Bauarbeiten

Gesperrte Brücke nach Usedom – Planer rechnen mit Mega-Stau

Wolgast / Lesedauer: 3 min

Die Peenebrücke nach Usedom ist gesperrt. Dem Bauteam bleibt eine Woche, um sie zu sanieren. Der Start verlief reibungslos. Doch an zwei Tagen droht ein Rekordstau. 
Veröffentlicht:04.09.2023, 18:26

Von:
  • Ralph Sommer
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Denjenigen, die auf den letzten Drücker über die Peenebrücke in Wolgast schlüpfen wollte, um nach Usedom zu kommen oder von der Insel aufs Festland, hatte die Bausicherheit noch zusätzliche fünf Minuten eingeräumt. Dann, pünktlich um 8.05 Uhr, kurz nachdem ein letzter Motorradfahrer über den Peenestrom geschossen war, stellten Bauarbeiter die Absperrung auf die Straße: Ab jetzt gilt sieben Tage Vollsperrung! Die Brücke zur Ferieninsel Usedom ist dicht.

Von jetzt an zählte auf der Brücke jede Stunde

Scheinbar problemlos begann am Montagmorgen die wohl aufwändigste und folgenreichste bautechnische Verkehrsblockade der vergangenen Jahre in Mecklenburg–Vorpommern. Die gut informierten Autofahrer hatten sich rechtzeitig auf die Brückensperrung eingestellt. Nur ein polnischer Trucker, der von nichts wusste und zu spät kam, musste in Wolgast drehen und einen mindestens 70 Kilometer langen Umweg einschlagen. Allein entlang der Küstenautobahn A20 habe man neun Hinweistafeln installiert, um die Fahrer rechtzeitig zu informieren, sagt der Mitarbeiter einer Firma für Verkehrssicherheit.

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Von jetzt an zählt jede Stunde. Kaum fünf Minuten nachdem die Verkehrsverbotsschilder aufgestellt waren, besetzten die Bautrupps die Brücke. Schlosser begannen mehrere Geländer zu demontieren, um den Rettungsfahrzeugen im Notfall die schmale Passage über den nördlichen Fußweg zu ermöglichen. Kipper rollten auf die Zufahrten zum Brückenklappteil, auf denen sofort eine Straßenfräse den ramponierten Asphaltbelag abtrug. Und auf der Klappe selbst, auf der schon einen Tag später ein sogenannter reaktionsharzgebundener Dünnschichtbelag (RHD) aufgetragen werden soll, begann ein Experte damit, den Belag mit einer Spezialmaschine im Kugelstrahlverfahren aufzurauen. Zwischendurch lotsten Bauarbeiter einen Einsatzwagen der Polizei über die Baustelle.

Alternativplan sah längere Sperrung vor

„Das Wetter spielt hervorragend mit“, sagte eine entspannte Baustellenleiterin Martina Jürgens vom Straßenbauamt Neustrelitz. Es sei warm und trocken — ideal, um schon am nächsten Tag den neuen Gussasphalt aufzutragen und den Spezialbelag auf dem Klappsegment aufzubringen. Eine Alternative habe vorgesehen, die Baustelle mit Planen zu überdachen, aber das hätte eine vierwöchige Sperrung erfordert — unzumutbar für Einwohner, Gäste und Berufspendler auf Usedom. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass schon in der Nacht vom Sonntag zum Montag der Verkehr wieder rollen wird.“

Während auf der Peenebrücke jetzt jede Arbeitsstunde eingetaktet ist, nutzen die Passanten die weiterhin fahrende Usedomer Bäderbahn (UBB) oder setzen auf dem südlichen Bürgersteig zu Fuß oder mit dem Rad über den Peenestrom. Eine junge Frau, die auf dem Weg zur Arbeit in einer Usedomer Reha–Klinik eilig an der Baustelle vorbeilief, sagte, sie habe ihr Auto auf einem Parkplatz in der Stadt abgestellt. „Da drüben auf der Inselseite wartet meine Kollegin auf mich. Von dort fahren wir dann zusammen zum Dienst.“

Mit dem Taxi von Usedom nach Greifswald

Ganz ähnlich machte es Mario Schultz. Der Taxifahrer aus Wolgast wartete am Montagmorgen auf der Wolgaster Schlossinsel auf seinen ersten Fahrgast. „Ich bin mit einem Patienten von der Insel Usedom verabredet, der zur Strahlentherapie nach Greifswald muss. Ein Kollege von mir soll ihn von Karlshagen zur Peenebrücke chauffieren. In Wolgast übernehme dann ich.“

Rekordstau fürs Wochenende erwartet

Unterdessen quälte sich am Montag der Autostrom auf der jetzt einzigen Inselzufahrt auf deutscher Seite über die Zecheriner Brücke. Bis Sonntag müssen Autofahrer auf dem Weg von und nach Usedom viel Zeit, Geduld und vielleicht auch etwas Einfallsreichtum aufbringen. Einen Rekordstau erwarten die Verkehrsplaner übrigens zum kommenden Wochenende, wenn die letzten Feriengäste die Seebäder verlassen und neue Urlauber anreisen. Mehrere Hoteliers haben angekündigt, ihre Gäste für eine einigermaßen akzeptable An– und Abreise im Vorfeld zu beraten.