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Wald

Zu DDR-Zeiten wurden die Kiefern noch geritzt

Uecker-Randow / Lesedauer: 4 min

Die Kiefer gilt als „Brotbaum” der Forst. Das war schon zu DDR-Zeiten so. Doch damals brachte vor allem das Harz des Baumes viel Geld ein, wie ein Förster jetzt erinnerte.
Veröffentlicht:18.05.2022, 06:03

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Dass es an den Kaiser-Eichen nicht mehr so idyllisch wie früher ist, das bedauerte so manch einer, der bei der Waldführung des Forstamts Torgelow teilnahm. Die Eichen und der dazugehörige Stein stehen nun nicht mehr an einer Lichtung im Torgelower Forst. Stattdessen schauten die Teilnehmer auf die Biogasanlage und auf eine Baugrube, wo eine zweite errichtet werden soll. Doch die Begrüßungsrede von Forstamtsleiter Thomas König war schnell gesprochen, sodass die etwa 20 Teilnehmer rasch vom Grün des Waldes umgeben waren. Sie konnten die Baustelle und auch die beschmierte Erinnerungstafel rasch hinter sich lassen. Letztere sei schon mehrmals erneuert worden, sagte König. Doch immer wieder finde sich jemand, der sich dort verewigen muss.

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Im Wald entdeckten die Teilnehmer Schilder an jungen Bäumen. Die Pflanzen waren nach und nach am Weg in den Wald gesetzt worden. Die Schilder mit den Erläuterungen stammen von Magdalena Albrecht. Sie ist schon seit September bei der Forstverwaltung – im Freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ). Die Baumreihe begann mit der Rosskastanie. Es folgten Winterlinde, Elsbeere, Wildapfel, Wildbeere und Esskastanie. Alle Tafeln aus der Hand der jungen Frau aus Torgelow.

Februarstürme warfen eine wuchtige Kiefer um

Die Februarstürme haben auch mitten im Wald gewütet. Sie warfen eine wuchtige Kiefer um. „Normalerweise werden Kiefern nicht so dick“, sagte König. Doch der Boden sei hier gut, so dass sie dieses Ausmaß bekam. Der Baum knickte in den Böen um, musste zerteilt und vom Weg geschafft werden. „Die Kiefer ist unser Brotbaum“, erläuterte der Grambiner Revierförster Eckhard Höppner, der die Tour begleitete. Sie wachse vor allem in dem Heidegebiet. Die Forst lebe hauptsächlich davon.

Normalerweise würden in solchen Wäldern auch Buchen stehen, ergänzte der Forstamtsleiter. Doch diese Baumart komme mit den starken Schwankungen von Trockenheit und Feuchtigkeit nicht klar. Es gebe Standorte, wo Buchen in nassen Jahren schon große Probleme hatten. Als dann Trockenheit kam, sei das zu viel Stress für die Buchen gewesen. Sie starben ab. Kiefern könnten dies besser aushalten. Man wolle sie durch natürliche Verjüngung mit Eichen ergänzen, die für solche Standorte in Zeiten des Klimawandels geeignet seien.

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Darum bleiben immer mal wieder Holzstapel liegen

So zog sich die Diskussion hin zu ökologischen Aspekten. „Jeder Knüppel, den wir nicht hier produzieren, ist nicht nachhaltig“, sagte König. Allein bei dem Transport aus anderen Ländern entstehe viel Kohlendioxid. König zeigte eine seltene Flatterulme, die ihre Äste über den Weg streckte. Die Gruppe kam an Nistkästen vorüber, die der ehemalige Forstwirt Stefan Katschewitz ehrenamtlich gebaut hatte. Hier könnten Meisen, Kleiber oder auch Spechte einziehen. Es gebe aber auch Siebenschläfer und Eichhörnchen, die die Nistplätze für sich beanspruchen.

Holzstapel kamen in Sichtweite. Ein Teilnehmer fragte, warum immer so viele Polder aufgeschichtet sind und offenbar liegen bleiben. Das Holz werde geerntet, um es zu verkaufen. Manchmal werde es erst später abgeholt, erläuterte König. Ganz selten würden die Käufer den Preis immer weiter drücken, so dass es am Ende nicht verkauft wird. Und genauso selten komme es vor, dass Firmen ihr gekauftes Holz nur vergessen haben.

Früher wurden die Bäume geritzt

Eckhard Höppner blieb dann an einer Kiefer stehen, die noch deutliche Spuren des Harzens zu DDR-Zeiten hatte. Er erzählte, wie das natürliche Harz durch Ritzen der Bäume gewonnen wurde. „Das war ein schwerer Beruf.“ Die Harzer hätten morgens gegen 2 oder 3 Uhr begonnen und 1.200 Mark im Monat verdient. Die Bäume konnten bis zu 7 oder 10 Jahre geharzt werden. Die Tonne habe 5.000 DDR-Mark gekostet. Bei einer Jahresproduktion von 370 Tonnen im Forstamt habe sich das durchaus gelohnt.

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