Mehr Betten, mehr Gäste, mehr Ärger?
Anklam / Lesedauer: 3 min

Nordkurier
Die Entwicklung der Urlaubsinseln in MV darf sich nach Aussage des neuen Parlamentarischen Staatssekretärs für den Ostteil des Landes nicht bloß am Tourismus orientieren. Vielmehr müsse es auch darum gehen, „was ist eigentlich gut für die einheimische Bevölkerung“, sagte Heiko Miraß (SPD). Neben der Verkehrssituation oder der Versorgungslage vor Ort verwies er auf die Wohnsituation. Mit Blick auf Rügens oder Usedoms Hinterland fragte er: „Ist es nicht auch sinnvoll, in einem Dorf sozialen Wohnungsbau zu fördern?“
Grundstückspreise steigen
Auf Rügen etwa hätten die Grundstückspreise „vornehm ausgedrückt“ eine sehr hohe Dynamik. „Wenn Sie als junge Familie da nicht nur arbeiten möchten, sondern eben auch leben, dann haben Sie ein ziemliches Problem.“ Die Diskussion über die Entwicklung des Tourismus gewinne an Brisanz. „Das erlebe ich auf Rügen sehr deutlich“, sagte Miraß, der selbst auf der Insel wohnt. Man komme aus einer Zeit, „in der es immer auf schneller, höher, weiter ging“. Man stoße an Grenzen. Der Plan etwa für eine Ferienanlage mit 2000 Gästebetten auf der Halbinsel Bug im Nordwesten Rügens ist laut Miraß aus der Zeit gefallen. „Ich sehe schon, dass auf dem Bug eine Entwicklung sinnvoll ist.“ Die Pläne seien aber etwa mit Blick auf die Verkehrsanbindung überdimensioniert.
Künftig die ganze Insel als eine Stadt organisieren?
Für den Bug liegen seit fast 20 Jahren gültige Bebauungspläne vor. Die Gemeinde befürwortet sie mit Blick auf eigene Entwicklungschancen und unter Verweis auf Großprojekte anderswo auf der Insel. Kritiker verweisen auf die Gesamtentwicklung Rügens. Passiert ist vor Ort bisher wenig. Miraß brachte die Befristung gesetzlicher Grundlagen für solche Projekte per Raumordnung ins Spiel. Wenn entsprechende Pläne nach zwei oder drei Jahren nicht umgesetzt worden seien, müssten sie erneut überprüft werden. „Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie an den Strukturen was verändern“, so der Staatssekretär. Man könne sich Gedanken darüber machen, ob kleine Gemeinden in tatsächlich eine sinnvolle Entscheidungsebene für große Tourismusprojekte mit Auswirkungen auf eine ganze Region bilden.
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Diskutiert werde immer wieder eine Stadt Rügen oder ein Gemeindeverband Rügen. Das müsse man nüchtern abwägen und gewährleisten, dass Betroffenen vor Ort auch Mitsprache haben. Es gebe Überlegungen, einen Rügenrat zu bilden. „Das sollte man nicht aus der Hüfte schießen.“ Beteiligung, Legitimation und Kompetenzen müssten sauber geklärt sein. Das zusätzliche Regierungsamt des Vorpommern-Staatssekretärs war 2016 nach der Landtagswahl geschaffen worden – auf Vorschlag der CDU und als Reaktion auf den vielfach geäußerten Vorwurf der regionalen Benachteiligung und die hohen Wahlergebnisse der AfD in Vorpommern. Wiederholt gab es Kritik an dem Amt, das in der letzten Legislaturperiode von Miraß‘ Parteifreund Patrick Dahlemann aus Torgelow bekleidet worden war. So beschrieb etwa die FDP im zurückliegenden Landtagswahlkampf den Staatssekretär als teuren Boten für Fördermittelbescheide. Auch der heutige SPD-Koalitionspartner Linke war im Wahlkampf noch gegen das Amt gewesen.