Automarke

Stoewer-Sammlung kehrt nach Stettin zurück

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Die Nachfahrin war zu Tränen gerührt, die Mitarbeiter platzten fast vor Stolz: Eine große Stoewer-Sammlung, einst mächtiger Autobauer aus Pommern, macht jetzt Furore.
Veröffentlicht:05.12.2019, 08:20
Aktualisiert:06.01.2022, 14:46

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Ein historischer Moment war es, als das Museum für Technik und Kommunikation in Stettin seine um eine komplett neue Sammlung erweiterte Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Das mediale Interesse an der Schau war denn auch enorm. Aus gutem Grund: Unter dem Titel „Stoewer – Qualität aus Stettin“ können die Besucher in der Ausstellung historische Nähmaschinen, Schreibmaschinen und Automobile sowie zahlreiche Fotos, Kataloge und Einzelstücke bestaunen, die einstmals in den Werken der Fabrikantenfamilie Stoewer gefertigt und in die ganze Welt exportiert wurden.

„Nach Hause zurückgekehrt“ sei die fast eintausend Exponate umfassende Sammlung, formulierte es Manfried Bauer während der feierlichen Eröffnung. Der Mann ist bei Stoewer-Fans und bei den Eggesiner Rallye-Freunden kein Unbekannter. Im hessischen Waldmichelbach hat er ein Stoewer-Museum aufgebaut, es im vergangen Sommer an die Stadt Stettin verkauft. Mit der Maßgabe, dass die museale Kollektion in ihrer Gesamtheit erhalten bleibt und kontinuierlich erweitert wird.

Stoewer drittälteste deutsche Automarke

Manfried Bauer wurde selbst in Stettin geboren. Bei einem ersten Besuch in seiner Heimatstadt 1984 wurde er auf die bewegte Unternehmensgeschichte aufmerksam – die Folge war eine Sammelleidenschaft, die ihn in den darauffolgenden Jahrzehnten die weltweit größte Kollektion an Stoewer-Unikaten zusammentragen ließ. Dabei stieß er in der ganzen Welt auf Stoewer-Freunde.

Der Firmengründer Bernhard Stoewer hatte 1858 den Grundstein mit seiner Fabrik für Fahrräder, Näh- und Schreibmaschinen gelegt. Seine Söhne Bernhard jun. und Emil erkannten den Zeitgeist und investierten in die vielversprechende neue Technologie des Automobilbaus. Der Erfolg gab ihnen recht – in den 1930er- und 40er-Jahren waren Stoewer-Fahrzeuge marktführend bei der Entwicklung innovativer Antriebe und Technik, stiegen in die Liga geschätzter Diplomatenwagen auf. Stoewer gilt als die drittälteste deutsche Automobilmarke.

Diese Geschichte der Familie und des Familienunternehmens wird nun in der Ausstellung anschaulich nachgezeichnet – in polnischer, deutscher und englischer Sprache. Der Stettiner Stadtpräsident Piotr Krzystek und die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland, Cornelia Pieper, würdigten in ihren Worten den grenzüberschreitenden Charakter, der mit dieser Stettiner Erfolgsgeschichte verbunden ist und die Menschen in beiden Ländern verbindet.

Enkelin von Bernhard Stoewer tief bewegt

Für Jutta Barckmann war die Eröffnung ein besonders emotionaler Moment. Sie ist die Enkelin von Bernhard Stoewer jun. „In Stettin zu sein, das ist jedes Mal wie Nachhausekommen – und nun das Lebenswerk meiner Familie hier an seinen historischen Ort zurückkehren zu sehen, bewegt mich sehr.“

Arbeitsintensive Monate gehen für Museumsdirektor Stanislaw Horoszko zu Ende. Ihm und seinem Team ist es in kürzester Zeit gelungen, die Exponate zu dokumentieren, zu katalogisieren und die Ausstellung zu konzipieren, nicht zu vergessen die Übersetzung der mehrsprachigen Beschilderung.

Auch aus musealer Sicht war die Eröffnung ein Freudentag für ihn: „Wir haben nicht nur eine komplette Sammlung in einem hervorragenden Zustand in unseren Bestand aufgenommen, sondern sind außerdem in der glücklichen Lage, die Forschung und Recherche dieses besonderen Kapitels der Stettiner, pommerschen und polnischen Geschichte fortzuführen“, freute er sich.

Ehrensache, dass auch die Stoewerfreunde des Eggesiner Vereins „Rallye Trans“ an der feierlichen Eröffnung teilnahmen. Das Museum für Technik und Kommunikation ist schon lange fester Bestandteil der mittlerweile traditionellen Rallye „Stettiner Haff“ – am Areal des Museums gibt es eine Durchfahrtkontrolle für die Motorsportler. Die Eggesiner Rallyefreunde überreichten eine Urkunde an Direktor Horoszko.