Restaurant-Verbot

In dieser Gaststätte werden Politiker nicht mehr bedient

Eggesin / Lesedauer: 3 min

„Politiker müssen draußen bleiben“ – das Hinweisschild an der Eingangstür des Ueckermünder Steakhouses ist unmissverständlich. Lokal-Inhaber Steve Haase hat seine Gründe, warum er keine Politiker bedient.
Veröffentlicht:11.03.2022, 14:19
Aktualisiert:

Von:
Artikel teilen:

Gerhard Tewis ist schockiert. Sein Spaziergang durch Ueckermünde führte den Kommunalpolitiker kürzlich auch am Steakhouse „La Pampa“ vorbei. Dort entdeckte der Eggesiner Stadtpräsident dann das Schild, dessen Aufschrift ihm erst einmal den Atem nahm. „Achtung – Alle Politiker (Bundes- , Länder- und Regionalpolitiker) müssen leider draußen bleiben!“, steht dort unmissverständlich geschrieben.

„Ich finde das sehr krass und fühle mich verletzt“, sagt der Eggesiner, der sich fragt, ob sich der Verantwortliche der Tragweite seiner Worte bewusst ist. „Für mich ist das sehr diskriminierend“, sagt Tewis, der ein Foto von dem Schild gemacht hat.

Lesen Sie auch: Paar rettet Restaurant mit 10.000-Euro-Gutschein

Komplikationen mit Überbrückungshilfen

Der Inhaber des Steakhouses, Steve Haase, zeigt sich verwundert ob der Reaktion des Eggesiner Stadtpräsidenten. Schließlich, sagt er, hängt das Schild dort schon seit einiger Zeit. „Es ist einfach so, dass wir ein bestimmtes Klientel nicht mehr bedienen möchten.“ Haase kann sich schon vorstellen, dass seine Botschaft Politikern nicht gefällt, beispielsweise dem CDU-Politiker Philipp Amthor und dem SPD-Politiker Patrick Dahlemann.

„Wir hatten viele Komplikationen mit den Überbrückungshilfen in der Coronazeit – da wurden wir, als wir nachgefragt haben, einfach abgewimmelt“, sagt Haase. Auch die Unterstützung der Stadt nach dem ersten Lockdown sei nicht so gewesen, wie er sich das gedacht habe. „Es kam ein Schreiben vom Bürgermeister, wie er die Gastronomie unterstützen kann, wir haben auch geantwortet, es kam aber nichts“, sagt Haase.

Auch interessant: Corona-Überbrückungshilfen für Firmen werden verlängert

Inhaber fühlt sich von der Politik im Stich gelassen

Im ersten dreiviertel Jahr von Corona war es knapp. Gerettet hat das Steakhouse die Aktion des Ehepaares Marina und Martin Seidel aus Meiersberg. Das hatte sich im Mai 2020 einen 10.000-Euro-Gutschein gekauft, um fünf Jahre lang im Ueckermünder Steakhouse „La Pampa“ zu schlemmen. „Das war unsere Rettung, ansonsten hätten wir dichtmachen können“, sagt der Steakhouse-Inhaber.

Das war eine gute Sache – allerdings sei diese Spende dann bei der Berechnung der Coronahilfe einbezogen worden, so dass aus diesem Topf dann nichts mehr kam. Ohne die private Hilfe der beiden Meiersberger wäre das Restaurant wohl schon platt – es gab schlichtweg keine Überbrückungshilfe, sagt Steve Haase.

Wirt muss nicht jeden bedienen

Insofern hat er mit dem Schild darauf aufmerksam machen wollen, dass er sich von der Politik im Stich gelassen fühlt. Ein Politiker sei zwischenzeitlich schon mal wieder im Steakhouse gewesen. Da gab es eine Beschwerde. „Der wollte eigentlich einen Gutschein kaufen, hatte das Schild zunächst übersehen, es dann doch entdeckt und ist dann ohne Gutschein wieder gegangen.

Ob er mit dem Schild gegen geltendes Recht verstößt? Offenbar nicht, dass juristisch gegen ihn vorgegangen wurde, sei ihm nicht bekannt – und für Restaurants gibt es keinen Kontrahierungszwang. Was bedeutet: Der Wirt muss nicht jeden Gast bedienen, wenn er nicht will.

Mehr lesen: Wirtin wartet jeden Tag vergebens auf Gäste