Verkehrskollaps

Eisenbahnfreunde befürchten 3000 Lkw mehr pro Tag auf Usedom

Anklam / Lesedauer: 2 min

Da man auf der polnischen Seite offenbar gut mit Großprojekten vorankommt, könnte es auf der deutschen Seite in absehbarer Zeit massive Verkehrsprobleme geben.
Veröffentlicht:14.09.2022, 19:23
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  • Author ImageMatthias Diekhoff
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Offenbar gibt es auch in Anklam und Umgebung ein deutliches Interesse am aktuellen Stand der Südanbindung der Insel Usedom per Eisenbahn über Karnin mit einer direkten Anbindung von Anklam.

Wie Günther Jikeli, Vorsitzender der Usedomer Eisenbahnfreude, berichtete, habe es am Dienstagnachmittag bereits am Info-Stand des Vereins vor dem Famila-Warenhaus gute Gespräche gegeben. Und zu der Informationsveranstaltung im Rathaus II am Abend seien dann noch einmal etwa 30 Interessenten gekommen.

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Swine-Tunnel sorgt für mehr Verkehr

Dabei sei es unter anderem darum gegangen, dass sich mit den Entwicklungen auf der polnischen Seite mittlerweile eine völlig neue Situation und damit auch eine größere Notwenigkeit der Reaktivierung der Bahnstrecke über Karnin ergeben habe.

So werde der Tunnel unter der Swine voraussichtlich Mitte nächsten Jahres fertig gestellt. Zudem befände sich der Containerhafen für Swinoujscie (Swinemünde) im Ausschreibungsverfahren und könnte in vier bis fünf Jahren in Betrieb gehen.

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20 Prozent der Container zur A 20?

Laut einer Studie würden etwa 20 Prozent der Container dann den Weg über die B 110 und die A 20 Richtung Westen nehmen. Auch würde sich der Getreideexport aus Mecklenburg-Vorpommern zum Swinemünder Hafen hin verlagern. Das wiederum würde 3000 Lkw pro Tag mehr auf den Straßen der Region bedeuten, erklärte Günther Jikeli.

Statt der Lkw könnten aber auch nur fünf Güterzüge unterwegs sein, wenn es denn eine entsprechende Bahnverbindung gäbe. „Wir fordern daher die Regierungen von Land und Bund auf, unverzüglich den Bau in Angriff zu nehmen”, so der Vereinsvorsitzende.

Protestfahrt nach Berlin geplant

Die Voruntersuchungen der Kosten für die Bahntrasse lägen bereits seit fünf Monaten vor und würden sich auf 550 Millionen Euro belaufen. Die Bahn müsse nun mit größter Schnelligkeit gebaut werden, sonst seien die vorhandenen Fördermittel per Gemeindeverkehrsfinanzierunsggesetz, bei dem der Bund 85 Prozent der Kosten übernimmt und das Land den Rest, anderweitig vergeben.

„Das bis jetzt von der Landesregierung vorgelegte zögerliche Arbeitstempo ist nicht akzeptabel”, kritisiert Günther Jikeli. Sollten Landes- und Bundesregierung jetzt nicht zur Tat schreiten, würden die Eisenbahnfreunde mit geeigneten Maßnahmen protestieren. So sei unter anderem eine Protestfahrt mit 600 Teilnehmern nach Berlin geplant.