Tierheim am Haff

Hunde, Katzen, Papageien — Tiere in Not finden hier ein liebevolles Zuhause auf Zeit

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Die Ehrenamtler um Sabine Schultz kümmern sich im Berndshofer Tierheim liebevoll um vernachlässigte oder herrenlose Tiere. Sie haben auch schon etliche Exoten vermittelt. Nur einem Tier wurde die Aufnahme verweigert.
Veröffentlicht:16.09.2023, 17:15

Von:
  • Katja Richter
Artikel teilen:

Wie viele Tiere in Not Sabine Schultz und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter bisher in liebevolle Hände vermittelt haben, kann die Berndshofer Tierheimchefin gar nicht genau sagen, aber es waren mit Sicherheit mehrere Hundert. Darunter seien nicht nur Hunde und Katzen gewesen, sondern auch Papageien, Meerschweinchen, diverse Vogelarten, Frettchen und gar ein Ziegenbock. "Wir hatten wirklich schon alles, nur bei einer Schlange, einer Boa constrictor, habe ich Nein gesagt“, erinnert sich Sabine Schultz.

Die Berndshofer Anlage sei ursprünglich nur als Tierheim für Hunde gedacht gewesen. „Der Landkreis müsste sich eigentlich Gedanken machen, wohin mit all den exotischen Tieren“, sagt die Tierheimchefin und denkt dabei an eine spezielle Unterkunft nur für Exoten.

Dieses Zitat auf einer Tafel hängt an einer Wand im Tierheim. (Foto: Katja Richter)

Angewiesen auf Unterstützung von Tierfreunden

Seit genau drei Jahrzehnten kümmert sich das Team um Sabine Schultz um Tiere in Not. Eine große Party wird es zum 30. Jubiläum allerdings nicht geben — dafür haben die Tierfreunde weder Zeit noch Geld. Beides schenken sie nämlich all den Tieren, die gerade ihre Hilfe brauchen.

„Wir sind ein kleines Tierheim und eine eingeschworene Truppe“, erzählt Sabine Schultz. Sie sei sehr froh darüber, dass so viele Menschen in der Region Anteil nehmen an dem Schicksal der Tiere und die Einrichtung unterstützen. Nur so konnte aus der ursprünglichen grünen Wiese mit lediglich zehn Metallzwingern nach und nach das Tierheim wachsen. Weil die Einrichtung im Ehrenamt geführt werde, könne sie nämlich nicht auf Zuschüsse aus öffentlicher Hand hoffen — umso wichtiger sei die Unterstützung der Menschen der Region. 

Hat ein großes Herz für Tiere: Sabine Schultz leitet die Einrichtung. (Foto: NK-Archiv)

Jede Hilfe zählt

So spenden beispielsweise zahlreiche Kunden mit dem Kauf eines Kalenders in der Viktoria Apotheke Torgelow, aber auch in der Hirsch Apotheke Ueckermünde für das Tierheim. Aber auch zwischendurch schaue Apothekeninhaber und Tierfreund Jens Bretzmann vorbei, um zu sehen, wo der Schuh drückt. Seit Jahren spende er für die Einrichtung: Futter, Decken, Geld. Dies alles helfe, sagt Sabine Schultz, gerade auch in einer Zeit, in der die Kosten für Futter, Wasser und Strom immer mehr werden. Das dachten sich auch die Mitarbeiter des EGN–Baumarktes Ueckermünde, die seit Kurzem mit Hilfe ihrer Kunden für eine Entlastung des Tierheimes sorgen.

Regelmäßig würden auch zahlreiche Menschen aus der Region mit Sach– oder Geldspenden helfen. So bringen sie Decken, Tierfutter oder anderes vorbei. „All das hilft“, sagt Sabine Schultz.

Auch Margit Kroll kümmert sich liebevoll um die Hunde. (Foto: NK-Archiv)

Häftlinge bauten die ersten Zwinger

Dass es das Berndshofer Tierheim überhaupt gibt, ist einer glücklichen Fügung zu verdanken. Sabine Schultz erinnert sich, dass sie vor gut 30 Jahren mal den Hund einer Bekannten zur Pflege hatte, während diese in den Urlaub gefahren sei. Dieses Hundesitting sprach sich schnell herum, und sie erhielt immer mehr Anfragen.

Irgendwann habe der stellvertretende Landrat vor der Tür gestanden. „Er hatte einen Fundhund und fragte, ob er ihn bei mir lassen könnte.“ Der Landkreis sei dann auf die Idee gekommen, ein Tierheim zu eröffnen. Sabine Schultz erklärte sich damals bereit, die Leitung im Ehrenamt zu übernehmen, und die Häftlinge der Strafvollzugsanstalt bauten die ersten zehn Zwinger auf der grünen Wiese. „Wir hatten keinen Strom, kein Wasser und keine Gebäude, dafür aber Zwinger mit Löchern so groß, dass manch ein Hundekopf hindurch passte“, erinnert sich die Berndshoferin. Dieses „eigenartige“ Tierheim sei dann nach und nach zu einem richtigen Tierheim gewachsen.

Ein Katzenhaus mit Freigelände steht ebenfalls zur Verfügung. Hier warten gerade mehrere Stubentiger auf ein neues Zuhause. (Foto: Katja Richter)

Manche Tiere werden nie vermittelt

„Am Anfang haben wir abends im Scheinwerferlicht meines Autos gearbeitet“, sagt Sabine Schultz. Die ersten Geldspenden seien in einen Stromanschluss geflossen, bevor später ein Brunnen gebohrt wurde. Erst dann konnten sich die Ehrenamtler überhaupt Gedanken um ein Gebäude machen. „So kam ein Schritt nach dem anderen“, sagt Sabine Schultz. Heute verfügt die Einrichtung über 13 Zwinger, zwei davon eignen sich wegen ihrer Größe für Rudelhaltung. Außerdem gibt es ein Hundehaus mit drei großen Räumen, sodass mehrere Tiere, die sich vertragen und mögen, auch zusammen bleiben können. Ein Katzenhaus mit Freigelände steht ebenfalls zur Verfügung. Hier warten gerade mehrere Stubentiger auf ein neues Zuhause. Für einige Schützlinge allerdings bleibt das Tierheim wohl die letzte Station — sie gelten aufgrund ihres Alters oder ihres Verhaltens als unvermittelbar. Sabine Schultz und ihre Mitstreiter sorgen dafür, dass sie es hier so schön wie möglich haben und sich wohlfühlen.