Senioren in Aufregung – Bald kein Mittagessen mehr?
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Eckhard Kruse
Für viele Senioren gab es am Anfang der Woche wohl kein anderes Gesprächsthema in Ueckermünde: Von Montag bis Freitag gehen sie jeden Tag in der Gaststätte „Freundschaft“ in der Ueckerstraße 117 Mittag essen. Das Tagesgericht kostet 6 Euro. Doch nun haben sie im Stadtgespräch und von den Angestellten vernommen, dass die Gaststätte wohl nach mehr als 13 Jahren Ende März schließen soll. Der Grund sei eine geplante Mieterhöhung durch einen neuen Vermieter. Die Rede war von einem chinesischen oder vietnamesischen Restaurant als Nachfolger.
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„Wo sollen wir jetzt hin?”
Inhaber Enrico Seibt und seine langjährige Mitarbeiterin Kerstin Hafemann bestätigten noch am Montagvormittag, dass am 31. März Schluss ist. Es habe ein Gespräch mit dem neuen Vermieter gegeben, der am Haus einiges bauen und die Miete erhöhen wolle. Doch dabei sei man mit den Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung der Gastronomie und die Miete nicht übereingekommen. Es solle auch einen potenziellen Nachfolger geben.
Die Senioren hatten beim Mittagessen kein Verständnis dafür: „Wo sollen wir jetzt hin?“, fragte Eva Stuth, die gerade mit dem Rollator in die Gaststätte kam. „Wir können nicht mehr selbst kochen.“ Die Senioren wollten den Gastwirt behalten. Es sei hier beinahe wie in einer Familie. „Das ist eine Sauerei“, schimpfte Bärbel Blaschek angesichts der Schließungspläne. „Ich bin so enttäuscht“, sagte Rita Bubek, die jeden Tag aus Luckow in die Gaststätte kommt. Dabei denke sie auch an die vielen anderen Senioren, die hier täglich essen. „Es ist familiär hier“, meinte auch Karola Krüger. Der Preis sei gut. Es schmecke. Und auch Sigrid und Karl Ladwig würden eine Schließung bedauern.
Vermieter: Liegt mir fern, etwas zu schließen!
Der Mann, dem das Haus zusammen mit einem weiteren Eigentümer gehört, bedauerte gegen Mittag, dass es nach einem ersten informellen Gespräch gleich die Ankündigung gab, Enrico Seibt wolle sich aus der Ueckerstraße 117 zurückziehen. Man habe auch vorgeschlagen, eine Außengastronomie aufzubauen, die Toiletten vom Hausflur an einen anderen Ort zu verlegen und das Lokal nicht nur über die Mittagszeit zu nutzen – auch um Ueckermünde für Touristen noch attraktiver zu machen. Von einer Kündigung könne aber keine Rede sein.
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Der Vermieter wohnt seit 2014 in Ueckermünde. Ihm liege es fern, hier etwas zu schließen. Doch er würde das Haus der Gaststätte gern sanieren. Dort gebe es noch uralten DDR-Standard und teilweise Leitungen aus Aluminium. Das Dach sei nur geflickt. Aber diese Arbeiten könne er nicht bei derselben Miete vornehmen, die noch so hoch sei wie vor 13 Jahren und deutlich unter dem ortsüblichen Preis liege. Er habe auch einige Interessenten, die dort eine Gaststätte eröffnen würden.
Es sind nun doch nach einer Einigung aus
City-Manager Stephan Tralau hatte indessen schon versucht, in dieser Situation eine Alternative für die Gastronomen in anderen Räumen zu finden. Und der Bürgermeister meinte, dass so ein Mittagstisch bei einer Schließung fehlen würde.
Am Nachmittag fanden der Gastwirt und der Vermieter noch einmal zusammen und räumten Missverständnisse aus. Jetzt erscheint es wahrscheinlich, dass beide Seiten sich einigen und der Gaststättenbetrieb doch weitergehen kann.
In der Gaststätte essen täglich rund 200 Mittagsgäste in den Wintermonaten, hieß es. Im Sommer seien es deutlich mehr. Dazu kämen 50 Essenlieferungen an Senioren.
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