Wanderreiten
Im Sattel von der Insel Usedom bis in die Uckermark
Anklam / Lesedauer: 4 min

Louise Stauf
„Da steht ein Pferd auf'm....Markt” – vermutlich kam der berühmte Schlager in abgeänderter Fassung so manchem Passanten in den Kopf: Am Montag entspannten drei Pferde nach der ersten Etappe eines mehrtägigen Wanderritts am Anklamer Marktplatz und ließen sich auch von lautem Hupen und Schaulustigen nicht aus der Ruhe bringen.
Viele fragten begeistert nach einem Foto, streichelten die Tiere oder wollten gar selber kurz in den Sattel steigen: Kein Problem für die Besitzer der Tiere und auch die Pferde ließen es genügsam zu, für eine kurze Zeit im Rampenlicht zu stehen.
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Reiten verbindet
Die 48-jährige Silvia Studier aus Wehrland erzählt, dass sie und ihre Begleitung gerade die ersten Kilometer ihres Ritts in die Uckermark hinter sich gebracht haben. „Wir haben uns 10 Tage Urlaub genommen und möchten diesen mit unseren Pferden verbringen”, so die Ponyhofbesitzerin, die in Wehrland hauptberuflich neben Reitunterricht und Wanderritten auch Ferienwohnungen zur Vermietung anbietet.
„Das hier ist aber gerade reine Freizeit. Mein Mann passt auf den Hof auf," erzählt sie. Die gescheckte Tinker-Stute Riecke, die mit einem üppigen Beinbehang beeindruckt, begleitet sie auf dem „Roadtrip”.
Dass sie heute einen Hof mit Pferden hat, verdankt sie ihrem Vater, der sie bereits in frühster Kindheit mit Pferden in Kontakt brachte. Wanderritte macht Silvia Studier seit knapp 18 Jahren. „Das fing alles mit dem Hausmeister meiner damaligen Arbeitsstelle an. Der hat eines Tages gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, an Trekkingritten teilzunehmen, er würde da jemanden kennen. Und so habe ich Olaf kennengelernt”, erzählt die Ponyhofbesitzerin.
Seit der Kindheit im Sattel
Olaf Arndt lebt auf Usedom und arbeitet beruflich als Baumfäller. Seinem Hobby, dem Wanderreiten, geht er seit 20 Jahren nach. Dabei wird er regelmäßig von Silvia Studier begleitet.
Der Usedomer ist ebenfalls mit Pferden aufgewachsen und sitzt seit seiner Kindheit im Sattel. Seine Knabstrupper-Stute Ayla ist mit ihren Punkten ein echter Blickfang und erinnert vermutlich viele Schaulustige stark an Pippi Langstrumpfs Pferd „Kleiner Onkel”.
Gemeinsames Abenteuer
Die dritte im Bunde ist die 29-jährige Elisa Wansner. „Wegen mir war das heute mehr ein Bastel- als ein Reittag”, lacht die gebürtige Uckermärkerin. Ihre Satteltaschen seien zwischendurch gerissen und es sei einige Zeit dabei verloren gegangen, diese wieder zu reparieren.
Wenn Elisa Wansner nicht gerade auf dem Rücken ihres schwarzen, „etwas zu groß geratenen” Reitponys Django sitzt, arbeitet sie in der Verwaltung eines ambulanten Pflegedienstes in Wolgast. „Ich finde es toll, so etwas gemeinsam mit Freunden zu erleben”, so die Jüngste der drei Pferdenarren, die ihr Pferd bei Silvia Studier auf dem Ponyhof stehen hat. „Ich kann von dem Know-How der beiden profitieren und freue mich sehr auf das gemeinsame Abenteuer.”
Auf ins Unbekannte
Täglich wollen die Reiter etwa 30 Kilometer zurücklegen. Nach jeder Etappe haben sie sich private Schlafplätze bei Freunden und Bekannten organisiert. „Wichtig war uns dabei, dass die Pferde auch vernünftig untergebracht sind und eine Weide zur Verfügung haben”, sagt Silvia Studier.
Nach etwa 130 Kilometern werden sie dann am Wochenende in der Uckermark angekommen sein, wo sie einige Nächte an einem See zelten werden. „Bisher sind die Wege super zu reiten, denn wir kennen uns hier ja aus, das ist unsere Heimat. Aber ab jetzt brauchen wir das Navi”, sagt die Wehrländerin und zeigt auf ihr blaues GPS-Gerät.
Gut gestärkt und mit reparierten Satteltaschen verlässt das Gespann schließlich den Anklamer Marktplatz und macht sich, wie es sich gehört, über den Zebrastreifen auf, die zweite und letzte Etappe des Tages zu bestreiten. In den nächsten Tagen werden die drei schmucken Pferde und ihre Reiter sicher noch häufiger in Vorpommern Aufsehen erregen, wenn sie sich zum Verschnaufen irgendwo niederlassen.