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Fahrlässige Tötung?

Leonies Mutter rückt in den Fokus der Ermittler

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Der Stiefvater in Haft, die Mutter unter ständiger Beobachtung, die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft in Detailarbeit vertieft – die Aufklärung des Todes der kleinen Leonie läuft auf Hochtouren. Nicht ausgeschlossen, dass der Fall noch eine dramatische Wendung nimmt.
Veröffentlicht:08.02.2019, 06:00

Von:
  • Andreas Becker
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So viel steht bereits fest: Die Umstände des Todes der sechsjährigen Leonie lassen die Ermittler erschaudern. Selbst langjährige und hartgesottene Polizisten und Staatsanwälte – das ist in diesen Tagen immer wieder aus Ermittlerkreisen zu hören – lässt der Tod des Mädchens nicht kalt. Zu brutal und bizarr sind offenbar die Geschehnisse, die sich in der Wohnung der Familie in Torgelow ereignet haben müssen.

Noch aber steht nicht genau fest, wann Leonie welche Verletzungen erlitten hat und wann sie an ihnen letztendlich gestorben ist. Es gäbe derzeit noch Unstimmigkeiten hinsichtlich der zeitlichen Abläufe in der Wohnung, heißt es von Ermittlern, die täglich mit der Aufklärung des Todesfalls befasst sind. Es gelte, Puzzleteil an Puzzleteil aneinanderzureihen, um ein Gesamtbild zu erzeugen. Dazu gehört nach Informationen des Nordkurier, die Persönlichkeitsstrukturen des unter dringendem Mordverdacht stehenden Stiefvaters, Leonies Mutter sowie anderen Familienmitgliedern zu erstellen. Polizei und Staatsanwälte vernehmen Personen aus dem sozialen Umfeld der Familie, erhoffen sich dadurch wichtige Hinweise.

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Gleichzeitig warten die Ermittler händeringend auf die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin. Diese sollen in etwa zwei Wochen vorliegen und unter anderem die genaue Ursache von Leonies Tod liefern. Am Abend des 12. Januars hatte David H., der 27-jährige Stiefvater des Mädchens, Rettungskräfte alarmiert und den Sanitäter anschließend versucht zu versichern, dass Leonie an einem Treppensturz gestorben sei. Da die offensichtlichen Verletzungen Leonies aber nicht deckungsgleich mit denen eines Treppensturzes waren, hatten die Rettungskräfte sofort die Polizei eingeschaltet.

Leonie Mutter nicht in JVA

Während David H. den gegen ihn erhobenen Vorwurf „Mord durch Unterlassen” nach wie vor abstreitet, rückt Leonies Mutter immer stärker in den Fokus der Ermittler. Bereits wenige Tage nach Leonies Tod war der Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung Anlass für Ermittlungen, mittlerweile wird nach Recherchen des Nordkurier geprüft, ob die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft sogar in Richtung „Fahrlässige Tötung durch Unterlassen” erweitert werden.

Leonies Mutter ist derzeit – im Gegensatz zu David H. – nicht in einer Justizvollzugsanstalt untergebracht. Nach Auskunft des Landkreises Vorpommern-Greifswald wird sie gemeinsam mit ihrem fünf Monate altem Baby in der Einrichtung eines sozialen Trägers, mit dem der Landkreis eng zusammenarbeitet, rund um die Uhr betreut. Wo sich diese Einrichtung befindet, bleibt für die breite Öffentlichkeit geheim – nur ein kleiner Kreis von Ermittlern und Landkreismitarbeitern kennt die Örtlichkeit. „Sie ist aber jederzeit für uns greifbar und sprechbar”, heißt es von der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg.