Energie

Stadt Ueckermünde findet keinen Stromanbieter

Ueckermünde Torgelow / Lesedauer: 4 min

Nach der Kündigung des Stromversorgers Eon hängt die Stadt Ueckermünde nun in der Ersatzversorgung fest und muss erfahren, dass es nicht so einfach ist, dort wieder herauszukommen. 
Veröffentlicht:28.03.2023, 06:00

Von:
  • Eckhard Kruse
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Die Stadt Ueckermünde findet aktuell keinen Stromversorger für die städtischen Gebäude und die Straßenbeleuchtung. Eine europaweite Ausschreibung nach einem Stadtvertreterbeschluss im März brachte keinen Erfolg, informierte Bürgermeister Jürgen Kliewe (parteilos). Es hätten zwar zwei Versorger die Unterlagen abgerufen. Am Ende habe sich aber kein Unternehmen auf die Ausschreibung beworben. „Ich war auch überrascht“, sagte Kliewe. Ausländische Firmen hätten sich noch nie für städtische Ausschreibungen interessiert. Es seien aber auch keine deutschen Unternehmen dabei gewesen.

Auf geregelten Vertrag ab Mai gehofft

Damit steckt die Stadt Ueckermünde weiter in der Ersatzversorgung fest, in die sie zu Beginn des Jahres gerutscht war. Denn nach der Kündigung von Eon zum Jahresende konnte der Bürgermeister kurzfristig keinen Vertrag mit einem Versorger mehr schließen. Als er grünes Licht von den Stadtvertretern hatte, um die Entscheidung in eigener Regie zu treffen, hatte sich niemand mehr gemeldet. Die Stadtverwaltung rechnete schon einmal aus, dass man bei dem derzeitigen Preis für die Kilowattstunde in Höhe von 46,94 Cent etwa 445.000 Euro netto im Jahr für den Strom bezahlen müsste. Vorher sei es deutlich weniger gewesen, so Jürgen Kliewe.

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Mit der neuerlichen Ausschreibung für die Jahre 2023 und 2024 hatte die Stadt gehofft, ab Mai wieder in einen geregelten Vertrag zu kommen, der auch wieder günstiger ist. Doch weil sich niemand bewarb, hat die Stadt nun ein Problem. „Wir werden nun Versorger direkt ansprechen“, sagte der Bürgermeister. Vielleicht könne man so jemanden finden, der mit der Stadt einen Vertrag abschließt. Ob das gelingt, ist noch offen.

Preis sechs Mal höher als 2022

Der Stadt Torgelow und den umliegenden Gemeinden blieb nach der Kündigung von Eon der Gang in die teurere Ersatzversorgung erspart. „Wir haben noch vor dem Jahresende einen Vertrag für ein Jahr geschlossen“, sagte Bürgermeisterin Kerstin Pukallus (parteilos). Das habe sie gemeinsam mit Amtsvorsteher Gerd Hamm (CDU) für die Stadt und auch die Gemeinden getan, weil die Angebote sehr kurze Zeit galten. Es sei ein Vertrag bis Ende 2023 zu den allgemeinen Preisen. Für die 33 städtischen Objekte bleibe es beim gleichen Grundpreis für Strom von 30 Euro. Der neue Arbeitspreis liegt mit 37,375 Cent pro Kilowattstunde mehr als das Sechsfache über dem Preis von 2022. Denn im Vorjahr habe die Stadt einen Arbeitspreis von 5,883 Cent je Kilowattstunde bezahlt. Ein zweiter Vertrag sei für die Straßenbeleuchtung geschlossen worden.

Stadt verbraucht 950.000 Kilowattstunden im Jahr

Ob die Stadt Ueckermünde jetzt dauerhaft in der Ersatz– oder Grundversorgung bleiben kann, falls sich im schlimmsten Fall kein Versorger für ihren Jahresverbrauch von rund 950.000 Kilowattstunden findet, das konnte Jürgen Kliewe am Montag nicht beantworten. Das Stadtoberhaupt konnte sich aber nicht vorstellen, dass der Kommune der Strom abgeklemmt wird. Denn dann hätten die Schulen, das Rathaus und auch Sporthallen keine Energie mehr. Das verneint auch der aktuelle Stromversorger Eon. 

Der Ueckermünder Bürgermeister Jürgen Kliewe war überrascht: Eine europaweite Ausschreibung hat nicht ein Angebot gebracht . (Foto: Eckhard Kruse)

Ersatzversorgung auf drei Monate beschränkt

„Die Ersatzversorgung für diese Kundengruppe ist gesetzlich auf drei Monate beschränkt“, erläuterte ein Eon–Sprecher. Man setze sich aber frühzeitig mit diesen Kunden in Verbindung und unterbreite Angebote für eine Weiterbelieferung. Meistens gelinge es, eine passende Lösung zu finden. Der Sprecher betonte aber auch, dass es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, Nicht–Haushaltskunden nach der Ersatzversorgung weiterhin mit Strom zu beliefern. Das werde man aber in den meisten Fällen mit einem wertgleichen Produkt tun. „Auf diese Weise sorgen wir im Sinne unserer Kunden dafür, dass es nicht zu einer Unterbrechung der Energieversorgung kommt“, betonte er. Offen bleibt dabei aber die Frage, warum Eon sich nicht auf die Ueckermünder Ausschreibung beworben hat.