StartseiteRegionalUeckermündeUnklare Äußerungen im Todesfall Leonie geben Fragen auf

In Torgelow getötet

Unklare Äußerungen im Todesfall Leonie geben Fragen auf

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Offenbar gingen bei der in Torgelow getöteten Leonie auch einem Minister die Emotionen durch. Er plauderte aus, was die Staatsanwaltschaft lieber noch unter Verschluss gehalten hätte.
Veröffentlicht:28.03.2019, 05:55

Von:
  • Andreas Becker
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Auch zehn Wochen nach der Tat steht die Todesursache im Mordfall Leonie offiziell noch nicht fest. „Wir warten auf die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen. Anhand des Gutachtens erwarten wir weitere Erkenntnisse zu Tathergang und Tatzeit“, heißt es von der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg seit Wochen. Parallel sei man selbstverständlich nicht untätig gewesen – komme in den intensiven Zeugenvernehmung gut voran. So die offizielle Version von der Staatsanwaltschaft.

An die hat sich aber offensichtlich Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) am Dienstag nicht gehalten. Auf einer Veranstaltung der SPD-Landtagsfraktion in Neustrelitz sagte Pegel laut mehrerer Ohrenzeugen: „Seit heute wissen wir, wie Leonie zu Tode kommen konnte, wie viele Schläge sie bekommen hat, ohne dass die Gesellschaft sie geschützt hat.“ Warum berichtet der Verkehrsminister in öffentlicher Veranstaltung vor rund 80 Besuchern und Teilen des Landeskabinetts aus internen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft?

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Patrick Dahlemann, Staatssekretär für Vorpommern und ebenfalls in Neustrelitz vor Ort, versucht den Satz des Ministers zu erklären: „Am Dienstagmorgen war der Mordfall Leonie Thema in der Sitzung des Landeskabinetts. Die am Fall beteiligten Ministerien, Justiz, Inneres und Soziales, hatten Bericht erstattet und Schritte erläutert, um beispielsweise die Kommunikation zwischen Ärzten, Jugendämtern, Grundschulen und Kitas zu verbessern.“

Und das in die Bredouille geratene Verkehrsministerium? Dementierte am Mittwoch auf Nordkurier-Anfrage schnell die Aussagen Christian Pegels: „Das genannte Zitat des Ministers ist ausdrücklich falsch“, sagte eine Sprecherin. Pegel habe laut Ministerium in Neustrelitz „zum Fall Leonie und der Frage berichtet, wie man Frühwarnsysteme noch besser gestalten kann und wie solche schlimmen Vorfälle nach Möglichkeit noch sicherer verhindert werden können. Ihre genauen Todesumstände waren aber gerade nicht Thema.“

Oberstaatsanwalt reagiert verschnupt

Mehrere Zeugen haben dem Nordkurier hingegen die Richtigkeit des Zitats bestätigt – indirekt auch Patrick Dahlemann: Pegel könne den Satz „durchaus so gesagt haben“, sagte er dem Nordkurier.

Für die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg ist der Vorgang nach eigenen Angaben „misslich“. Mit dem Minister-Zitat konfrontiert, reagierte Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler verschnupft: „Ich wüsste nicht, dass Herr Pegel bei der Obduktion von Leonie dabei gewesen ist.“

Gleichzeitig wies die Staatsanwaltschaft darauf hin, dass bei einem Fall von so großer Bedeutung das Justizministerium über die Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten werde. Und noch etwas drang am Mittwoch aus Ermittlerkreisen an die Öffentlichkeit: Man sei auf einem guten Weg und die Tatsache, dass der unter Mordverdacht stehende Lebensgefährte der Mutter Leonies immer noch in U-Haft sitze, habe auch entspreche Bedeutung. Mit anderen Worten: Der Tatverdacht hat sich offensichtlich erhärtet.