Lieferengpässe
Eisengießerei kündigt Kurzarbeit an
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Eckhard Kruse
Die Mitarbeiter der Gießerei in Ueckermünde müssen sich ab Januar auf Kurzarbeit einstellen. Das war ein Ergebnis der Betriebsversammlung am Sonnabend, informierte Guido Fröschke von der IG-Metall Stralsund-Neubrandenburg, der bei dem Treffen dabei war. Die Geschäftsführung des Werks von MAT Foundries Europe habe den Plan mit der momentanen wirtschaftlichen Situation begründet.
Probleme bei der Chip-Lieferung
Der Betrieb funktioniere im Grunde gut. Weil die Autoindustrie aber nicht mehr soviel Autos absetzen könne und unter anderem Probleme bei der Beziehung von Chips habe, würden vorübergehend nicht mehr soviele Zubehörteile für Bremsen aus der Gießerei benötigt. Deswegen wolle das Werk nun Kurzarbeit einführen.
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„Der Betriebsrat will dazu eine Betriebsvereinbarung abschließen”, berichtete Fröschke. Denn den Mitarbeitern sei es wegen der allgemeinen Kostensteigerung im Privatbereich zu wenig, nur 60 oder 67 Prozent des normalen Lohnes zu bekommen. Der Arbeitgeber habe zugesichert, am Mittwoch ein Angebot vorzulegen. Der Betriebsrat werde aber mit der Forderung von 100 Prozent Lohn in die Gespräche gehen. Dann müsse der Betrieb noch 40 bzw. 33 Prozent dazu zahlen, damit die Gießerei-Mitarbeiter ihre volles Gehalt bekommen. So könne man sich das Risiko teilen, meinte Fröschke. „Wir erwarten vom Geschäftsführer und von der Führungsebene, dass sie dann auch in Kurzarbeit gehen”, betonte er. Der Gewerkschafter wünsche sich, dass sie nicht nur Home-Office machen.
Ab Januar Maskenpflicht in der Gießerei
Weiter habe der Betriebsrat eine Umfrage im Werk ausgewertet. „Von 280 Mitarbeitern haben sich 130 beteiligt”, so Fröschke. Das vorrangigste Problem sei der Schmutz und die Staubbelastung innerhalb des Werks gewesen. Die Geschäftsführung habe berichtet, dass man das Problem kenne, aber erst Geld für die Verbesserungen vom Gesellschafter bekommen müsse. Statt der bisher eingesetzten 200.000 Euro für bessere Entlüftungsanlagen müsse wohl die Summe von einer Million Euro in die Hand genommen werden, meinte Fröschke. Das Werk habe eine monatliche Staubzulage von 200 Euro pro Mitarbeiter abgelehnt. Zum Schutz vor dem Staub werde ab Januar aber eine Maskenpflicht eingeführt. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) sei in den Prozess involviert, so der Mann von der IG-Metall. Denn es sollten keine normalen FFP-2-Masken getragen werden.
Inflationsausgleich für die Mitarbeiter
Weitere Kosten drücken derzeit die Gießerei Ueckermünde. Denn mit dem neuen Tarifabschluss der IG Metall würden die Mitarbeiter 5,3 Prozent mehr Entgelt bekommen. 2024 würden die Entgelte um weitere 3,6 Prozent steigen. Außerdem zahle der Betrieb 2023 und 2024 einen Inflationsausgleich von jeweils 1500 Euro.
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Wegen all der genannten Gründe und auch wegen der gestiegenen Energiekosten, die im Monat von 750.000 auf 1,5 Millionen Euro gestiegen seien, wie die Geschäftsführung in der vergangenen Woche berichtete, bat die MAT-Geschäftsführung das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu), weitere vereinbarte Maßnahmen für weitere Lärmschutzmaßnahmen erst einmal zu verschieben. Darunter sind eine sieben Meter hohe Lärmschutzwand, die schon in diesem Jahr gebaut werden sollte. Weiter vorgesehen waren für 2023 und 2024 Schalldämpfer an der Westfassade und an Lüftungsausgängen der Entstaubungsanlagen vorgesehen. Über den Antrag werde das Stalu noch entscheiden, so Kerstin Elberskirch, Abteilungsleiterin Immissionsschutz beim Stalu Neubrandenburg.