Stettiner Haff
Kosten für letzten Ueckermünder Fischkutter explodieren
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Eckhard Kruse
Die Notbergung und Aufstellung des Fischkutters „Bergen“ hat bereits 122.000 Euro verschlungen. Angesichts dieser Summe musste so mancher im Ueckermünder Bauausschuss schlucken. Ursprünglich waren 50.000 Euro angesetzt, um den Kutter als Denkmal für die Ueckermünder Fischerei–Tradition am Neuen Bollwerk aufzustellen. Mit dem Beinahe–Versinken und der Notbergung am 21. August im Stadthafen ist jetzt bereits mehr als das Doppelte ausgegeben worden. Es werden auch noch weitere Arbeiten notwendig sein, um den Kutter am jetzigen Standort dauerhaft zu sichern, wie Bauamtsmitarbeiter Torsten Bröcker–Stellwag erklärte.
„Ein Fass ohne Boden“
Die Stadtvertreter Ulf Gerhardt (Bürgerbund) und André Klink (beide Bürgerbund) hatten kein Verständnis für diese Kosten. Grundsätzlich sei zu begrüßen, dass der Kutter als Denkmal aufgestellt wird, betonte Gerhardt. Es sei aber wieder ein Fass ohne Boden, sagte er. Den Stadtvertretern sei gesagt worden, dass es bei dieser Summe bleibe, die aus 20.000 Euro Fördermitteln und 30.000 Euro Eigenanteil bestehe. Etliche Abgeordnete hätten auch Bedenken gehabt. Nun müssten noch weitere Summen fließen. Und auch in der Zukunft müsse man noch Gelder für die Instandhaltung einplanen.
Veränderungen am Fundament wegen schrägen Kiels
Die Verwaltung habe 50.000 Euro für die Erdarbeiten und den Kran veranschlagt, sagte Bröcker–Stellwag. Die Kranung sei bei der Not–Bergung auch nicht teurer geworden. Die Kosten seien mit der Baugenehmigung im Dezember 2022 in die Höhe geschossen. Statt der geplanten Erdanschüttung an den Kutter, mussten ein Statiker und Baugrundgutachter zu Rate gezogen werden. In der Folge seien ein elf mal fünf Meter großes Fundament und ein Stahlbock für den Kutter gebaut worden, so der Mann vom Bauamt. Weil niemand trotz vieler Nachfragen gewusst habe, dass der Kiel schräg verläuft, seien noch Veränderungen am Fundament notwendig gewesen. „Sonst hätte der Kutter schräg gestanden.“ Um etwa 60 bis 80 Zentimeter.

Nun soll eine Metallplatte am Rumpf angebracht und der Bock so verlängert werden, dass der Kutter gestützt wird. Damit die Holzteile des Schiffes durch hereinlaufendes Wasser und durch Erdfeuchtigkeit nicht zu faulen beginnen, habe es Überlegungen für eine Abdichtung mit Zinkblech oder Dachpappe gegeben. Derzeit sei geplant, nach dem Abkärchern des Rumpfes eine Teichfolie anzubringen, an die Boden angeschüttet wird, sagte Bröcker–Stellwag. An Deck könne Dachpappe aufgebracht werden. Es sei alles in allem schwierig, Experten für das optimale Abdichten des Kutter zu finden.
Kritik an der Stadtverwaltung
Den Bürgerbund störe aber grundsätzlich, dass öfter Beschlüsse gefasst würden und dann viele Nachträge kämen, so Ulf Gerhardt. Als Fraktion könne man dann nicht gegen diese Vorhaben stimmen, weil es sich um ein gutes Projekt handele und die Arbeiten schon liefen. Er wünsche sich, dass die Verwaltung die zu erwartenden Kosten gründlicher auslotete. Ähnlich sah es Detlef Rabethge, Fraktionschef der Linken. Er wünsche sich, dass die Stadt vorausschauender auf steigenden Kosten schaut, um die Kosten im Griff zu behalten. Man habe seinerzeit bei geringeren Kosten zugestimmt und erlebe nun, dass die Kosten weit höher werden — genau wie bei Skaterbahn und Kita.
Bürgermeister Jürgen Kliewe verteidigte die Maßnahme. Man könne unterschiedlicher Auffassung sein. Dass die Maßnahme teurer geworden sei, habe man aber nicht vorhersehen können. Mit der Kogge und den poetischen Segeln werde es ein schönes Ensemble am Neuen Bollwerk, so Kliewe. Den Kutter hätte die Stadt sowieso heben müssen, egal, ob im dichten oder undichten Zustand.