Enorme Kosten

Gießerei am Haff hofft auf Energiepreisdeckel

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Die Energiekrise macht es der Ueckermünder MAT-Gießerei auch zum Jubiläum nicht leicht. Der Geschäftsführer weist Schließungsgerüchte zurück.
Veröffentlicht:06.10.2022, 19:35
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Von:
  • Author ImageEckhard Kruse
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Eigentlich sind es für den Geschäftsführer der Ueckermünder Gießerei keine Zeiten, die Unternehmen zum Feiern motivieren. Materialknappheit, fallende Nachfrage und nun auch noch die Energiekrise drücken die Stimmung auch bei der Gießerei von MAT Foundries Europe. „Es sind harte Zeiten für die Wirtschaft in Europa“, sagte Dr. David Hrazdira am Donnerstag. Dennoch feierte man mit den 330 Mitarbeitern in der vergangenen Woche ein wenig.

130 Jahre Gießerei

Zum Jubiläum 130 Jahre Gießerei in Ueckermünde gab es ein gemeinsames Essen. Denn am 22. September 1892 hatte der Kreis Ueckermünde der Handelsgesellschaft Diedrich Schmidt & Co. genehmigt, eine Eisengießerei zu bauen.

Seit 2010 gehört die Gießerei nun zu MAT, einem US-amerikanischen Unternehmen. In Ueckermünde werden Gussteile für die Autoindustrie produziert. Vor allem Bremsgehäuse, Bremsträger und Bremssattel für fast alle bekannten Autofirmen. Teilweise auch Antriebsteile. Hrazdira geht davon aus, dass etwa in 30 Prozent aller Pkw in Europa Teile aus Ueckermünde verbaut sind. „Insgesamt fertigen wir bis zu 1,2 Millionen Bremsteile im Monat.“

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„Energiekosten fressen uns auf”

Doch nun müsse die Gießerei mit immer höheren Energiepreisen rechnen. Die Preissteigerungen in dieser Situation treffe jeden, so Hrazdira. „Die Energiekosten fressen uns auf“, ergänzte Diplom-Ingenieur Stefan Mettler, mit dem die Gießerei in technologischen und in Umweltfragen zusammenarbeitet. Hrazdira berichtete, dass die Energiepreise von 2021 bis jetzt um das Dreifache gestiegen seien. Man hoffe auf einen Energiepreisdeckel auch für Strom, denn die Induktionsschmelzöfen würden mit Strom betrieben. Für bestimmte Prozesse brauche das Unternehmen aber auch Gas. Und die Mehrkosten könne man nicht komplett an die Kunden weiter geben.

„Wir versuchen, in diesen schwierigen Zeiten alle 330 Mitarbeiter zu halten“, betonte der Geschäftsführer. In den MAT-Gießereien Indien und Mexiko seien die Produktionskosten zwar geringer. In Deutschland könne man aber mit neuen Technologien sparen. Die entwickele das Unternehmen auch selbst und habe dadurch den Energiebedarf an Strom seit 2017 um 500 Kilowattstunden pro verkaufte Tonne Guss senken können. Das sei bei den Induktionsöfen enorm. Trotz der schwierigen Zeiten habe das Werk auch schon eine Menge getan, um Maßnahmen unter anderem für die Lärm- und Staubreduzierung im Umfeld umzusetzen. Man werde es auch weiterhin tun.

Gerüchte, dass das Werk Ende 2023 geschlossen werden soll, sind aber vollkommender Unsinn, betonte Hrazdira. Es sei zwar in diesem Jahr eine Fertigungslinie nach Indien ausgelagert worden. Doch das nur, weil sie wegen höherer Produktivität und nicht ausreichender Nachfrage der anderen Linien schon seit 2019 stillgestanden habe.