Vandalismus
Stadt sperrt Sportplatz an der Schule - Viele Ueckermünder verärgert
Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Eckhard Kruse
Dass die Sportanlagen auf dem Gelände der Regionalen Schule „Ehm Welk“ nach Schulschluss komplett für die Öffentlichkeit gesperrt sind und nur die Basketballer von „BallRox“ Ueckermünde dort trainieren dürfen, das kommt bei vielen Jugendlichen, bei einigen Eltern und auch bei der Sektion Basketball des SV Einheit Ueckermünde nicht gut an. Jugendliche, die sich wie früher nach dem Schließen der Tore auf das Areal begeben, werden nun des Platzes verwiesen und bekommen im schlimmsten Fall eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
Beschwerden von Anwohnern
Grund für diese Maßnahme von Stadtverwaltung und Schule sind zum einen Vandalismusschäden an den Anlagen, die unbeaufsichtigte Jugendliche in den späten Nachtstunden angerichtet hatten. So hätten immer wieder Scherben auf den Laufbahnen gelegen. Dachrinnen und Basketballkörbe seien abgebrochen worden. Es habe Graffiti–Schmierereien und zerstörte Fensterscheiben gegeben. Zum anderen fühlten sich Anwohner von dem nächtlichen Lärm, von lauten Gesprächen, Musik aus Handy–Boxen und vom Basketballspielen am Nachmittag gestört. Sie beschwerten sich bei der Stadt und auch beim Landkreis, wie Bürgermeister Jürgen Kliewe erklärt. Die Stadt hatte daraufhin ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben, um zu wissen, wie laut das Basketballspielen ist. Man dachte auch über eine Schallschutzwand nach.
„Die Fläche ist auch für den Breitensport da“
Daniel Havlitschek, Leiter der Sektion Basketball und Präsident des Basketball–Landesverbands, hat für diese Situation wenig Verständnis. Denn bei den Anwohnern, die sich gestört fühlen, handele sich nach seinen Informationen nur um die Bewohner eines Hauses. Auf dem Platz werde bereits seit den 1990er–Jahren Basketball gespielt. Selbst Erwachsene aus der Nachbarschaft wären früher zum Federballspielen hergekommen. Die Basketball–Anlage sei 2019 durch die neu gegründete Abteilung BallRox mit Mitteln des Vorpommernfonds errichtet worden. Es sei nie die Rede davon gewesen, dass nur der Verein das Feld nutzen dürfe. „Wir wollten auch den Kindern eine Spielmöglichkeit geben“, sagt Havlitschek. Das Feld sei auch zugänglich gewesen. Dass es Sachbeschädigungen gegeben habe, finde er ärgerlich. Zumal der Verein selbst nicht spielen könne, wenn Glasscherben auf dem Platz liegen. Es sei auch klar, dass man gegen Vandalismus, nächtlichen Lärm und Alkoholgenuss etwas tun müsse. „Die Fläche ist aber auch für den Breitensport da.“ Jetzt würden die Bewohner eines Hauses der Stadt mit einer Klage drohen, obwohl sie erst nach Ueckermünde gezogen seien, als es den Platz schon lange gab.
Ist die Stadtverwaltung im Recht?
Als Präsident des Basketball–Landesverbands habe er vergleichbare Fälle auf Bundesebene gefunden. „Es gibt Präzedenzfälle, bei denen immer die Städte recht bekommen haben“, weiß Havlitschek. Die habe er der Stadt Ueckermünde schon vor einem Jahr zur Verfügung gestellt. Die Stadtverwaltung sollte seiner Meinung nach prüfen lassen, ob sie im Recht ist. Außerdem bittet er um Schilder und eine Platzordnung, unter welchen Bedingungen der Platz vielleicht von 15 bis 20 Uhr genutzt werden dürfe. Die Stadt könne auch eine Überwachungskamera aufbauen.
Auch Falko Ramm aus dem Verein wundert sich, dass man eine tolle Anlage bauen lässt und dann die Leute aussperrt. Johan Reinert, ein Ueckermünder, hat Kinder, die alle Basketball spielen. Es sei für Eltern beruhigend, wenn sie wissen, wo sich ihre Sprösslinge aufhalten, sagt er und schlägt eine Gesprächsrunde mit Anwohnern, Verein, Jugendlichen, Eltern und Stadt vor, um eine Lösung zu finden.
Niclas Jelitte, einer der Initiatoren des Kinder– und Jugendbeirats, spricht sich dafür aus, den Platz für Jugendliche unbedingt zu erhalten. Genauso denken die Sportler Dominik und Lukas. Denn sie würden den Platz fast jeden Tag nutzen, wenn er offen wäre.
Kritik: Stadt sperre Kinder aus
Ganz so einfach sei die Situation aber nicht, erläutert Bürgermeister Kliewe. „Wenn ein Bürger in seiner Grundstücksnutzung beeinträchtigt ist, müssen wir das prüfen“, sagt er. Deswegen lasse die Stadt ein Lärmgutachten erstellen und arbeite mit dem Landkreis zusammen. Denn dort hätten die Bewohner eine Nutzungsunterlassung für den Platz gefordert. Das Ergebnis sei offen. Ziel der Stadt sei es aber, dass der Platz den Ueckermündern irgendwann wieder zur Verfügung steht. Derzeit würden alle Möglichkeiten geprüft — auch rechtlicher Art. Eine Schallschutzwand sei nur eine mögliche Alternative. Die Kritik auf Facebook, dass die Stadt Kinder aussperrt und es keine Freizeitangebote gibt, möchte Kliewe nicht gelten lassen. Um Sport zu treiben, könnten sie auch in einen Verein eintreten. Dennoch wünschen sich Jugendliche weitere offene Plätze — auch zum Fußballspielen. Dafür setze sich der Kinder– und Jugendbeirat schon seit einem Jahr ein.