Tourismus

▶ Auf der Insel Usedom wachsen jetzt Aprikosen

Mönchow / Lesedauer: 4 min

Eine neue Obstplantage entsteht derzeit in Mönchow auf Usedom. Die Größenordnung ist beachtlich, und auch die geplanten Früchte sind für die Region eher ungewöhnlich.
Veröffentlicht:15.11.2019, 09:25
Aktualisiert:06.01.2022, 14:46

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Ein skurriles Gebilde aus dicken Holzpfählen, die mit Draht verbunden sind, erstreckt sich über eine Ackerfläche in Mönchow auf Usedom. Wie übermannshohe Zäune, die dicht an dicht aufgestellt wurden. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, das zwischen einigen der Pfosten dünne Bäumchen ihre noch kahlen Äste in die Höhe strecken. Es sind Aprikosenbäume. Und bald sollen hier mehrere Tausend davon wachsen.

Auf einer Fläche von sechs Hektar ist die Obstplantage angelegt. Insgesamt 6500 junge Bäume sind geplant. „5900 Aprikosen, 300 Nektarinen und 300 Pfirsiche“, sagt Torsten Peters, der das Projekt betreut. Es ist die Grundlage für eine große Saft- und Marmeladenproduktion, welche ab kommendem Jahr in der Usedomer Inselmühle ihren Anfang nehmen soll. Auch Frischobst, Öle und Weine werden dort dann an den Mann gebracht. „Aus der Region für die Region“, so Peters.

Viele Pflanzarbeiten noch per Hand

Einfach ist so ein Unterfangen jedoch nicht. Viele Arbeiten beim Pflanzen müssen auch heute noch von Hand erledigt werden. Unterstützung gibt es dabei von der Wald- und Landschaftsbau GmbH von Jörg Brinkmann aus Spantekow. „Das ist auch für die eine Herausforderung, die auch noch nie so gemacht“, erklärt Torsten Peters. Dennoch sei er vollkommen zufrieden mit der Arbeit.

Und während an einigen Stellen noch das Pflanzgerüst überprüft wird, haben die Arbeiter in der ersten Baumreihe bereits alle Hände voll zu tun. „Heute sollen zwei Reihen gepflanzt werden, dann wird am Gerüst weitergearbeitet“, sagt Peters. Gebündelt werden die jungen Pflanzen mit dem Traktor an die entsprechenden Stellen gefahren. Tiefe Reifenspuren ziehen sich durch die nasse und schwere Erde. Zum Glück für die Arbeiter müssen sie nicht mit dem Spaten jeden Aprikosenbaum einzeln eingraben. Denn dank der großen Landmaschine wurde bereits im Vorfeld über die gesamte Reihe mit dem Pflug eine Furche gezogen.

In regelmäßigen Abständen von zwei Metern kommt eine Handvoll Dünger auf den Boden, auf die dann der Baum platziert wird. Anschließend wird die Wurzel mit Komposterde bedeckt, der Stamm am Draht festgemacht und im letzten Arbeitsschritt die gesamte Furche mit dem Pflug wieder zugeschoben. Aber bis alle Furchen wieder verschlossen sind, wird es noch einige Tage dauern. „In der ersten Dezemberwoche sind die letzten drin“, gibt sich Peters optimistisch. Zumindest wenn das Wetter mitspielt. Denn bei Frost ist Pflanzen nahezu unmöglich.

Warum ausgerechnet Aprikosen?

Doch warum ist die Entscheidung ausgerechnet auf Aprikosen gefallen? Als einheimisch ist das Obst zumindest nicht zu werten, befinden sich die Hauptanbaugebiete doch eher in wärmeren Ländern wie der Türkei oder Italien und Spanien. Die nun in Mönchow gepflanzten Obstbäume kommen aus Österreich. „Wir haben uns die Frage gestellt, welche Früchte schon frühreif sind“, so Peters. Denn aus touristischen Gesichtspunkten soll frisches Obst geerntet werden, wenn auch die ersten Urlauber kommen. „Ab Juni ist die Aprikose reif, die Früchte stehen dann im Sommer zur Verfügung“, sagt er.

Einfach so entschieden, welches Obst hier wachsen soll, habe er jedoch nicht. „Wir haben uns mit den Obstbaumwissenschaftlern Dr. Friedrich Höhne und Dr. Manfred Lindicke beraten“, sagt Peters. Herausgekommen ist eine Mischung aus 20 verschiedenen Aprikosensorten, die angepflanzt werden. Dass es dennoch ein Risiko ist, dieses Obst zu anzubauen wisse er aber. Überzeugt von der Entscheidung ist Peters trotzdem. „Die Aprikose wird nachher die neue Frucht Usedoms.“

Auch Sanddorn ist geplant

Doch die Pläne für Obst von der Insel gehen noch weiter. Denn bei sechs Hektar soll noch lange nicht Schluss sein. 70 Hektar sind für die Zukunft als Anbaufläche geplant. „Dafür suchen wir aber noch Flächen“, so Peters. Auch die Zahl der Obstsorten wird dann nochmal ansteigen. Unter anderem Aronia und Sanddorn sowie Kornelkirschen könnten dann auf Usedom wachsen. „Auch alte Mostapfelsorten wollen wir anbauen“, sagt er. Und neben Saft und Marmelade als Endprodukt kann sich Torsten Peters auch einen leckeren Obstbrand als Verkaufsschlager vorstellen. „Das ist aber noch Zukunftsmusik.“