Angler-Test

Ein halbes Jahr nur mit DDR-Angeltechnik Fische fangen – geht das?

Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Ist altes DDR-Gerät noch geeignet, um am Gewässer erfolgreich zu sein? Torsten Brandl hat es mehrere Monate ausprobiert und berichtet von seinen Erfahrungen.
Veröffentlicht:07.01.2022, 18:43

Von:
  • Matthias Diekhoff
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Mit dem Angeln verhält es sich wie mit so ziemlich jedem Hobby, das ernsthaft betrieben werden möchte: Es kommt dabei ein recht stattliches Sümmchen zusammen, das im Laufe der Jahre dafür – in den meisten Fällen gerne – ausgegeben wird. Und irgendwie gibt es ja auch immer Bedarf. Eine leichtere Rute da, eine bessere Rolle da, ganz zu schweigen von dem ganzen drum herum.

Für jeden Fisch eine andere Angel?

Und das braucht es vermutlich auch, denn beim Stöbern in der Fachpresse und den vielen Foren im Internet entsteht zumindest der Eindruck, dass es quasi für jeden Fisch ein spezielles Fang-Zubehör gibt. Wer jetzt also unter dem Tannenbaum einen Gutschein im zweistelligen Bereich gefunden hat und schon lange nicht mehr in einem Angelladen war, wird vielleicht feststellen, dass man damit gerade mal die Eintrittkarte in die moderne Welt der Freizeit-Fischerei erwerben kann.

Ob man tatsächlich für jeden Fisch eine andere Angel braucht, hat Torsten Brandl herauszufinden versucht. Der Vorsitzender des Kreisanglerverbandes Ostvorpommern und des Anglervereins Peene Süd Liepen hat sich nämlich vorgenommen, ein halbes Jahr lang nur mit einer Drei-Meter-Rute und einer Rolle aus DDR-Produktion sowie dem notwendigsten Zubehör wie Haken, Blei, Posen und Kescher Angeln zu gehen. Was für den passionierten Petrijünger anfangs auch eine große Umstellung war, schließlich hat er für gewöhnlich mehrere Ruten zur Auswahl, die er je nach dem, was er fangen will, zum Einsatz bringt.

Zunächst sei das „alte Material” schon merklich schwerer als modernes Equipment, was sich vor allem bei Angelmethoden, bei denen man die Rute ständig in der Hand hat, bemerkbar mache. Zudem sei eine präzise Köderführung kaum möglich. Und nicht zuletzt müsse ja auch relativ häufig die Montage, also die Kombination von Haken, Posen und Bleien, je nach Zielfisch umgebaut werden.

Vorteile und Nachteile

Die Frage, ob man mit dieser, aus heutiger Sicht geradezu minimalistischen Ausrüstung, noch erfolgreich sein kann, konnte sich Torsten Brandl schließlich eindeutig mit „Ja” beantworten. Immerhin sei es ihm gelungen, von April bis August in den Gewässern der Region mit unterschiedlichen Methoden über 20 verschiedene Fischarten zu fangen. Angefangen vom Stichling über den Karpfen bis hin zum Hecht.

Und auch wenn es nicht immer die pure Freude war, wenn sich zum Beispiel die Sehne in der alten Rileh-Rex-Rolle verheddert hat, so kam gelegentlich doch auch ein wenig Nostalgie auf, erinnert sich Torsten Brandl. Schließlich habe er als Kind doch auch nur eine Rute gehabt. Zudem sei er mit nicht wenigen Anglern ins Gespräch gekommen, die die Idee, nur mit dem Nötigsten unterwegs zu sein, ganz interessant fanden.

Allerdings müsse man sich bei dieser puristischen Form des Angelns wesentlich mehr mit den Fischen und Gewässern auseinandersetzen, wenn sich der gewüschte Erfolg einstellen soll. Das beginne schon mal damit, herauszufinden, welche Fische in welchen Flüssen oder Seen überhaupt vorkommen. Zudem seinen natürlich Kenntnisse über die Bedingungen in und am Gewässer notwendig. Und nicht zuletzt, welcher Köder sich am besten für welchen Fisch eignet. Unter diesen Voraussetzungen sei dann zwar nicht alles, aber doch so Einiges möglich.

Trotz dieser positiven Erfahrung möchte Torsten Brandl auf moderne Ausrüstung nicht mehr verzichten. Eins sei in dem halben Jahr aber mehr als deutlich geworden: „Nicht die Angel fängt den Fisch, sondern der Angler.”

Angler zeigen ihren Stolz: Zeigt her eure Fische, wir wollen sie sehen!