Bundestagswahl 2021
Enrico Komning soll für die AfD in den Bundestag
Ferdinandshof / Lesedauer: 4 min

Lutz Storbeck
Es war ein klare Sache: Mit deutlicher Stimmenmehrheit ist Enrico Komning am Sonnabend in Ferdinandshof zum Direktkandidaten der AfD im Bundestagswahlkreis 16 gewählt worden. 50 wahlberechtigte AfD-Mitglieder waren aufgerufen, den Kandidaten zu küren und mussten sich zwischen zwei Anwärtern entscheiden.
Ergebnis der ersten Wahl wurde gekippt
Nach knapp zwei Stunden stand fest: Der Neubrandenburger Rechtsanwalt Enrico Komning, der bereits im Bundestag sitzt, konnte sich mit 36 Stimmen gegen seine Kontrahenten, den Anklamer Patrick Schiffler, durchsetzen, für den elf der Wahlberechtigten gestimmt hatten. Damit ist das Ergebnis der ersten Wahl Ende März gekippt, bei der es schon einmal um das Direktmandat gegangen war und bei dem Schiffler überraschend gegen den als sicherer Kandidat gehandelten Komning gewonnen hatte.
Offensichtlich, sagen Kenner der AfD, sei das damalige Ergebnis nicht im Sinne des AfD-Landesvorstandes gewesen. Offiziell wurde dies allerdings am Sonnabend nicht als Grund für die Wiederholung der Wahl genannt. Es gehe darum, dass ein Bewerber seine Vergangenheit offenlegen solle, bevor er sich als Kandidat für die Bundestagswahl aufstellen lässt. Das sagte AfD-Landeschef Leif-Erik Holm zum Auftakt der jüngsten Versammlung. Erst so könnten die Wahlberechtigten aus der AfD sich ein Urteil bilden und dann entscheiden, wer als Kandidat in den Bundestagswahlkampf gehen soll.
Holm machte Anspielungen zu Schifflers Vergangenheit
Was Patrick Schiffler anbelange, so gehe es dabei nicht um Schuld oder Unschuld, sondern darum, dass es „sich um gewichtige Dinge gehandelt hat, die auf den Tisch gemusst hätten”, so Holm, der auf Schifflers Vergangenheit anspielte und auf Ereignisse, die etwa 17 Jahre zurückliegen. Schiffler waren Verbindungen ins Rotlichtmilieu nachgesagt, Menschenhandel und Vergewaltigung vorgeworfen worden, zudem habe er seinerzeit eine mehr als ein Jahr dauernde Untersuchungshaft antreten müssen. Ein Verfahren gegen Schiffler habe mit einem Freispruch geendet, weil seinerzeit die Hauptbelastungszeugin, eine Prostituierte, verschwunden war.
AfD-Landesvorsitzender wünschte harmonischen Verlauf
Dazu hatte der AfD-Landesvorsitzende allerdings keine Ausführungen gemacht, sondern der Veranstaltung einen harmonischen Verlauf gewünscht. Dass es bei einer solchen Wahl Kontrahenten gebe, sei normal. Wichtig, so Holm, sei aber die Sache. Und die heiße, wurde während mehrerer Redebeiträge deutlich, bei der Bundestagswahl den ernstzunehmenden SPD-Kandidaten Erik von Malottki zu schlagen und dem CDU-Politprofi Philipp Amthor den Wahlkreis abzunehmen. Zu großen inhaltlichen Debatten kam es während der Wahlversammlung nicht. Dennoch gab es Zwischenrufe und anfangs auch Geplänkel, als Versammlungsleiter und dessen Stellvertreter gewählt werden sollten – da musste zweimal eine geheime Wahl her. Allerdings glätteten sich die Wogen, oberflächlich jedenfalls, und weitere Abstimmungen, unter anderem über Wahlleitung und Mandatsprüfungskommission, erfolgten offen.
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Theoretisch hätten sich außer Komning und Schiffler weitere AfD-Mitglieder um ein Direktmandat bewerben können. Aber es blieb bei den beiden. Jeder von ihnen stellte sich in einer siebenminütigen Rede noch einmal vor und hatte dann jeweils fünf Fragen zu beantworten. Während Enrico Komning, seit 2014 in der AfD, unter anderem seine Bodenständigkeit, seine Verbindung zu Mecklenburg und Vorpommern und seine parlamentarische Erfahrung hervorhob, sprach Patrick Schiffler, seit zwei Jahren in der Partei, von seiner direkten Arbeit mit den Menschen und den ständigen Aktionen und Demonstrationen in Anklam und Ferdinandshof, an denen er beteiligt sei. Komning ging nicht weiter auf das Vorleben seines Kontrahenten ein, Schiffler nutzte seine Redezeit, um dem Rivalen dessen mutmaßliche Stasi-Vergangenheit und zeitweise Mitgliedschaft in der Schill-Partei vorzuhalten.
Komning rief zum gemeinsamen Handeln auf
Gegen 11.10 Uhr stand das Ergebnis fest. In geheimer Wahl seien 50 gültige Stimmzettel abgegeben worden, sagte der Versammlungsleiter. Es habe eine Enthaltung gegeben, zwei Wahlberechtigte wollten keinem der beiden Rivalen ihre Stimme geben. Enrico Komning erhielt 36, Patrick Schiffler elf Stimmen. Ob es im künftigen Landes- und Bundestagswahlkampf ein Miteinander der beiden Rivalen geben wird, bleibt abzuwarten. Komning jedenfalls hatte dem unterlegene Schiffler symbolisch die Hand gereicht und zum gemeinsamen Handeln aufgefordert.