Vorpommerns Natur

Dieses Vogelparadies vor der Insel Usedom ist eine Radtour wert

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Der Bugewitzer Radweg ist ein echter Ausflugstipp für Fahrradfahrer und Naturfreunde. Wer Glück hat, wird sogar von Vögeln ein Stück des Weges begleitet.
Veröffentlicht:07.09.2022, 19:00
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageNorbert Warmbier
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Ein wahres Naturparadies erstreckt sich am Fernwanderradweg Berlin-Usedom entlang des Anklamer Stadtbruchs im Bereich der Ortschaft Bugewitz bis hin zum Vogelbeobachtungshochstand Rosenhagen.

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Der Vogelbeobachtungsturm mit Rasthütte und Hinweisschildern an der Deichstraße wird von vielen Fahrradtouristen ge (Foto: Norbert Warmbier)

Hier auf der Deichstraße wird Vorpommern zum Fahrradmärchen, findet auch der Barnimer Fahrradtourist Dieter Jürgen Werner. Dieser Flachseenabschnitt hinter der reizvollen Ortschaft Bugewitz mit seinem Gasthaus „Zum Mühlengraben“ ist ein ganz besonderes Naturhighlight, denn die Dutzenden Silberreiher versprühen nicht nur ein wundervolles Sommergefühl, sondern man denkt, hier fährt man durch eine andere Welt.

Sommermärchen wie aus einer anderen Welt

Dies empfindet auch der Bauarbeiter Werner auf seiner Urlaubstour: „Für mich ein Sommermärchen.“ Die grazilen Schönheiten sehen aus, wie von einem anderen Stern, so der Weltenbummler, der jahrelang in Sibirien und Norwegen gearbeitet hatte.

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Dieter Jürgen Werner aus Barnim, ein Kosmopolit wie der Silberreiher, kann soviel Sommerglück beim Anblick Dutzender (Foto: Norbert Warmbier)

Da steckt viel Wahres drin, denkt auch der Naturreporter, denn erst nach der Wende begann in den 1990er Jahren der verstärkte Einflug dieser Grazien von Penkun bis Peenemünde. Vorher, also zu DDR-Zeiten, wurden nur ganz selten einmal sehr vereinzelt Silberreiher in Vorpommern, so im Naturschutzgebiet (NSG) „Putzarer See“, NSG „Galenbecker See“, im Peenetal und am Greifswalder Bodden, entdeckt.

Für Naturreporter Norbert Warmbier begann die unendliche Geschichte dieses Kosmopoliten an der Anklamer Redoute, dem großen Kreisel nach Greifswald, Wolgast und Usedom. Es war im Sommer 1997, als er dort mit mehreren Kollegen aus einem Transporter bereits aus großer Entfernung an einem Grabenrand zwei – scheinbar recht dünne – Höckerschwäne entdeckte. Doch plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Da standen zwei exotisch anmutende Silberreiher!

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Auf der Deichstraße fliegen Silberreiher manchmal direkt neben den Fahrradtouristen. Hunderte der grazilen Vögel k& (Foto: Norbert Warmbier)

Ein Anblick, als tobe ein Schneegestöber im Sommer

Es war der Anfang einer unglaublichen Erfolgsgeschichte dieser gefiederten Südländer. So wurden in den letzten Jahren in den Sommermonaten immer mehr Silberreiher aus Südost- und Westeuropa gezählt. Jetzt sind es allein in den Flachwasserseen um den Anklamer Stadtbruch bis hin in den Lassaner Winkel und der Lilienthalstadt Anklam weit über 400 Silberreiher.

Ein unglaublicher Anblick, wenn sich morgens die Schlafgemeinschaften auflösen. An manchen Tagen sieht der Abflug aus, als tobe hier ein Schneegestöber bei tropischer Hitze, die uns dieser Glutsommer beschert.

Das NSG 47 „Anklamer Stadtbruch“ befindet sich an der Westküste des Kleinen Haffs. Die Sturmflut im November 1995 führte zu Deichbrüchen, wobei das Bruch, aber auch riesige Grünland-Wirtschaftsflächen überflutet wurden. So gerieten diese Flächen in den Fokus des Naturschutzes.

Einzigartige Moorlandschaft

Die NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe” engagiert sich für den Erhalt des Anklamer Stadtbruchs. 1360 Hektar dieser wertvollen Wildnis erwarb die Naturerbe-Stiftung 2018 von der Stadt Anklam. Ein toller Erfolg für Europas Naturschutz, denn nur so konnte die einzigartige Moorwildlandschaft vor neuen wirtschaftlichen Nutzungsinteressen bewahrt werden. Die forstwirtschaftliche Bewirtschaftung wurde eingestellt. Durch den Verschluss der Entwässerungsgräben und den Rückbau leistungsstarker Entwässerungspumpen verbesserte sich der Lebensraum für moorbewohnende Tier- und Pflanzenarten.

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Bis zu 12.000 Kormorane rasten abends in den Eichen. (Foto: Norbert Warmbier)

Der Kauf und die hydrologische Optimierung des Anklamer Stadtbruchs werden durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert. So ist es für viele Fahrradfahrer auf der Deichstraße besonders romantisch, wenn Hunderte Kraniche ihre trompetenden Rufe direkt über ihre Köpfe durch die ansonsten stille Landschaft schmettern. Hier wird ein Sommermärchen wahr, da auch gewaltige Seeadler mit einer Flügelspannweite von 2,30 Metern nur einen Steinwurf von den Radlern kreisen.

Wer dem wundervollen Klang der Umwelt lauschen und beim Anblick von Kranichen, Adlern und Silberreihern Stress abbauen möchte, kann bei einer geführten Naturwanderung Kraft tanken. Anmeldungen sind unter Tel. 0151 56074311 möglich.

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