Kunst:Offen

Von wegen nur im Advent! Diese Pyramiden leuchten auch im Sommer

Ueckermünde / Lesedauer: 5 min

14 Galerien und Künstlerhöfe öffneten zu „Kunst: Offen“ in der Haff–Region für die Besucher. Und die bekamen manch ungewöhnliche Idee zu sehen.
Veröffentlicht:29.05.2023, 15:23

Von:
  • Eckhard Kruse
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Pfingstwochenende, Temperaturen um die 20 Grad, Radfahrer und Motorradfahrer auf allen Straßen in Vorpommern–Greifswald. Und doch war es ein bisschen wie Weihnachten, als man in die Hofgalerie von Hannelore und Michael Behnisch in Eggesin eintrat. Kerzen waren dort auf ganz besonderen Pyramiden angezündet. Die sollen sich aber ganz klar vom erzgebirgischen Vorbild abgrenzen.

Ehepaar bietet Pyramiden fürs ganze Jahr an

Neben einigen Weihnachtsbildern sind sie auch mit Jägerszenen, Pferdefiguren und anderem bestückt. Das Ehepaar nennt die Pyramiden denn auch Ganzjahrespyramiden, weil sie nicht nur im Advent die Stube schmücken können. Sie stehen nicht wie üblich nicht auf dem Tisch. Sie sind an der Decke befestigt und drehen sich um sich selbst, wenn die Kerzen angezündet sind.

Die ersten dieser Pyramiden haben Hannelore und Michael Behnisch vor etwa fünf Jahren gebaut. Der gelernte Möbeltischler, studierte Philosoph und ehemalige Armeeangehörige in Eggesin fertigte die Holzpyramide, die ehemalige ELMO–Materialplanerin in Eggesin modellierte die Keramik–Figuren. Hannelore Behnisch hatte die Keramik für sich entdeckt. Sie besuchte Kurse, um einen Keramikzirkel zur Freizeitbeschäftigung der Werkstätigen in der DDR leiten zu können. Michael Behnisch war über Jahre in der zentralen Arbeitsgemeinschaft des Militärbezirks. Dort habe man mit Berufskünstlern zusammen gearbeitet. Heute sind beide im Ruhestand, aber immer noch Maler und Keramiker. Bei „Kunst:Offen“ öffnen sie immer ihren Hof.

Motive finden sich vor der Haustür

Gisela und Ulrich Kasch kauften das eine oder andere in der Galerie ein. Sie waren mit Freunden aus Greifswald in die Region gekommen, um sich umzuschauen und am Ende ein Picknick am Strand zu machen. „Es sind auch viele Urlauber unter den Besuchern“, sagte Hannelore Behnisch.  „Es entstehen viele schöne Gespräche“, meinte sie. 

Der Maler und Grafiker Arnim Martin hatte die Tore seiner Scheunengalerie in Gegensee weit geöffnet. Die Besucher konnten seine Landschaftsmalerei aus Öl bewundern. Seine Motive von Landschaften, Alleen und Dörfern findet er zum größten Teil vor seiner Haustür. Menschen und Porträts male er nicht. Auch Martin zählte viele Besucher und ist schon seit dem Jahr 2000 bei der Kunstaktion zu Pfingsten dabei.

Der Maler und Grafiker Arnim Martin (links) bekam in Gegensee auch Besuch des Künstlers Hartwig Neuwald aus Eggesin.  (Foto: : Eckhard Kruse)

In die Region kam er nach 1990 durch einen befreundeten Künstler, sanierte das Haus und richtete sich die Scheune her. Obwohl er in der DDR Chemiker war, wurde er in Berlin vielfach als Volkskunstschaffender von der Arbeit freigestellt. Am Wochenende schaute bei ihm der Künstler Hartwig Neuwald vorbei. Der Eggesiner zeigt seine Bilder gerade in einer Ausstellung  im Drei–Königinnen–Palais in Mirow — noch bis zum 30. Juni.

Für hölzerne Äpfel bekannt

Die Eggesiner Drechslermeisterin Karina Ihlenburg und die Hobbyfotografin Kathrin Jüttner, beide wohnen in Hintersee, luden die Besucher in die „Galerie in der Scheune“ von Karina Ihlenburg ein. Damit gab es Holzkunst und Fotografien zu bewundern, die Drechslermeister Claus Rose mit Wandbildern aus Holz ergänzte. Die Drechslermeisterin hat in ihrem selten gewordenen Beruf Aufträge aus ganz Deutschland. Dabei gehe es vor allem um Treppenbau, Möbelbau und hochwertigen Innenausbau, erzählte sie. Doch immer wieder widmet sie sich auch dem Kunsthandwerk. Dabei entstehen Schalen, Dosen, Pokale und vieles mehr aus Holz. Bekannt ist Karina Ihlenburg für ihre hölzernen und gefärbten Äpfel, die auch bei den Besuchern ein gern gekauftes Objekt waren.

Viele Besucher schauten in der „Galerie in der Scheune‟ in Hintersee vorbei, wo Karina Ihlenburg (links) und Kathrin Jüttner Holzkunst und Fotografien ausstellten. (Foto: E. Kruse)

Kathrin Jüttner fotografiert seit 2017. Damals habe sie feststellen müssen, dass es in ihrer Familie kaum Bilder gibt, berichtete sie. So wurde eine Nikon angeschafft. Bei den Familienfotos ist es aber nicht geblieben. Die kaufmännische Angestellte fotografiert auch beruflich und bearbeitet die Bilder anschließend. In der Scheune zeigte sie eine Auswahl ihrer privaten Fotografien. So etwa ein Bild von einem Samba–Festival aus Coburg, ein Foto eines halb verrosteten Pkw Moskwitsch und Fotos von ihren Reisen.

Gitarrenmusik und Gedichte

Ulli Siedl wohnt seit 14 Jahren in Rieth. Sie siedelte aus dem Ruhrgebiet in die Haff–Region über. Sie malt und modelliert. Vor der Coronazeit habe sie auch Workshops gegeben. Weil sie wegfielen, habe sie aber Zeit gehabt, sich anderen Dingen zu widmen. „Die Malerei hat mehr Raum eingenommen“, sagte sie. Zu „Kunst:Offen“ war sie die einzige, die in Rieth ausstellte. Vor einigen Jahren habe es fünf bis sechs Aussteller gegeben, erinnerte sie sich. 

Ein künstlerischer Genuss der besonderen Art wartete in Altwarp auf die Besucher. Künstlerin Almut Fassbauer verwöhnte ihre Gäste nicht nur mit Malereien und Keramik, sondern hatte sich auch künstlerische Verstärkung eingeladen. Im idyllischen Garten erklang Gitarenmusik von Celina Reimer, während Mutti Ines aus ihren Gedichten las. „Wir haben viel positives Feedback erhalten“ berichtetn die Drei und freuten sich schon aufs nächste Jahr.