Gedenken
Vier neue Stolpersteine mahnen in Ueckermünde
Ueckermünde / Lesedauer: 2 min

Simone Weirauch
Lasst uns niemals mehr gleichgültig wegsehen, wenn Nachbarn, Freund, Kollegen gedemütigt, vertrieben und ermordet werden – so wie es in den 30er Jahren jüdischen Familien auch in Ueckermünde erging. Das gaben gestern Bürgermeister Jürgen Kliewe und Pastor Lorenz Sandhofe von der Ueckermünder Arche den vielen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung für die Ueckermünder Familie Glaser mit auf den Weg. Weil Dr. Hans Glaser Jude war, wurden er, seine Frau Elisabeth und seine Kinder Horst und Ruth erniedrigt und gedemütigt.
Arzt erhält Berufsverbot
Der jüdische Regierungsmedizinalrat Dr. Hans Glaser war bis 1933 in Stettin als Beamter des Deutschen Reiches tätig. Nach dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde er aus seinem Dienst entfernt. Er zog von Stettin nach Ueckermünde, wo er bis 1938 als Arzt für das Krankenhaus tätig war. Ab 1938 durfte er wie alle jüdischen Ärzte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. 1943 wurde er im Ueckermünder Krankenhaus wegen einer Lungenerkrankung operiert. Auf Anordnung der SS brachte Elisabeth Glaser ihren Mann direkt nach der Operation mit einem Handwagen nach Hause, wo er nach wenigen Tagen verstarb.
Aktion in 25 Ländern
Im Seebad wird schon seit Jahren die Erinnerung an jüdischen Bürger bewahrt. Acht jüdische Haushalte soll es 1935 in Ueckermünde gegeben haben. Mit vier Stolpersteinen wird nun in der Haffstraße an die Familie Glaser gedacht. Die Stolpersteine sollen dort an die Menschen erinnern, wo sie gelebt haben, sagte Pastor Sandhofe. Es gibt sie in 25 Ländern, sie bilden das weltweit größte dezentrale Denkmal für verfolgte und ermordete Juden. Seit fünf Jahren begehen die Ueckermünder auch den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und veranstalten den Marsch des Lebens.
Enkel angereist
Zur Einweihung der Stolpersteine für die Familie Glaser waren gestern auch Enkelin Sonja Plewa und Enkel Uwe Glaser gekommen. Sie dankten der Stadt dafür, dass die Erinnerung an ihre Familie lebendig gehalten wird.