Angst vor Megastau

Kommt der Swinetunnel auf Usedom noch vor den Sommerferien?

Insel Usedom / Lesedauer: 3 min

Während die Fertigstellung des Verkehrsprojektes auf Usedom wohl von vielen Polen sehnsüchtig erwartet wird, gibt es auf deutscher Seite immer noch Bedenken.
Veröffentlicht:07.01.2023, 05:29
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  • Author ImageMatthias Diekhoff
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Nachdem die Fertigstellung des Tunnels unter der Swine, der die Inseln Usedom und Wollin miteinander verbinden soll, bereits mehrfach verschoben wurde, ist nun in einigen polnischen Medien die Frage aufgetaucht, ob er denn – wie zuletzt angekündigt – Ende Mai und damit noch vor den Sommerferien für den Verkehr freigegeben werden könne. Das zumindest hat der Auftragnehmer nun zugesichert, hieß es kürzlich beim Radio Szczecin.

Trotz Weihnachtspause sei die Großbaustelle nicht zum Stillstand gekommen und auch das derzeitige Wetter sei günstig für Straßenbauarbeiten, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin von Swinemünde, Barbara Michalska, gegenüber dem Sender. Im Tunnel selbst würden derzeit Aufräumarbeiten stattfinden.

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Verzögerung durch Corona-Pandemie

Ursprünglich sollte der Tunnel bereits im Herbst des vergangenen Jahres fertig werden. Zu den Verzögerungen kam es nach Angaben des Bauunternehmens unter anderem, weil sich durch die Corona-Pandemie die Fertigung und Lieferung einer Tunnelbohrmaschine erheblich verzögert habe.

Zudem habe sich der Krieg in der Ukraine auf den Baufortschritt ausgewirkt. Wenn der Tunnel wie geplant am 25. Mai eröffnet wird, wird es gut zwei Jahre her sein, dass sich die Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 13 Metern in Bewegung gesetzt hat.

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Längster polnischer Unterwasser-Tunnel

Die gesamte Unterführung hat eine Länge von etwa 3,2 Kilometer, der Tunnel selbst ist etwa 1,4 Kilometer lang und damit der längste Unterwassertunnel in ganz Polen. Die Fahrbahn im Inneren des Tunnels hat eine Gesamtbreite von elf Meter, bestehend aus zwei 3,5 Meter breiten Fahrspuren und zwei Meter breiten Notfallstreifen. Die Kosten von über 200 Millionen Euro werden zu 85 Prozent von der EU übernommen, der Rest von der Stadt Swinemünde.

Während Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki beim Beginn der Bohrarbeiten von einer – auch dank des Tunnels – starken Küstenregion sprach, „die nicht nur ein Fenster zur Welt bildet, sondern Polen integriert und unsere Entwicklungschancen stärkt”, sieht man die Fertigstellung von deutscher Seite nach wie vor mit Besorgnis.

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20 Prozent der Swinemünder Container auf der B 110 befürchtet

Da neben der Verkehrsverbindung in absehbarer Zeit auch der Containerhafen für Swinemünde in Betrieb gehen würde, würden laut einer Studie etwa 20 Prozent der Container dann den Weg über die B 110 und die A 20 Richtung Westen nehmen, hieß es kürzlich bei einer Informationsveranstaltung der Usedomer Eisenbahnfreunde in Anklam.

Auch würde sich vermutlich der Getreideexport aus Mecklenburg-Vorpommern zum Swinemünder Hafen hin verlagern. Das wiederum würde 3000 Lkw pro Tag mehr auf den Straßen der Region bedeuten, hieß es.

Unterdessen wurde in Swinemünde die Sanierung der Straße Grunwaldzka, die vom Grenzübergang Garz bis ins Stadt-Zentrum führt, abgeschlossen. Sie gehört zu den am stärksten befahrenen Straßen der Stadt. Was sie auch nach der Fertigstellung des Tunnel wohl bleiben wird, schließlich wird sie voraussichtlich zu den wichtigsten Zubringern von deutscher Seite her gehören.