Reederei

Immer mehr Bestattungen auf dem Stettiner Haff

Altwarp / Lesedauer: 3 min

Familie Bocklage aus Altwarp profitiert von dem Trend der Seebestattungen. Ihre kleine Flotte war im Coronajahr 2020 gut ausgelastet. Dennoch haben die Bocklages eine Barkasse abgegeben. Ein Förderverein will die „Mariken“ in Rostock nutzen.
Veröffentlicht:21.02.2021, 15:31
Aktualisiert:06.01.2022, 21:37

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Familie Bocklage aus Altwarp ist mit dem zurückliegenden Jahr recht zufrieden. Obwohl die Pandemie sich auch auf das Unternehmen von Christine, Martin und Lothar Bocklage ausgewirkt hat, die eine kleine Flotte mit drei Ausflugsschiffen betreiben, so seien die wirtschaftlichen Ergebnisse gut gewesen. „Erst ging es ja gar nicht, aber als die Polen wieder die Grenzen, wenn auch spät im Sommer, aufgemacht haben, hat sich das normalisiert“, sagt Lothar Bocklage. Die Einnahmen seien in etwa so gewesen wie im Jahr zuvor. Und damit könne man leben, ergänzt Sohn Martin Bocklage.

Als gutes Standbein für das Geschäft haben sich die Seebestattungen erwiesen. Die Nachfrage sei gestiegen. „Angefangen haben wir mit fünf, acht solcher Bestattungen. Jetzt liegen wir bei 50, manchmal auch mehr“, sagt Lothar Bocklage. Bei einer Seebestattung werden die Urnen mit der Asche der Verstorbenen an einem bestimmten Punkt versenkt, erklärt Martin Bocklage. „Die Angehörigen bekommen nach der Zeremonie ein Dokument, in dem dieser Platz eingezeichnet ist.“ Genutzt wird für diese letzte Reise von Verstorbenen zumeist die „Lütt Matten“. Der einstige Krabbenkutter bietet Platz für etwa 20 Passagiere – zumeist sei das ausreichend.

Noch sind die Boote im Hafen

Übrigens haben Menschen aus ganz Deutschland den Wunsch, ihren letzten Ruheplatz im Haff zu finden. „Es sind meistens Leute, die entweder hier aus der Gegend stammen oder aber unsere Ecke im Urlaub kennengelernt haben“, sagt Lothar Bocklage.

Im Moment sind die beiden Bocklage-Männer nicht auf dem Wasser unterwegs. Noch ist Winter, das Eis hält die Boote und Schiffe noch fest im Altwarper Hafen. Darum tun die beiden, was im Winter getan werden muss: Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten an der „Lütt Matten“ und an der „Weißen Muschel“, einem Fahrgastschiff. Motoren werden überholt, es wird gestrichen, die Sicherheitsausstattungen mit Feuerlöschern, Warnwesten, Signalmunition überprüft und gegebenenfalls repariert und ausgetauscht.

Die „Mariken“ wird im Frühjahr nach Rostock überführt

Das dritte Gefährt, die Barkasse „Mariken“, aber gehört nun nicht mehr zur Flotte. Die „Mariken“ liegt zwar noch im Altwarper Hafen, hat aber seit dem 1. Januar 2021 einen neuen Eigentümer: den Förderverein Jugendschiff Likedeeler e.V. aus Rostock. Der Verein will Kinder und Jugendliche für maritime Fragen interessieren – auch ganz praktisch mit eigenen Schiffen und Booten. Und da wird die Barkasse dann wohl in gute Hände gelangen.

Überführt nach Rostock wird die „Mariken“, wenn das Wasser wieder offen ist, sagt Martin Bocklage. Die Familie hat dem Verein die Barkasse gespendet, und es wird wohl dann ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber schließlich will so eine Barkasse auch unterhalten und gepflegt werden – das sei viel Arbeit, und mit den beiden anderen Fahrzeugen sei man ausgelastet, sagen die Bocklages.

Sie blicken gelassen auf die kommende Saison, von der noch niemand weiß, wann sie so richtig starten wird. „Ich denke aber, die Leute werden verstärkt in Deutschland Urlaub machen“, sagt Lothar Bocklage. Als Indiz kann gelten, dass die Ferienquartiere eines Nachbarn schon bis ganz weit in das Jahr 2021 ausgebucht seien.