Kunst
Schüler schaffen ein klingendes Ueckermünde–Buch
Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Eckhard Kruse
Wenn Ueckermünder Fünftklässler an Bäume, Papierkörbe oder Spielgeräte klopfen, sollten sich Einheimische nicht wundern. Die Geräuschkulisse ist Teil eines Kunstprojekts im Kulturspeicher, in der Schulaula der Regionalen Schule und im Rathaussaal. Die 115 Schüler nehmen die Geräusche auch auf, schießen jede Menge Fotos in der Stadt und skizzieren Bilder auf Zeichenblöcken. Ziel ist es, mithilfe von sieben Künstlern ein ganz besonderes Buch über Ueckermünde zu erstellen.
Ein Buch mit Filmen, Musik und Videos
Doch weder die Schüler und die Künstler noch die Organisatoren der Akademie der Künste aus Berlin und des Demokratie–Ladens in Anklam wissen genau, wie das Buch einmal aussehen wird. Klar ist bei dem besonderen Kunstprojekt nur eines: Es soll ein Buch darüber werden, wie die Schüler ihre Stadt sehen und wahrnehmen. Man wird darin nicht nur lesen, sondern auch Videosequenzen, Animationsfilme, stadttypische Geräusche und sogar Musik hören können. Das wird über QR–Codes möglich sein, erläuterte der bildende Künstler Robert Giegold aus Berlin, der mit der Schriftstellerin Anna Weidenholzer aus Wien die Klasse 5b in einer Schreib– und Fotowerkstatt betreut.

Für die Klopfszenen zeichnete die Klasse 5c zusammen mit dem Hamburger Komponisten Benjamin Scheuer und der Berliner Bühnenbildnerin Friederike Messe verantwortlich. Sie entwickelten in der Aula aus den Geräuschen Musik und dachten sich auch ein Spiel aus, wie die Buchleser die Stadt kennenlernen können. Die Schüler tröteten, rasselten und paukten, was das Zeug hält. Dafür nutzten sie Schlagstöcke, Rasseln und vieles mehr. Und auch ein Megaphon lag bereit.
Im Kulturspeicher entstanden kleine Filme
Die Schüler der 5a dachten sich im Workshop der Filmmacherin Natasa von Kopp aus Prag und Berlin und der Malerin Ute Gallmeister aus Anklam Geschichten aus, die zu der Stadt passen. Daraus machten sie im Kulturspeicher kleine Animationsfilme. Elly und Helene bastelten an einem Streifen, der zeigen soll, dass es an der Stelle der Schule einst einen Friedhof gab. Hedi, Marie und Theresa überlegten sich eine Story über den Ueckermünder Leuchtturmwärter, der die Fische vertreibt. Stück für Stück wurden die Bilder gestellt und abgefilmt.

Eine Etage höher werkelten Livia und ihre Klassenkameraden an Geschichten, die in das Buch einfließen sollen. Die Schülerin dachte sich Stories zum Schweinemarkt und zur Skulptur der Waschfrau aus. Ein anderes Mädchen schrieb über einen Bubble–Tea–Laden mit freundlichem Personal aus der Realität. Robert Giegold begutachtete mit Jolina, Lara und Felicitas die Bilder, die sie zu den Geschichten geschossen hatten. Und dann war da noch die Klasse 5d, die vom Foto– und Videokünstler Lukas Zerbst aus Hannover viel lernen konnte. Die Kinder experimentierten im Bürgersaal mit Licht und nahmen Räume und Orte in der Stadt einmal ganz anders auf.
Buch soll später zu kaufen sein
„Nach dem Ende der Woche beginnt dann die redaktionelle Phase“, erläuterte Marion Neumann, Leiterin des Vermittlungsprogramms „Kunstwelten“ bei der Akademie der Künste. Rolf Riegold werde das Buch gestalten. Die Redaktion übernehme das Team der Akademie. Wenn der Förderverein der Schule noch Fördermittel für den Druck einwerben kann, dann könne das Buch noch vor den Sommerferien in der Ueckermünder Buchhandlung, in der Tourismus–Info und in der Schule zu erwerben sein.
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Solche Projekte mit der Akademie gibt es im Landkreis seit dem Jahr 2008 erläuterte Annett Freier vom Demokratie–Laden. Die Kinder würden gerade durch die Kunst lernen, dass sie auch außerhalb des Unterrichts etwas bewegen und sich in die Gesellschaft einbringen können.