wohlfühlen kann und der einen Hauch vergangener Tage ausstrahlt, in dem noch Pferdefuhrwerke die Dorfstraße entlang rollten.

Apfelmus– und Ananas–Eis aus der Waffel

Im Schatten der Bäume, gleich neben Kirche und Pfarrhaus, gibt es seit Kurzem einen Eisladen. Der öffnete Anfang Mai und ist immer nur nachmittags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Am Vormittag lohnt es sich nicht, erzählt die Betreiberin Katharina Neubert. Sie ist auch ganz zufrieden mit der Nachfrage und hat sich offenbar schon eine Stammkundschaft erarbeitet. Viele Einheimische und Vorbeifahrende würden anhalten, um ein Softeis zu schlecken oder sich ein Paket mit eingefrorenem Eis mitzunehmen. Die Eissorte wechselt immer wieder. „Wir bieten jeden Tag eine andere Sorte an“, sagt Katharina Neubert. Apfelmus–Eis und die Geschmacksrichtungen Maracuja, Schwarze Johannisbeere, Erdbeere, Banane, Schoko–Vanille werden da zum Beispiel in eine Waffel gezapft. „Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass Ananas–Eis schmeckt“, gesteht sie. Doch nach einem Test war die Eisladen–Chefin dann anderer Meinung und bietet es auch alle paar Tage in ihrem Holzhäuschen an.

Jeden Tag eine andere Sorte: Katharina Neubert betreibt neuerdings einen Eisladen in Leopoldshagen. (Foto: Eckhard Kruse)

Die jüngste Gemeinde in der Region

Am Sonnabend, 10. Juni, wird sie auf dem Sportplatz Softeis in der Geschmacksrichtung „Grüner Apfel“ verkaufen. Denn dann feiert Leopoldshagen das 275–jährige Bestehen. „Wir sind die jüngste Gemeinde in der Region“, weiß Bürgermeister Hackbarth. Der Magistrat von Anklam legte auf Geheiß des preußischen Königs Friedrich II. seinerzeit das Kolonistendorf an. 30 Kolonisten mit ihren Familien siedelten sich 1748 an. Ein prächtiger Eichenwald sei damals gerodet worden, so verrät die Chronik. Und weil es bis zum 30–jährigen Krieg hier ein Dorf mit dem Namen „Grünberg“ oder „Gröneberg“ gegeben hatte, wurden die Siedler zuerst „Grünberger“ genannt. Das änderte sich erst 1752. Denn in diesem Jahr verlieh Friedrich II. dem Dorf den Namen Leopoldshagen und ehrte damit Feldmarschall Prinz Leopold Max von Anhalt.

Die Dorfkirche steht auf einer Mittelinsel. Die Kirchengemeinden Leopoldshagen, Mönkebude und Altwigshagen werden derzeit von der evangelischen Kirchengemeinde Ueckermünde-Liepgarten verwaltet. (Foto: Eckhard Kruse)

Grundschule, Betriebe und viele Vereine

Heute ist Leopoldshagen ein Dorf, in dem es sich gut leben lässt, meint der Bürgermeister. Die Bevölkerungszahl ist seit 1975 zwar von 950 auf etwa 600 geschrumpft. Die Gemeinde sei aber gut aufgestellt. „Wir haben eine kleine Grundschule als Standortfaktor“, sagt Hackbarth. Die gemeinsame Kita von Mönkebude, Grambin und Leopoldshagen gebe es im Nachbardorf Mönkebude. Der Hort sei wiederum in Leopoldshagen zu finden. Es gebe eine Kirche, eine funktionierende Feuerwehr, einen Lebensmittelladen und viele Vereine. Die Firma ATF, die unter anderem Betonelemente und Betonschächte herstellt, beschäftige 25 Mitarbeiter. Es gebe drei Landwirtschaftsbetriebe, einige Landwirte im Nebenerwerb und Handwerker. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreibe ein Betreutes Wohnen und einen Pflegestützpunkt im Dorf.

Hoffnung auf schnellen Baubeginn für Feuerwehrhaus

Die Gemeinde hat aber auch viel vor. Hackbarth hatte sich gewünscht, dass der erste Spatenstich für den Neubau des Feuerwehrhauses mit drei Stellplätzen schon vor dem Jubiläum erfolgt wäre. Nun laufe erst die Ausschreibung für das 1,5 Millionen Euro teure Vorhaben. Er hofft auf einen Baubeginn in diesem oder im nächsten Jahr. Weiter solle die Grundschule saniert werden. Doch auch hier sei man auf Fördermittel angewiesen. Der Bürgermeister baut sehr darauf, dass es 2024 oder 2025 mithilfe der Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) und Patrick Dahlemann (SPD), Chef der Staatskanzlei, klappen wird, Fördertöpfe zu finden. Denn beim Ministerinnenbesuch im Februar hatten beide Mut zur Sanierung gemacht.

300 bis 400 Radtouristen täglich

Und dann wolle die Gemeinde noch die Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED–Lampen umstellen. Das alles seien Investitionen in die Zukunft — auch wenn die Gemeinde knapp bei Kasse ist und mitten im Haushaltssicherungskonzept steckt. Außerdem wünscht sich der Bürgermeister, dass der straßenbegleitende Radweg von Mönkebude bis Ducherow bald gebaut wird. Denn an manchen Tagen zähle man im Dorf 300 bis 400 Radtouristen, die teilweise nur einen wassergebundenen Weg zur Verfügung haben.

Die Feierlichkeiten werden am Sonnabend um 10 Uhr mit einem historischen Umzug und mit vielen Kostümen beginnen. Prinz Leopold werde dabei vertreten sein, genauso wie Bauern, Jäger, Fischer, Lehrer, Handwerker und Pastor. Die Schützengilde Leopoldshagen 1909, der TSV Blau–Weiß 59, der Heimatverein, der Anglerverein, der Feuerwehrverein, die Schule, die Awo und die 2. Kompanie des Versorgungsbataillons 142 werden sich einreihen, kündigt der Bürgermeister an.

Das Festprogramm

Sonnabend, 10. Juni:

10 Uhr: Historischer Festumzug zum Sportplatz

12 Uhr: Kesselgulasch von der Pateneinheit der Bundeswehr

13 Uhr: Platzkonzert, Zauberer, Clown Ralf & Leo, Kinderkarussell, Auftritt der LE-Hasen der Leopoldshagener Karnevalisten

18 Uhr: Abendgruß mit dem Sandmännchen der Feuerwehr Torgelow

20 Uhr: Livemusik mit Peter Leon, Stimmungseinlagen der Karnevalgruppe LE-HA

23 Uhr: Lasershow

Sonntag, 11. Juni

16 Uhr: Chorkonzert in der Dorfkirche: Motettenkreis Pasewalk