Rügen und Usedom
▶ Gefahren am Strand – Bade-Führer im Netz zeigt nicht alle Fälle
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Carsten Schönebeck
Je länger der Sommer dauert und je trockener er ist, desto häufiger kommen die Warnungen aus den Gesundheitsämtern. Im warmen Wasser gedeihen so manche Organismen prächtig, die den Strandbesuchern das Vergnügen verderben können.
Der Überblick: Blaualgen, Quallen, Würmer – was ist was am Strand?
Blaualgen an der Ostsee und an der Seenplatte
Im einfachsten Fall ist die Gefahr noch mit bloßem Auge zu erahnen. Schlieriges Wasser, schimmernd blau-grün: Sogenannte Blaualgen sind in den vergangenen Sommern zu regelmäßigen Besuchern an den Badestellen der Seenplatte geworden. Die meisten Badeschrecke betreffen nämlich nicht nur die Ostsee, sondern auch manches Binnengewässer. Vor zwei Wochen meldete das Gesundheitsamt des Landkreises den ersten Blaualgen-Fall der Saison am Melzer See bei Röbel. Die Warnung ist noch aktuell, wie das Landratsamt am Dienstag bestätigte. Auch Infektionen durch Vibrionen und Zerkarien wurden in dieser Bade-Saison schon im Nordosten registriert.
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Keine Warnungen für beliebte Ferieninseln
Aktuell immerhin liegen keine Warnungen für die vielleicht beliebtesten Strandbereiche der Region auf den Insel Usedom und Rügen vor. Mit einer kleinen Einschränkung: Neben dem Greifswalder Bodden gilt auch für den Peenestrom eine Blaualgen-Warnung.
Auch die Müritz ist betroffen
Neben den Blaualgen, die eigentlich Bakterien sind, gibt es noch andere Organismen, oft per Augenschein nicht zu bemerken, die für Badende unangenehm werden können. Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Hautreizungen und mitunter gefährliche Entzündungen, können die Folge sein. An der Seenplatte wurde in den vergangenen Wochen auch immer wieder vor Zerkarien, den Larven von Saugwürmern gewarnt, die sich in der Müritz, dem Glambecker See und anderen Seen tummeln.
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Bade-Karte nicht immer aktuell
Einen Überblick über die Gefahren an einzelnen Badestellen sollte eigentlich die Badegewässer-Karte des Landes im Internet bieten. Doch Stichproben des Nordkurier und die Rücksprache mit den Ämtern haben gezeigt: Die Meldung an die zentrale Stelle des Landes funktioniert längst nicht immer. In einigen Fällen verzichten Ämter offenbar bewusst darauf, Informationen weiterzugeben. So jedenfalls die Auskunft aus der Kreisverwaltung Mecklenburgische Seenplatte. Denn die Ausbreitung etwa von Blaualgen oder Saugwürmern sei enorm von Wetter und Strömungen abhängig, könne sich quasi täglich ändern, heißt es. Stattdessen beruft man sich darauf, dass die amtsdeutsche Badewasserqualität, um die es auf dem Landesportal im Internet vor allem geht, nicht von solchen kurzfristigen Phänomenen abhängig sei und sich eher auf die regelmäßige Untersuchung der grundsätzlichen Wasserqualität an einer Badestelle beziehe.
Wasserqualität gut – meistens
Diese Langzeit-Untersuchungen des Gesundheitsamtes führten unter anderem zu Bade-Warnungen für die Kleine Müritz bei Rechlin, die Seen bei Klein Luckow, Massow und Cantnitz sowie den Woldegker Stadtsee. Dort hätten die Proben-Ergebnisse der Behörde aus den Jahren 2018 bis 2021 zur Einstufung einer „mangelhaften“ Wasserqualität geführt.
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Warnung vor Giftstoffen aus der Oder
Im Kreis Vorpommern-Greifswald wird in diesen Tagen ohnehin vor dem Wasser im Stettiner Haff gewarnt. Dort mündet die Oder in die Ostsee und spült mutmaßlich in diesen Tagen Giftstoffe ins Meer, die bereits tausende Fische im Flusslauf getötet haben. Dies geschehe aus „Vorsorgegründen“, wie man im Landratsamt betont: „Vermeiden Sie direkten Kontakt mit dem Wasser. Reinigen Sie betroffene Körperstellen nach einem möglichen Kontakt gründlich.“